Mittwoch, 10. Juli 2019

Das erste lange Wochenende

 Wie unglaublich geil war das? Langes Wochenende, Holland! Früher DER Klassiker. Heutzutage kaum mehr bezahlbar. Es sei denn.... man hat was eigenes. Also was zum drauf oder drin wohnen. Jodeldiplom hilft da nicht wirklich.

Es gelang dem Gatten, sich kurzfristig noch ins Team Brückentag zu buchen und zwischen Bootsübernahme und erstem richtigen Genuss mussten wir nur für 3 schlanke Arbeitstage zurück nach Hause. Noch ein Vorteil des Jodeldiploms: Wir können fahren, ankommen und abreisen, wie wir wollen. Ohne uns an Zeiten von Vermietern oder Vercharterern zu halten. So beschlossen wir Mittwoch-Abends, kaum dass der Gatte den Heimathafen erreicht hatte, einen Kaltstart. Das Kreuz Oberhausen war gesperrt, ein ellenlanger Stau Holland-Reisender dahinter und wenn wir sofort ins Auto springen würden, könnten wir vor dem Stau herfahren. Gesagt, getan. In weiser Voraussicht hatte ich daheim bereits alles fertig und so waren wir ruck zuck in Narnia. Saßen auf Deck, schauten auf den Hafen und waren zwar müde, aber unbeschreiblich glücklich.

Yachthafen Abendstimmung


Den Liegeplatz in Narnia haben wir bis auf weiteres übernommen, für dies Jahr ist er eh bezahlt und gehörte zum Paket dazu. Den angrenzenden Ort kennen wir bereits aus den letzten Jahren, witzigerweise diente er uns bereits 3mal als sicherer Hafen bei schlechtem Wetter. Die Infrastruktur ist super, es ist DER Seglertreff in Friesland schlechthin. Und was für Segler gut ist, ist auch für Motorboote fein. Wir sind in 2 1/ 2 Std. da, das ist zwar eine Nummer, aber wir schauen erstmal, wie wir das auf Dauer finden. Wir wüssten noch ein anderes Gebiet, kurz hinter Arnheim, das wäre eine Stunde weniger. Halten wir als Alternative im Hinterkopf, glauben allerdings, wenn wir dorthin umziehen würden, würden wir jedes Mal bei Ankunft denken, nur noch eine Stunde und wir wären im gelobten Narnia Land.

Nun aber waren wir erstmal da. Der Donnerstag ging geplant drauf für Erledigungen. Erster wichtigster Punkt war das Namensschild. Wir hatten Hoffnungen in den Ort gesetzt, weil dort immer noch Plattbodenschiffe nach alter Tradition gebaut wurden und wir wollten auch so ein Holzschild, wie es eigentlich auch auf diese Aquanaut-Reihe gehört hatte. Die angrenzende Werft konnte uns zwar mit Namen helfen, selbst machen die es aber auch nicht. Auch die beiden Bootsbedarf-Läden erwiesen sich zwar als hilfreich, aber man konnte uns nur verweisen. Schade. Wir verspürten wenig Lust, die nächsten kostbaren Narnia-Tage mit Namensschild-Rumgondeleien zu verbringen. Google ist unser Freund und wir beschlossen, das zuhause über dieses Internet zu regeln. Vielleicht setzt es sich ja doch durch .....

Dann traten wir noch in ergiebige Action und bekamen erwartungs- und erfahrungsgemäß alles, was für's Erste auf unserer Liste stand. Sogar frisches Holland-Sushi für das erste Abendessen an Bord.

Gepäck an Bord mit Handkarren
Erstmal alle Plörren an Bord. Einräumen kann man auch an der Marrekrite 
Freitag dann warfen wir die Leinen und ab auf die erste Tour mit UNSEREM Boot. Wir fuhren die große Kanalrunde über Woudsend, glitten über das Aquadukt des Johan Friso Gott hab ihn selig und drehten zwei Runden durch Lieblingskanal und am Gewittersteiger vorbei. Zwei, weil wir ja gucken wollten, wo ein besonders schöner Marrekrite Platz frei war. Wir entschieden uns schließlich für den Kanal, an dem wir vor wenigen Wochen erst den Urlaub mit der Ardeche begonnen hatten und legten an.  Witzigerweise konnte ich uns die ganze Zeit sehen, wie wir da Anfang Mai auf der Ardeche gesesssen hatten, mehr oder weniger ahnungslos, dass wir schon wenige Wochen später wieder da sein würden. Mit eigenem Boot und mitten in der Saison, die wir uns sonst nie geleistet hätten. Auf der Ardeche hatten wir zwar ab und an - jedes Mal, wenn eine Aquanaut vorbei fuhr - über die Maybe gesprochen. Aber wir hatten im Laufe der Jahre soviele Boote besichtigt, in der Woche gingen wir noch nicht im Geringsten davon aus, dass wir wirklich zu Potte kommen würden.

Naturschutzgebiet Sneeker Meer

Mit der Ardeche im Mai im Naturschutzgebiet Frijgerzen. Niemals hätte ich gedacht, nur wenige Wochen später wieder da zu sein. Unfassbar.

Frijgerzen, nur wenige Wochen später. Wir können es kaum glauben
Derselbe Kanal, andere Kanalseite, anderes Boot. Ich kann es immer noch nicht glauben. 


Am Samstag war es weniger windig, das Wetter versprach einiges. Wir beschlossen, einfach da zu bleiben, wo wir waren. Wir wollten einiges am Boot machen, Chrom polieren, einräumen, umräumen, ausräumen, dekorieren. Unsere eigene Deko, vor allem die Geschenke sollten einen herausragenden Platz erhalten. Alles halt so einrichten, wie wir es gut finden und brauchen. Und das geht ja prima an einer Marrekrite. Mit vielen Pausen zwischendurch, ergiebigem Kanalkino, Coffee, Cookjes und pre-cooked Nasi Goreng vom in dieser Hinsicht wie überall bestens ausgestatteten Holland-Supermarkt. Kurzum:  jedes gängige holländische Klischee bedient. Aqua-Camping wie aus dem Bilderbuch.

Das holländische Traum Klischee
der holländische Traum - Aquacamping mit allen Klischees

Sonntags fuhren wir dann zurück. Eine ungeplante Runde über das Sneeker Meer, der Gewittersteiger-Kanal war uns zu voll. Es war Bombenwetter, alles, was auch nur ein Mini-Segel hatte, war auf dem Wasser. Dementsprechend war die Rückfahrt. Langsam, langsamer, am allerlangsamsten. Der Rückweg über den JFK ( JohanFriso-Kanal) war Kamener Kreuz in Vollendung. Aber was soll's. Es gab viel zu sehen, wir thronten auf der Aquamarijn, ein leichter Fahrtwind belebte den Tag. Zurück im Hafen legten wir ein leider nur grenzwertiges Anlegemanöver hin, da ist noch Luft nach oben. Dann Boot putzen, entstauben, spülen. Was man eben im Hafen so macht als Bootsbesitzer.

Die nächsten in Angriff zu nehmenden Punkte: Der Strom-Kreislauf. Kühlschrank und Stecker sind nur an den Landstromkreislauf angeschlossen, die Vorbesitzer waren eben Hafenlieger. Dabei lädt die bordeigene Solaranlage die Verbraucher-Batterie des Bootes formidabel auf, eigentlich allerbeste Voraussetzungen. Erste Adressen haben wir, die wir deswegen ansprechen werden. Solange behelfen wir uns mit dem Umwandler, den wir in einer der unzähligen Bootskisten voller Werkzeug fanden. Ging auch.

Bootsleben ist eben die teuerste Variante unbequem zu leben. Aber auch die geilste.


Die Nennung der Werft dient der Vollständigkeit. Dies ist keine bezahlte Werbung. Auch keine unbezahlte. Allenfalls eine unaufgeforderte. Aquanaut selber hat nicht die geringste Ahnung davon, dass wir jetzt dieses Boot besitzen und deren Loblied singen.

Die Bootsübernahme

Nach der Unterschrift auf dem Kaufvertrag ist vor der Bootsübergabe und vor schlaflosen Nächten. Jeder Menge schlafloser Nächte. Pfingsten kam und ging, die Tage danach zogen sich wie Kaugummi. Dann endlich war es Mitte Juni und der große Tag kam. Natürlich wurde am Abend vor der großen Fahrt noch ein Teil der Autobahn on the way to Narnia gesperrt. Aber nicht mit uns. Nun haben wir Narnia einmal gefunden, nun hält uns nichts mehr auf. Also noch am Abend vorher schnell vor der Sperrung durchgehuscht und ersten Anker in der familieneigenen Hafenkneipe geworfen, betrieben vom Herrn Papa.

Hafenkneipe Emmerich
Familieneigene Hafenkneipe
Von dort aus ist es gar nicht mehr so weit nach Narnia und so machten wir uns am Tag der Tage halbwegs entspannt auf den Weg. Kaum angekommen im Hafen, kam schon die erste WA des Herrn Juristen "Und? Und?" . Ihm war nervös. Kaufvertrag in D nach deutschem Recht und Eigentumsübergang nach NL-Recht, das war dem Berufsskeptiker zuviel des Guten. Dabei halte ich jede Wette, diese Finesse ist bisher noch keinem aufgefallen, weder dem Yachtmakler noch erst recht nicht dem Verkäufer. Solche Bootsübergaben sind Standard. Wer will schon ein Boot auf dem Rhein-Herne-Kanal in Empfang nehmen. Wir jedenfalls nicht. Außerdem - Es fand ja schließlich nicht in einer Bananenrepublik statt, sondern in meinem Großvaterland. Und ich habe diesem Land bereits ein Kind anvertraut....

Die bisherigen Eigner warteten auch schon auf uns, das Boot war einladend geöffnet, sogar ein Höckerchen hatten sie auf dem Steg bereit gestellt, damit man besser raufkommt. ( Wie ich einen Tag später erst feststellte, haben sie dieses Omma-Höckerchen fest auf den Steg geschraubt...Hand vor's Gesicht klatsch Emoji. Noch haben wir uns nicht getraut, es abzuschrauben. Der Steg.... ) Nach einem ersten Kaffee und Beruhigungs-Kippchen in der nächsten Hafenkneipe ging es dann an Bord.

Hafenkneipe Heeg YH Eendracht
Blick auf die Hafenkneipe in Narnia 
Übergabe. Ich immer wacker dabei mit meinem Maja-Maybe-Was-dürfen-wir-ja-nicht-vergessen-Block. Technische Details hierfür, technische Details dafür, der bisherige Eigner gab den Erklärbären de luxe. Ich verstand größtenteils nur Wasserbahnhof, der Gatte nickte immer wissend und diktierte entscheidende Details in den Block. Die spannendste Frage wird sein: Werden wir je diese Supi-Dupi-braucht-kein-Mensch-ich-guck-schon-zuhause-kaum-lineares-Fernsehen-Satelliten-Anlage in Gang kriegen? Schätzungsweise werden wir es dieses Jahr nicht mehr rausfinden.

Nach Bootsübernahme
Geschafft, aber glücklich. Das erste Selfie auf eigenem Boot 

Der Captain am Ziel seiner Träume 

Die Übergabe nahm fast den gesamten Tag in Anspruch, die alten und neuen Eigner beendeten mit einem gemeinsamen Abendessen in eben der Hafenkneipe. Danach fielen wir völlig erschöpft in unsere Koje. Die erste Nacht an Bord. Tief und gut, aber traumlos geschlafen. Dafür super glücklich aufgewacht. Surreal das Ganze, aber auch einfach nur toll, toll, toll. Erstes relativ karges Frühstück und dann auf zur Jungfernfahrt. Trotz Sturm, Regen und allet. Das wollte sich der Captain natürlich nicht nehmen lassen. Wir ritten einmal über das kabbelige Heeger Meer, durchkreuzten ein, zwei Kanäle und legten dann halbwegs gekonnt wieder an. Im Hafen erregten wir einiges Aufsehen. Nicht, weil wir uns so doof angestellt hätten, sondern, weil dieses Boot endlich wieder einmal fuhr. Den ein oder anderen Anlieger im Hafen lernten wir bereits kennen und erfuhren so auch, was wir eh schon ahnten. Die Vorbesitzer haben das Boot aus Altersgründen abgegeben und es in den letzten Jahren so gut wie nie zum Fahren genutzt, sondern eher als schwimmende Ferienwohnung und Bastel-Projekt.Gut für uns. Wenn wir das geahnt hätten in den letzten Jahren, dass irgendwo in Narnia einer sitzt und uns unser Traumschiff zurecht schraubt...

Der Captain bei der stürmischen Jungfernfahrt

Ausschnitt aus dem Video der Jungfernfahrt. Keine Ahnung, wie ich das letztes Jahr gemacht hab, Videos zu bloggen
Die Nennung der Werft dient der Vollständigkeit. Dies ist keine bezahlte Werbung. Auch keine unbezahlte. Allenfalls eine unaufgeforderte. Aquanaut selber hat nicht die geringste Ahnung davon, dass wir jetzt dieses Boot besitzen und deren Loblied singen. Auch der Fürst von Metternich ist rein zufällig auf dieses Bild geraten. Und ich hasse es wie die Pest, dass ich das extra erwähnen muss. So albern.

Freitag, 5. Juli 2019

Und was ist die Aquamarijn jetzt für ein Boot ?

Die Aquamarijn ist eine holländische Stahlyacht aus dem Hause Aquanaut, einer holländischen Traditionswerft. Aquanaut ist bekannt für qualitativ hochwertige, langlebige, alltagstaugliche, gut durchdachte Boote. Boote wie unseres aus der Aquanaut-Beauty Reihe mit dem typischen türkisen Streifen sieht man tatsächlich häufig auf Hollands Wasserstraßen. Bei unseren Bootsurlauben hatten wir absichtlich verschiedene Bootstypen ausprobiert und tatsächlich mit der Mistral im letzten Jahr auch eine Aquanaut bereits ausgiebig getestet. Obwohl wir uns im Frühjahr mit der Ardeche ins Luxussegment gewagt hatten, war die Mistral immer noch unser bevorzugtes Boot. War auch sehr witzig, als wir die Aquamarijn besichtigten. Es war wie nach Hause kommen, wir kannten ja alles schon. 

Ein Bericht mit vielen Bildern der Aquamarin 


(Im September 2018 lagen wir eine Nacht mit der Mistral um die Ecke von Narnia, nachdem wir den Flecken - natürlich - wieder einmal vergeblich gesucht hatten. Wenn wir da schon gewusst hätten, dass um die Ecke UNSER Boot liegt und nur auf uns wartet. Surreal)

Aquanaut Mistral September2018, um die Ecke von Narnia



Aquanaut Aquamarijn Mai 19 in Narnia, nur ein Hafen weiter.  

Die Aquamarijn ist 9,50 Meter lang, 3 Meter breit und hat einen Tiefgang von 1 Meter. Jahre hat sie schon ein paar mehr auf dem Buckel, gute 30, um genau zu sein. Wie die Mistral übrigens auch. Wir hatten vor Besichtigung nochmal genau nachgefragt beim Vercharter. Was bei Stahlbooten aber immer noch jung ist. Wir kennen deutlich ältere Boote. Unseres jetzt wurde 2016 komplett werft-überholt, mit jeder Menge moderner Technik versehen und der gesamte Unterboden ist auch gemacht. Bug und Heckschraube haben wir, Warmwasseraufbereitung, Solaranlage, Elektrisches WC und sogar eine sich selbst ausrichtende Satellitenanlage. Das Letzte, was ich mir jemals auf ein Boot hätte bauen lassen, aber jetzt ist sie nun mal da. Die Innenausstattung ist komplett neu, da hat die Gattin des Vorbesitzers viel Geschmack bewiesen. Alles ist wie das Boot außen blau, türkis und elfenbein. Ich hätte es nicht viel anders gemacht. Domburg-Farben. Bzw. die Farben des Aquamarins. Immer schon geliebt.


Bis jetzt nur als Armlehne genutzt - die Satellitenanlage

Salon im Boot
Der Salon der Aquamarijn

Boot Bug innen
im Bug innen

Kochecke im Boot
Kitchenette 

Es war auch das erste Mal, das ich ein Boot besichtigte und nicht sofort im Kopf anfing zu rechnen, was die Änderung der Innenausstattung wohl zusätzlich kosten würde. Ich brauche nur an die eigentlich tolle ReFraWaRo zu denken, die war sowas von geschmacksverirrte Eighties von innen. Vier bequeme Schlafplätze haben wir, zwei davon im Bug, die man problemlos umbauen kann. Bootsfahrer kennen das. Und zwei in der Achterkajüte, meinetwegen auch hochtrabend als Eignerkajüte zu benennen. Diese sogar mit Lattenrost. Sehr bequem, wir haben bereits ergiebig eingeweiht. Club der toten Dichter, you know. Den Spruch vom Engelchen wiederhole ich hier jetzt nicht, wir halten das (B)Logbuch der Aquamarijn vorerst jugendfrei. Wer neugierig ist, gucke hier.
( Auch das ist im übrigen witzigerweise um die Ecke von Narnia gewesen, in Sichtweite der Maybe) 

Naßzelle im Boot
Naßzelle

Sprayhood aka Kuchenbude
Sprayhood aka Kuchenbude

Innensteuerstand
Innensteuerstand

Außensteuerstand
Außensteuerstand 
Es gibt einen Innen- und einen Außensteuerstand, was ja auf unserer Liste das absolute Muss war. Außen gibt es eine Sprayhood oder wie der deutsche sagt: Eine Kuchenbude. Der Ort, wo man trocken Kuchen essen kann. Ehrlich, ich habe keine Ahnung, warum das so heißt. Konnte mir auch keiner bisher sagen. Und ein Bimini. Und eine Badeplattform. Und jede Menge Mückenabwehr-Gedöns Einbaumöglichkeiten an den Luken. Und Einsätze für Regen, damit wir auch dann frische Luft kriegen. Wir sind also für jedes Wetter gerüstet.

Kaffee in der Kuchenbude
Kaffee in der Kuchenbude 

Die Nennung der Werft dient der Vollständigkeit. Dies ist keine bezahlte Werbung. Auch keine unbezahlte. Allenfalls eine unaufgeforderte. Aquanaut selber hat nicht die geringste Ahnung davon, dass wir jetzt dieses Boot besitzen und deren Loblied singen. Aber es ist trotz der momentanen Übergangsphase der Werft Aquanaut eben auch ein Qualitätsmerkmal unserer Aquamarin.   

Den Platz im Heimathafen Heeg haben wir übernehmen können und sind sehr froh damit. Einen ausführlichen Bericht über Heeg und Umgebung findet Ihr hier. 

Wie aus der Maja Maybe die Aquamarijn wurde

So überraschend wie das Boot selbst kam eines Abends der Bootsname bei mir vorbei. Der Arbeitstitel Maja Maybe wird für ewig einen Sonderplatz in meinem Herzen haben, aber es war immer klar, er würde genau das bleiben. Ein Arbeitstitel. So schön es sich anhört, aber man kann ein Boot doch nicht Maybe nennen, also wirklich. Und so sehr ich meine Söhne auch liebe, das Boot muss ich nicht auch noch nach ihnen benennen. Zumal deren Interesse daran sich in überschaubaren Grenzen hält. Maja haben wir ja auch nur wegen des Wohlklangs gesagt, BriDi ist eben einfach - doof.

(Das mit den jeweils ersten Silben der Vornamen wird übrigens gerne genommen für Bootsnamen - auch die Maybe hieß vorher nach ihren Vorbesitzern. Womit eine Umbennung von vornherein ein absolutes Muss war. Das Schärfste, was wir in der Hinsicht mal gesehen haben, war bei einem Boot, welches vor 2 Jahren mal zur Debatte stand. Das war die Refrawaro - ResiFranzWalterRoland? Niemand wusste das mehr zu sagen. Wir rätseln da immer noch gerne dran)

Natürlich hatten wir über die Jahre immer wieder überlegt, wie wir denn ein eigenes Boot nennen würden. Hoch bei mir im Kurs war "Saga Noren" - nach meiner liebsten Serienkommissarin, die nur ausgewählte Menschen in ihre Nähe lässt. Hätte ich gut gefunden, wäre doch immerhin schon eine Ansage gewesen. Der Gatte fand das eher ähem semi.  Sein "Ja, von mir aus können wir es Saga Noren nennen" kam mit einem derartig gequälten Lächeln, es hätte auch die Begleitmimik zu einer Wurzelbehandlung sein können. Die nächste Idee war "Mrs. Blue Sky" nach dem Lied Mr Blue Sky von ELO, welches unser offizielles Bootsurlaub-Einläuten-Lied ist. Aber so richtig gefiel mir das auch nicht. Erstens wollten wir keinen englischen, sondern einen holländischen Namen, zweitens fand ich dann das Mrs. statt Mr. weit hergeholt, nur weil Boote keinen männlichen Namen haben dürfen.

"Schatje" stand noch zur Debatte, holländischer Kosename für Schatz. Ist es ja auch, unser Schatz.  Aber auch das - mein Opa hat mich früher ab und an Schatje genannt, aber mehr Bezug zu uns war da auch nicht zu finden. Und irgendwie ist das Boot auch zu groß und kolossig, um ein Schatje zu sein. Smientje fiel mir noch ein, so heißen in Friesland die bunten Enten, die den Gatten aka Entenflüsterer so gerne besuchen. Aber das ist ja schwer auszusprechen und ebenfalls kein kolossiger Name, half auch nicht wirklich. Aquanaut an sich finde ich auch einen großartigen Bootsnamen - aber den hat sich die Werft ja schon gekapert vor Ewigkeiten und es steht ja auch bereits dran.

Aquanaut Beauty 900 Aquamarijn


Dann sagte meine Kollegin etwas, was mich zum Nachdenken brachte. Sie meinte, die Maja Maybe sähe irgendwie wolkig aus, wir könnten dem Boot doch einen Wolkennamen geben. Cirrus oder so. Das fand ich jetzt nur so am Rande gut, aber prinzipiell hatte sie recht. Warum nicht einen Namen,  der das Boot beschreibt und würdigt. Zumal es schon die dritte Umtaufung des Namens über sich ergehen lassen muss und wir sowieso alles werden geben müssen, um bei der Bootstaufe den Meeresgott zu besänftigen. Meine Schwägerin, die eine beseelte Bootstäuferin ist und von daher für mich alternativlos für den Job, macht sich bereits kundig. Den alten Namen werden wir verbrennen, die Asche ins Wasser streuen, rückwärts mit dem Boot über die Asche fahren und dann taufen. Mit jeder Menge Besänftigungs-Schlucken für den leicht zu erzürnenden Gott.

Von daher wäre ein Name, der Poseidon besänftigt, auch nicht so schlecht. Also dachte ich darüber nach, an was das Boot mich erinnert. Wolkig fand ich es eher nicht, Wolken sind ja auch nicht das, was man sich vordergründig im Bootsurlaub wünscht. Ich dachte über die Farben der Maybe nach. Weiß der Rumpf, türkis der Zierstreifen, blau das Verdeck. Türkis? Turquoise? Nee. Die Farbmischung hat noch einen anderen Namen. Gerade diese. Türkis, blau, weiß. Das sind doch die Farben des Meeres oder wie der Lateiner sagt: die Farben des Aquamarins. Aquamarin gegoogelt, ein Bild des seltenen, sehr kostbaren Edelsteins betrachtet. Ja, das ist es. Genau das sind die Farben der Maybe. Für schöne Steine hab ich ja was übrig, sieht man unschwer an meinen diversen Dekorationen in Haus und Hof. Daher weiß ich auch, wo man nachliest, welches Steine was bedeuten.

Und guck an: Der Aquamarin ist seit der Antike der Schutzstein der Seeleute. Später wurde er auch gerne Paaren geschenkt, er steht für Treue, Verlässlichkeit und beschützt Liebende, die gemeinsam gute und schlechte Zeiten durchmachen. Und wenn man es gerne noch esoterischer hat: Die Steinheilkunde schreibt dem Aquamarin heilende Wirkung auf Augen, Magen und Darm zu. Meine Schwachstellen. Das war es doch. Unser Stein, unser Name. Schnell noch geguckt,  ob er auch einen holländischen Namen hat. Hat er. Aquamarijn. Gesprochen Aquamarein. Hört sich doch schön an. Gesetzt. Unser Boot ist die Aquamarijn. Aquanaut Aquamarijn.

Für das Namensschild haben wir uns spontan und sehr klar für ein traditionelles Holzschild mit Edelstahlbuchstaben entschieden, so wie Aquanaut ihre Schiffe  auch bis heute ausliefert. Am ersten von zwei bootsfreien Wochenenden bereits liebevollst vom Captain in Eigenregie hergestellt.



Die Nennung des Bootstypen und der Werft dient der Vollständigkeit. Dies ist keine bezahlte Werbung. Auch keine unbezahlte. Allenfalls eine unaufgeforderte. Aquanaut selber hat keine Ahnung von ihrem Glück und unserer Begeisterung für diese Werft.