Samstag, 10. September 2016

Skippertraining in Terherne

Na, da hatte ich mir was eingebrockt..... Wenn ich das gewusst hätte, was da auf uns und im speziellen auf mich zukam, ich - hätte das Skippertraining trotzdem gebucht. Es war schmerzhaft, es war sagenhaft stressig, es war aber auch spassig und sehr, sehr lehrreich. Und hat uns mit Sicherheit so einiges an Aufregung während des Urlaubs erspart. Das war die fast drei Stunden Stress allemal wert.

Auf der Webseite der Wetterwilles hatte ich das gefunden. Dort wird die Vermittlung von Skippertrainings angeboten und zwar nicht nur für Anfänger, sondern auch für Leute mit Erfahrung. Das fand ich ja mal gar nicht so schlecht, wenn ich an so manches nervenaufreibende Manöver im letzten Jahr so dachte..... jeder blamiert sich eben, so gut er kann. Und wie gesagt - mit einem Stahlschiff waren wir beide noch nie gefahren. Für den Sohn eines Stahlhändlers wurde das ja auch mal Zeit. (Irgendwie finde ich eh, so eine holländische Stahljacht ist ein bißchen wie wir - halb Ruhrpott, halb Holland).

Dazu kam, in meiner "Sehnsucht ist ein Notfall" Stimmung vor dem Urlaub hatte ich begonnen, diverse Blogs im Netz zu lesen, die von Bootsurlauben berichteten, fast ausnahmslos von Männern geschrieben. Und wie manche Männer nun mal so sind, so waren auch diese Blogs. Voller (meist künstlich) erzeugter Spannung, voller Aufreger und natürlich voller Ruhm darüber, über welche Fähigkeiten diese Skipper so alle verfügen und was man alles so drauf haben sollte, wenn man sich wirklich aufs Wasser wagt. Und je mehr ich las, desto verzagter wurde ich zwischenzeitlich. Was maßen wir uns da bloß wieder an? Der Ruhebewahrer holte mich dann wieder runter und er hatte natürlich Recht. Auch er hat einen Bootsführerschein und zwar schon ewig und drei Tage. Und unsere gemeinsamen Bootsstunden sind schon sehr, sehr zahlreich. Es ist ja nun echt nicht so, dass wir keine Ahnung haben. Man verstehe mich nicht falsch, ich bin auch kein Fan davon, Leute ohne Vorkenntnisse und Sinn und Verstand auf den Schiffsverkehr loszulassen und finde auch, man sollte das ohne Ahnung nicht tun. Aber unsere Ahnung ist eben doch gar nicht so klein. Vielleicht sogar größer als die derer, die sich da im Netz derart aufplusterten.

Dennoch fanden wir die Idee eines Skippertrainings gar nicht so schlecht und buchten das dann kurzerhand. Nachdem wir also in Terherne "unsere" Limanda geentert hatten, kam er auch schon an Bord. Unser Lehrer. Wettergegerbt, den erfahrenen Bootsmann, Skipper und Segler sah man ihm schon drei Meilen gegen den Wind an. Verschmitztes Lächeln, Lachfältchen und ein fester Händedruck. Das war Eemke aus dem benachbarten Akkrum, Pensionär, Regattasegler und nebenberuflicher Skippertrainer. Er hörte sich zunächst an, was uns am Herzen lag. Dass der Ruhebewahrer fahren konnte, war ihm schon nach den ersten Metern klar. Auch dass wir durchaus versiert im Seekarten-Lesen sind, vermerkte er wohlwollend und strich diese Punkte direkt von der Liste. Somit war klar, wir würden nur Manöver üben, die sich besonders für ein Stahlschiff anbieten.



Kaum draußen aus dem Hafen wurde klar, das würde kein Spaziergang. Der Wind war krachtig, die See war kabbelig - so schlechte Bedingungen hatten wir während des ganzen Urlaubs nicht mehr. Aber gut - wir wollen ja keine Sonnenschein-Bootsfahrer sein und wenn man bei solchen Bedingungen übt, kann es der Sicherheit nur dienen. Wir lernten also diverse Stege, Häfen, Boxen in der Nachbarschaft der Wetterwille Marina kennen, legten an und ab, seitwärts, rückwärts, vorwärts. mit Radeffekt, mit und ohne Bugstrahlruder, gegen den Wind und mit ihm. Der Gatte stand gemütlich am Ruder, ich turnte mit Eemke über das ganze Boot. Zum Bug, zum Heck, Backbord, Steuerbord, hängte Fender um, rollte Leinen auf und ab, hängte diese wieder um, hüpfte auf den Steg und wieder aufs Boot, machte mal so, mal so fest. Achterspring, Vorderspring. Knoten, Knoten, Knoten aller Arten, Eemkes Wunderknoten für alle Fälle eingeschlossen. Kommandos für die schnelle Verständigung untereinander - schließlich sind wir nur zu zweit, das ist und bleibt wenig auf einem Boot - bekamen wir auch noch frei Haus. Am besten gefiel mir "fern vom Holz" als Bestätigung dafür, dass Dirk nun gefahrlos fahren kann, weil der Anleger weit genug entfernt ist und ich versäumte es bei keinem Ablegemanöver mehr, dieses Kommando anzubringen.... Hat was, wenn man auf dem fahrenden Boot steht, das Seil fachmännisch aufrollend "fern vom Holz" brüllt.





Das Wichtigste, was Eemke uns beibrachte, war, dass -egal, wie die Wetterbedingungen sind - es das Wichtigste ist, Manöver in aller Ruhe durchzuführen und so langsam wie möglich. Das war etwas, was wir vorher nicht so beherzigt hatten und im letzten Jahr wohl zu der ein oder anderen stressigen Situation geführt hatte. Aber so ein Stahlschiff ist zwar schwerer zu lenken, aber es ist eben auch ein Verdränger und geht nicht so schnell wieder vom Kurs resp. Steg ab. Der Ruhebewahrer lernte vor allem das Manöver mit dem Radeffekt und damit sind wir auch ganz prima klargekommen während des Urlaubs. Ich war feddich wie Bolle nach dem Training, klatschnass natürlich auch ( aber das dänische High-Tech-Jüppschen hielt wie eh und je) und leicht lädiert. Die blauen Flecke an meinen Beinen, die daher rührten, dass ich das Schiff und seine Reling noch nicht kannte und mich dauernd stieß, zumal man bei dem strömenden Regen die Hand vor Augen nicht sehen konnte, gereichen mir noch heute zur Zierde. Aber - es hat echt viel gebracht und unsere, vor allem meine Sicherheit und unser Zusammenspiel enorm erhöht. Hat sich also gelohnt. Fotos davon gibt es aus Gründen natürlich keine. Die hier geposteten sind aus dem reichhaltigen Urlaubsvorrat. Der Abend belohnte uns dann mit plötzlicher Aufklarung und einem schönen Sonnenuntergang, der schon versprach, was die nächsten Wochen hielten.      
     

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