Donnerstag, 29. September 2016

Epilog: die Rückreise

Ganz, ganz schweren Herzens verlassen wir die Limanda. Wer immer hier liest und dieses Boot auch fährt: Behandelt sie bloß gut. Sonst gibbet Ärger.

Wir steuern heim und erstmal diverse Häfen an. So schnell kann man sich eben nicht trennen. Außerdem schwankt der feste Boden erheblich. Kein Wunder nach so vielen Tagen draußen auf dem Wasser. Zunächst besuchen wir die Yacht-Vermiddeling in Terherne und sehen so Einiges. Vor allem auch so einiges Erschwingliches und Gefälliges. Es wird werden. Wir sind sicher.

Der nächste Stop ist in Hattem an der Ijssel. Kannte ich gar nicht, sagte mir gar nichts. Allenfalls von einem Fahrradrouten-Hinweisschild am Pannerdensch Kanal vor einigen Wochen. Wir besuchen auch dort einen Yachthafen und einen Yachtbroker. Es ist nicht so ergiebig wie in Terherne, aber Überblick verschaffen schadet ja nie. Danach besuchen wir noch die Altstadt der uns unbekannten Stadt und - siehe da. Es ist richtig, richtig schön dort. Wir nehmen Platz auf dem Marktplatz und lunchen erstmal fein auf die holländische Art.




Zu gucken gibt es auch was. Im Rathaus findet eine Hochzeit statt und ich habe einen richtigen HIMYM Moment. Doppelgänger-Alarm. Der Standesbeamte sieht aus wie mein Ex-Chef. Der kriegt erstmal eine Whatsapp, ich finde, er sollte das wissen. Und das Beste: Nach der Trauung zeigt sich das Brautpaar. Nicht einfach so auf dem Platz, wie wir erwarteten. Nein - ganz royal auf dem Balkon des Rathauses. Samt Brautkuss vor der auf dem Marktplatz versammelten Bürgerschaft, die auch fleißig applaudiert. Zu zu schön finden wir das und applaudieren kräftig mit.




Schließlich brechen wir auf und begeben uns in den Heimathafen des Herrn Papa, der uns noch ein feines Abendessen auf der Rheinpromenade spendiert. Hauptsache, ich kann aufs Wasser gucken, ich weiß noch vom letzten Jahr, dass es dauern kann, bis der feste Boden nicht mehr schwankt.

So,. Das war's . Das Logbuch 2016. Es hat mir Spaß gemacht, in Erinnungen zu schwelgen und alles so auch für uns nochmal gut erinnerbar zu machen. Ich hoffe, es hat auch Euch Spaß gemacht und - empfehlt es gerne weiter. Das Logbuch, mich, den Bootsurlaub und überhaupt. Danke für's Lesen.    

Mittwoch, 28. September 2016

Zurück in den Heimathafen der Limanda

Mit dem Gefühl, dank Aussteiger-Oppa etwas klarer zu sehen und einen Plan entwickeln zu können, brechen wir auf. Noch ein bißchen Pikmar-Bummelei - traumschön dort, aber irgendwie unübersichtlich. Wir nehmen schließlich den Kanal zurück zur Princess Margriet, beschließen aber dort, einfach nochmal abzubiegen. In das Naturschutzgebiet Alde Feanen.



Die Idylle vom letzten Jahr ist immer noch te koop. Das ist aber auch echt mal sowas von jottwedeh. Muss man schon wollen, dort zu leben. Wir wollen einfach nur noch einmal traumhafte Natur, traumhafte Ruhe genießen und das ist auf den Kanälen in den Alde Feanen eine geradezu zauberhafte Angelegenheit. Wir steuern die letzte Marrekrite Insel für dieses Jahr an, eine letzte Kaffeepause, ein letztes Sonnenbad, ein letztes Mal die Füße und Seele baumeln lassen und ein letztes Mal fasziniert dem Bugstrahl-Heckstrahlruder-Konzert eines großen Charterboots beim Anlegen zuhören. Irgendwie erinnern mich diese Hilfsmittel ja immer ein bißchen an Carving-Ski. Plötzlich rasten alle auf der Piste rum wie Pottsäue, egal, ob sie es konnten oder nicht. Genauso jetzt mit den Strahlrudern, damit kriegt es jeder gebacken. Früher oder später. Was die allerdings bei starkem Wind machen, mir ein Rätsel. Und dass die rückwärts nicht reagieren, hat sich wohl auch den Wenigsten erschlossen...



Schweren Herzens brechen wir am frühen Abend auf, zurück nach Terherne über den großen Kanal. Ein bißchen schwer ist uns um Herz. Gar nicht so einfach, diese Parallelwelt zu verlassen und den Traum erstmal wieder auf Eis zu legen. Da lenkt mich auch die Eisenbahnbrücke und ein hinter uns stattfindendes Elefantenrennen zweier Berufsschiffer nur marginal ab. Wir gucken noch kurz im schönen Yachthafen an der Schleuse vorbei. Hätte er Platz gehabt, hätten wir dort noch übernachtet. Aber er ist ähnlich knallevoll wie Hart von Friesland. Nicht nur wir wissen anscheinend, wo die besten Kinoplätze sind.



Nun gut, fahren wir heim. Das Schiff muss am nächsten Morgen abgegeben werden, dann bleiben wir halt die letzte Nacht dort in der Marina. Eine Dusche könnte auch echt nicht schaden. Und so haben wir weniger Stress. Und Zeit, das Gewusel bei Wetterwille zu sehen, wenn die Schiffe alle reinkommen und Herr Wetterwille an drei Orten gleichzeitig zu sein scheint. Auch uns erspäht er sofort, winkt fröhlich und beglückwünscht uns zu dem sensationellen Wetter, welches wir gehabt haben. Das Anlegemanöver klappt gut, obwohl die Boxen dort echt eng sind. Aber wäre uns auch unangenehm gewesen, wenn nicht. Wobei wir dann später sehen, dass es ganz normal ist, dass der gute Vercharterer von Boot zu Boot springt und alle eigenhändig in die Boxen manövriert. Da können wir uns ja echt mal was drauf einbilden, dass er bei uns nur plaudernd am Steg stehen blieb. Ha! Eemke! Auch Dein Verdienst. Wie ich überhaupt sagen muss, manövriertechnisch war der Urlaub um einiges entspannter als im letzten Jahr. Wir sind echt sicherer und besser geworden, aus der Einsteiger-Schublade sind wir endgültig raus. Und deswegen wird es auch im nächsten Jahr weitergehen. Hoffentlich steht bald der Urlaubsplan 2017 und wir können buchen. Am liebsten wieder die Limanda. Wir werden berichten.  




Dienstag, 27. September 2016

Blick in die Zukunft

Der Anleger, an dem wir unsere letzte Nacht in freier Natur verbrachten, war zwar sehr sehr schön, aber es war auch ganz schön viel Verkehr. Akkrum scheint so seine Reize zu haben. Wir werden es in diesem Urlaub nicht mehr erleben. Dafür erlebten wir den Aussteiger-Oppa und seine Frau.





Ich erzählte ja bereits von ihnen, dem Aussteiger-Päarchen bei Marrekrite am Kanal nach Akkrum. Im Laufe des Abends und des nächsten Morgens lernten wir sie ein wenig kennen und erfuhren einiges von den Beiden. Die Beiden leben ihn bereits, unseren Traum vom Leben auf dem Boot. Allerdings wesentlich konsequenter und ausgebreiteter, als wir das vorhaben. Die Beiden waren bis zum letzten Jahr noch passionierte Segler, aber mittlerweile sind sie in der Mitte ihrer Siebziger und sind jetzt umgestiegen.



Sie haben sich ein gebrauchtes Boot für eine kleine Mark gekauft und hübschen es jetzt so nach und nach auf. Sommers leben sie auf dem Boot und Winters besteigen sie ein Wohnmobil, mit welchem sie bis nach Portugal fahren, um dort im Mobil auf einem kleinem Grundstück zu leben, welches ihnen gehört. Mit Brunnen und Solarzellen. Das nenn ich mal konsequent.

Das Boot ist ein Boarncruiser von der schon mehrmals erwähnten Rolls-Royce-Werft Boarnstream, die damals so außerordentlich freundlich auf der Boot waren und uns ihr neuestes Boot episch besichtigen ließen. Wir sehen, Boarnstream baut nicht nur außerordentlich schöne Boote, Boarnstream baut anscheinend auch robust und unverwüstlich. Fast 40 Jahre alt ist das Boot unserer Aussteiger und dafür sieht es sehr sehr gut aus. Der Captain ist außerordentlich gesprächig und wir entdecken, dass er meine Heimat, den Niederrhein gut kennt, sodass erstmal News von dort und gemeinsame Erinnerungen ausgetauscht werden. So stellen wir fest, dass wir uns mit Sicherheit schon mal in derselben Kneipe befunden haben müssen ! Tjanun - man trifft sich immer zweimal im Leben. Auch wenn man es gar nicht weiß.

Aber darüberhinaus erfahren wir viel von ihm über den Bootskauf, über Jachtmakler, über Gutachter, über Kosten und und und. Alles Dinge aus der Kategorie Dinge, die wir immer schon mal erfahren wollten. Dafür hat sich die Hilfe gestern wirklich gelohnt.Ist doch was, wenn man hört, dass man keinen unrealistischen Hirngespinsten nachjagt und unser Traum machbar sein wird.

Und es bleibt definitiv unser Traum. Ein eigenes Boot und ganz viel Zeit darauf. Es ist einfach so etwas Schönes, nirgends fühle ich mich besser, nirgends geht es mir besser als auf einem Boot. Und soviel Natur - hat einfach etwas Tröstliches. Man sieht Relationen wieder ganz anders. Wenn man so bei Marrekrites liegt und der Natur einfach beim Dasein zuschaut - dann relativiert sich so vieles und man bekommt - durchaus nicht unaufdringlich - frei Haus die Erkenntnis serviert, dass der Mensch eigentlich gar keine Rolle spielt. Die Natur interessiert sich einen Scheißdreck dafür, worüber wir alle so gerne in hysterische Erregungszustände geraten. Und sie wird immer noch da sein, wenn wir es längst nicht mehr sind.Was also spricht dagegen, sich auf einen Traum zu fokussieren. Nichts !  

Montag, 26. September 2016

Der Entenflüsterer

und andere seemannschaftliche Hilfe

Der nächste Tag schenkt ganz neue Einblicke. Vor allem in die verborgenen Talente des Ruhebewahrers, der ab sofort nur noch Entenflüsterer genannt werden dürfte. Gestern bei Anbruch der Dunkelheit gab er alles, um einen von ihm Yoga-Ente genannten Wasservogel
abzulichten.



DieEnte war anscheinend nicht blöd und wittert nicht nur Morgenluft, sondern auch ihren nahenden Durchbruch zu Entes next Topmodel und beflirtet erstmal meinen Mann nach allen Regeln der Kunst. Der - wie sich rausstellte - nicht einmal das Plitscher-Plätscher-Feder-Wasser-mag-doch-jeder-Alred-Jodokus-Quak-Lied von Hermann van Veen kennt !


Trotz oder wegen meines Gesinges kann die Ente offenkundig mich nicht leiden. Mache ich mich eben auf zum Morgenspaziergang auf der Drachentöter-Vogelschutzinsel-Gedenkroute und währenddessen passiert das:





ich finde es zu schön, aber ich bin ja auch eine Spielverderberin und forciere unseren Abgang. Ist schließlich mein Mann, dass das mal klar ist, Du Ente Du !

Weil es so schön ist, drehen wir - genau - eine Extrarunde über das Sneeker Meer und quälen uns dann durch die offene Sluis von Terherne. Quälen, weil überholen unmöglich ist und ein Schalüppchen vor uns meint, die Schleuse sei so schön, dass man sie ruhig im Kriech-Tempo durchqueren könne. Zum Glück ist keine Berufsschiffsfahrt anwesend zu diesem Zeitpunkt. In Jirnsum biegen wir kurz ab, der obligatorische Schaufensterbummel bei Boarnstream. Und der Blick auf deren ultra-modernen Yachthafen, der wirklich allen SchnickSchnack bietet, sogar überdachte Fahrradständer.


Weiter geht es bis Grou. Auch dort bummeln wir nur per Schiff an der Kade entlang, sehen schöne Cafes und sehr schöne Ferienhäuschen mit Bootsanleger. Wir finden den Ort, soweit wir es vom Wasser aus sehen können, zwar spontan schön, aber es ist arg voll. Und immer noch warm. Da muss man sich ja echt nicht in enge Boxen quetschen und dann durch enge Gassen latschen. Zumal - wenn einer massenhaft holländische Orte kennt, dann wir. Da können wir auf den einen auch noch ein bißchen warten. Wir biegen ab ins Pikmar - und es ist voll. Zumindest an den Anlegern. Unser schöner Anleger vom letzten Jahr - pickepackevoll. Blöd aber auch.





Fahren wir halt in den nächsten Kanal und gucken mal, was passiert. Es ist der Kanal nach Akkrum, aber das sehen wir erst später, als wir dann auch mal auf die Karte gucken, wo wir denn so sind und ob das mit der Tiefe noch so hinhaut. Wir finden einen wunderschönen Anleger, eine Art Barkas liegt dort bereits, deren Skipper auch in guter alter Tradition kommt, um beim Anlegen zu helfen. Brauchen wir zwar nicht, aber nett ist es trotzdem. Und da diese Sitte auch nicht überall mehr bekannt ist, nehmen wir sie auch gerne an.




Nach uns kommen dann die Härtesten von allen. Aussteiger-Opa und Oma. Von ihnen wird noch die Rede sein. Zunächst einmal kriege ich einen halben Herzklappenriß. Der passt doch niemals in die Lücke zwischen uns. Weiß der, dass der eine Badeplattform hintendran hat? Himmel hilf. Zunächst einmal helfen der Entenflüsterer und auch der freundliche Skipper von der Barkas. Es klappt tatsächlich, aber es war echt Millimeter-Arbeit. Die Nerven der beiden Alten möchte ich haben. Der Gute legt erstmal eine äußerst fachmännische Achterspring, greift sich alsdann einen Stock und hömmelt erst zu uns und dann zur Barkas. Um sich zu bedanken für die Hilfe. Mit einem Klopfer! Ist das nicht geil? Ich sah uns plötzlich vor uns, wie wir in 20 Jahren mit unserem Boot über die friese Meere hömmeln und uns bei den helfenden Händen erstmal mit einem Schnappek bedanken. Ich kann mir eine schlechtere Zukunft vorstellen.



Sonntag, 25. September 2016

Schlendrian mit Stippvisiten

Wir sind immer noch nicht weg. Der Morgen ist mild, der Wind still und das Boot echt mückenversifft. So geht es ja auch nicht. Ist doch auch nicht gemütlich für unsere mitreisenden Spinnen. Also Putzaktion. Machen Männer auf Booten so. Immer wieder zu beobachten. Immer wieder süß.




Und dann - kaum abgelegt, schon wieder angelegt. Wir finden auf unserer Schlendrian-Fahrt die zum Passantenhafen Heeg gehörende Insel fast leer vor. Bis auf eine Schulklasse, die dort gerade ihren Sportunterricht abhält. Sprich Segeln lernt. Ach Holland, Deine Kinder haben es echt besser. Uns ist warm und wir haben ja Zeit. Also erstmal an den Strand der Insel und ab ins Wasser. Ist nur so mittel erfrischend, zumal der Boden echt verschlammt ist. Die lange Saison und die vielen Boote lassen grüßen. Danach kurze Stippvisite im Passantenhafen Heeger Wal, wir wollen nur gucken, wie weit so der Neubau ist. Klärt sich nicht so ganz,  es stellt sich die Frage: ist das jetzt Kunst oder ein Dachstuhl? Danach fahren wir noch ein bißchen im Heeger Außenbezirk rum, bestaunen die vielen schönen Plattboden-Boote - Skutjes heißen die wohl hier, ich kannte die früher als Tjalks, aber nun, Zeiten ändern sich - by Heech van de Mar, die wir ebenfalls sehr freundlich von der Boot in Erinnerung haben. Und wir suchen die Veenstra Vishal  und - finden sie wieder nicht. Auf Google Earth zuhause hatte ich sie gesichtet, aber das hier ist nicht Google, Suchmaschine Britta analog klappt nicht so ganz.  Ganz ehrlich, das Ding ist doch ein maritimer Mythos. Anders können wir es uns nicht erklären.



Egal, Karl. Ab auf Johan Friso - Gott sei seiner Seele gändig - sein Kanal, übers Äquaduct auf die Autobahn, sprich auf dem PMK, den großen Princess Margriet Kanal, Sagte ich schon, dass ich diese Äquaducte sensationell finde? Ja, oder? Auf dem PMK jedenfalls ist erstaunlich wenig los, uns soll es recht sein. Ziemlich schnell sind wir auf dem Sneeker Meer und drehen erstmal eine Spaßrunde. Gucken, was so los ist. Außer weiteren Schulklassen, die segeln lernen, nicht ganz so viel. Auch die zahlreichen Anleger bieten noch reichlich Auswahl. Sind aber auch viele hinzugekommen in den letzten Jahren. Die Marrekrite leistet einfach großartige Arbeit. Wir umrunden mal das Start-Eiland, den Profi-Yachthafen mitten im Meer. Außer den unvermeidlichen Le-Boat-Crews, von denen wir diesen Urlaub recht viele sahen - scheint eine gute Zeit für Gruppentouren zu sein - ist es auch dort recht leer. Wir werden also bestimmt auch später am Abend noch die Qual der Wahl haben. Gut zu wissen, denn so entscheiden wir uns, noch ein bißchen rumzuschlendrianen und auch bei Hart van Friesland vorbeizuschauen.

Zunächst fahren wir Richtung Sneek, die Stadt werden wir nicht beehren. Kennen wir ja und nach Enge und Stress in den vielen Kanälen ist uns mal so gar nicht. Aber wir fahren das Gebiet 't Ges ab, den Werften-Boulevard. Hier versammelt sich vieles, was Rang und Namen hat im holländischen Schiffsverkehr, sozusagen Schaufensterbummel vom Wasser aus. Und dann schauen wir kurz bei Hart van Friesland rein und - werden bitter enttäuscht. Der Hafen ist knallevoll, wir kriegen uns so gerade an den Meldesteiger gequetscht. Von Tinus ist weit und breit nichts zu sehen,  er nimmt es wohl mal wieder locker. Kennen wir ja. Ein anderes Paar auf Durchreise/ Anreise, man weiß es nicht, hackt wütend auf ihren Smartphones rum mit ohne Ergebnis. Ich quatsche einfach mal ein paar Segler an, die im Hafen liegen und siehe - sie kennen Tinus auch gut und wissen halbwegs Bescheid. Immerhin wissen sie, dass wohl die letzten Plätze reserviert seien und sie noch mit Müh und Not untergekommen sind. Dafür weiß ich, dass das Restaurant nur am Wochenende auf hat, so dass jetzt sowohl die Segler als auch wir wohl nicht am Ziel unserer Wünsche sind. Wir entscheiden, nicht zu warten und einfach wieder zu Marrekrites zurückzukehren. Es ist zudem nämlich auch total heiß und in dem windgeschützten Hafen gar nicht mal verlockend.


Wir beehren also das Sneeker Meer und siehe da - unser Gewitter-Anleger vom letzten Jahr ist noch komplett frei. Übrigens die Rückseite der schönen Vogelschutzinsel, die einst den Drachentöter und das Engelchen so begeisterte. Wir nehmen also den und finden alles gut so, wie es ist. Vor allem auffrischender als bei Hart van Friesland. Er wird trotzdem unsere Lieblings-Marina bleiben und ist ja auch schön, wenn er so einen Zuspruch hat. Gibt es also Entenkino, Kanalkino und Inselkino statt Hafenkino. Und außerdem sehen wir mittlerweile eh arg verwildert aus, da passen wir da auch besser ins Outback.




Samstag, 24. September 2016

Hauptsache anlegen. Egal wie

Über Nacht haben wir dann doch noch einige wenige Gefährten an unserem Eiland bekommen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kam ein Ehepaar in einem wirklich schönen Schalüppchen, zog sich die Persenning über den Kopf und ward fortan nicht mehr gesehen. Fand ich irgendwie cool.


Und ein ganz, ganz schönes Boot liegt in Sichtweite. Ein sehr gepflegtes Holzvboot, klein, aber wohl sehr komplett. Die laufen gerade schon wieder aus und fahren sehr nahe fröhlich winkend an uns vorbei, sodass ich von meiner Aussichtsbrücke aus gut gucken kann. Großmütig, wie ich nun mal so bin, sage ich zum Ruhebewahrer: "Also, das würde mir für den Anfang auch durchaus schon reichen, auch wenn es klein ist". Der verschluckt sich fast an seinem Morgenkaffee und erklärt mir milde lächelnd, dass dieses Boot wohl teurer sein dürfte als all meine sonstigen Träume zusammen. Tjanun, es war schon immer etwas teurer, einen guten Geschmack zu haben.

Das Heeger Meer ist ein bißchen wellig an dem Tag, wir machen uns so langsam bereit für's Ablegemanöver. Der Urlaub ist zwar über den Berg, aber so einige Tage haben wir noch. Und die sollen absichtlich Tage der Planlosigkeit werden. Wir wollen zwar auf jeden Fall noch bis zum Pikmar, aber gar so weit ist das auch nicht. Wir sind ja jetzt streckenerprobt. Ansonsten möchten wir einfach ein bißchen rumfahren, mal hier schauen, mal dort schauen und bleiben, wo es uns so gerade gefällt. Mit Pausen.



Gute Versorgungslage nach Stavoren 
Erstmal aber muss der Ruhebewahrer Hand anlegen. Nicht im Club der toten Dichter, sondern bei einem richtig großen Charterboot, welches gerade versucht, vor uns anzulegen. Die kommen von einem der ganz großen Vercharterer aus Drachten und haben mal so ganz offensichtlich keinen Plan von dem, was sie tun. Es mööpt das Bugstrahlruder, es quäkt das Heckstrahlruder, oben an Deck steht eine offensichtlich sehr unglückliche Frau mit Seil in der Hand und keinem Plan, was sie damit tun soll und wie es von da hoch oben um den Poller kommen soll. Das Boot titscht mit dem Bug an, es titscht achtern an, der Gatte erbarmt sich und lässt sich das Seil zuwerfen. Also ehrlich, ich dachte ja, wir hätten uns im letzten Jahr blamiert. Aber so planlos war ich nie und schon mal gar nicht bei Top-Wetter. Das Boot sieht auch ziemlich zerdellt aus, vier Ehepaare sind drauf und einige Kinder. Ich habe keine Vorstellung, wie die durch ihren Urlaub kommen wollen, nicht einmal, wie die an dem Morgen überhaupt angelegt hätten, wenn wir nicht da gewesen wären. Aber was weiß ich schon. Ich reihe mich wahrscheinlich ein in die Riege der klugscheissernden Boots-Blogger, die einfach nicht verstehen wollen, dass man auch ohne jede Vorkenntnis ganz prima bootsurlauben kann. Die Drachtener Crew geht jedenfalls erstmal schwimmen, gerne auch in der Fahrrinne. Mit den Blagen, versteht sich.

Kaum sind die versorgt, kommt noch ein Boot aus unserer Lieblingsmarina, Hart van Friesland. Legt zwar ok an, aber - mitten im Weg. Mit nur einem Boot mindestens sieben Anlegeplätze blockieren - muss man auch erstmal können. Wir freuen uns trotzdem, das Boot zu sehen. Vielleicht schauen wir ja nachher mal, wie es in diesem unserem Lieblingshafen, wo wir schon mit den Assigen denkwürdige Tage verbrachten, so ausschaut. Dann können wir ja bei Tinus petzen. Nein, machen wir nicht. Es wird schon einer kommen, der der Crew sagt, dass es so mal gar nicht geht. Nicht unsere Baustelle. Wir wollen jetzt endlich los.  

Mittwoch, 21. September 2016

Und abends geht die Fahne rein

im schönen Gaastmeer (friesisch Gaastmar)  auf einer noch schöneren Insel

Gut bevorratet dank Troof-Markt fahren wir ins Gaastmar, welches nur durch eine schmale Insel vom Sanmar getrennt wird. Es ist richtig, richtig viel los. Vor allem wieder viele kleine Segler, die vor allem den Kanal kreuzen. Das sieht für ein großes Motorboot wie unseres nach Stress aus. Wir wollten eigentlich durch diesen Kanal und einen von den Marrekrite Plätzen in den dahinter liegenden Brekken entern, aber wir entscheiden uns aufgrund des enormen Segelverkehrs anders. Man kann es den Seglern nicht einmal verdenken, dieser Kanal ist auch der Weg nach Makkum und das Ijsselmeer nun mal das natürliche Lebensumfeld des Seglers.

Die Insel zwischen Sanmar und Gaastmar sah auch durchaus verlockend aus und es ist noch schön viel Platz. Wir legen artig ganz am Ende des Stegs an und lassen genug Platz für Nachfolger, die auch alsbald kommen. Erst ein sehr schönes Plattboden-Boot mit Hund Caes und dann ein großes Plattboden-Boot mit einer fröhlichen, entspannten Truppe an Bord. Die Insel hat eine wunderbar blühende Vegetation und es liegen viele Boote rundum. Der Captain sonnenbadet auf dem Bug, ich auf dem Steg.










Später am Nachmittag lernen wir dann Caes und sein Herrchen kennen. Er ist aus der Nähe von Harlingen und schon den ganzen Sommer seit Anfang Juni mit Plattbodenboot und Gattin unterwegs. Wie beneidenswert. Wir erzählen uns voneinander und entdecken außer der Liebe zum Bootsleben noch andere Gemeinsamkeiten. Wie das eben so ist, wenn man als Deutsche im Grenzgebiet aufgewachsen ist und Papa Caes auch. Außerdem hat er jede Menge Tipps für den geplanten Stavoren-Besuch für uns, die er uns bereitwillig gibt und noch auf der Karte zeigt. Ihm gefällt wohl meine persönliche Vrouwtje van Stovoren Geschichte (kommt hier auch noch, Ihr bleibt nicht verschont) und es wird sich weisen, dass seine Erklärungen und Tipps Gold wert sind. Wir sind ihm ehrlich dankbar, ohne seine Tipps wären wir den Stavoren-Besuch anders angegangen und es wäre lange nicht so schön geworden.

 Abends gibt es dann ein Festmahl zur äußerst beeindruckenden Lasershow. Sprich Wetterleuchten und anschließendes Gewitter über all den Meeren, meilenweit zu sehen. Inclusive anschließendem sternenklaren Himmel. Milchstrasse über Meer an Marrekrite. Hach. Ach. Und wir holen die Fahne rein und rollen sie ordentlich auf. Denn - das haben wir ebenfalls vom Plattboden-Boots-Kapitän gelernt. Ein ordentlicher Seemann befolgt die Regel: Abends geht die Fahne rein. ist uns neu, aber wir glauben das jetzt einfach mal. Wir sind zwar Freizeitskipper, aber wir wollen es ja ernst nehmen.









Der nächste Morgen beginnt ebenfalls verzaubert. Die Plattboden-Crew zwei vor uns entpuppt sich als Chor auf Betriebsausflug und sie begrüßen den wunderschönen Sonntag mit Chorälen und Liedern. Es ist eine so wunderschöne Stimmung am Steg, man kann es kaum beschreiben. Der spiegelglatte See, der blaue Himmel, der laue Wind und schöne Stimmen, die über dieser Natur schweben. Ich war ehrlich ergriffen.


In dieser Stimmung legen wir ab, voller Vorfreude auf Stavoren, unseren Steg-Genossen der Nacht fröhlich winkend. Mögen auch sie alle einen so schönen Tag gehabt wie wir.