Donnerstag, 1. Oktober 2015

Langweerder Wielen - Koevorder Meer - Grote Brekken - Lemmer

Der Tag beginnt - mal wieder - mit Wolkenbruch, dafür aber in völliger Stille. Etwas später wird das Marrekrite Müllschiff die Rolle des Baggers übernehmen, aber dieser Dienst ist eben einfach toll und darf auch mal Krach machen. Das Ablegemanöver klappt prima, ich hatte aufgrund des sich mittlerweile gedrehten Windes Arges befürchtet. Wird man das jemals besser einschätzen können? Ich sah ja vor meinem geistigen Auge immer einen von uns am Ufer stehen und den anderen verzweifelt manövrieren, um wieder in die Nähe des Landes zu kommen.... Also an Adrenalin-ausschüttenden Momenten fehlt es echt nicht in so einem Urlaub...

Marrekrite 




Wir nehmen den Weg übers Koevorder Meer, gefällt uns sehr sehr gut. Das ist sicher in einem weiteren Urlaub eine genauere Erkundung wert. Der restliche Weg entspricht der offiziellen Princess-Margriet Fahrrinne und ist ziemlich unspektakulär. Macht aber nichts, es ist sehr, sehr windig und am Horizont sehen wir mehr als ein Unwetter. Macht es auch leider unmöglich, noch einmal anzulegen und sich eine letzte Marrekrite Pause zu gönnen. Es ist echt mehr als dunkel und sieht ziemlich gefährlich aus. Also ohne Pause zu Tacozijl, dem Heimathafen der Agnes. Wir tanken erstmal die Agnes auf, sie muss ja vollbetankt zurückgegeben werden. Tankmanöver klappt besser als erwartet, das war eigentlich schon immer meine Angst-Situation, an so schwankenden Anlegern zu tanken. Aber wie gesagt - klappt. Was weniger klappt, ist das Anlegemanöver im Hafen. Bei Tacozijl wird in noch größerem Stil gebaut als zu Beginn des Urlaubs. Wir kommen aufgrund gesetzter Großgeräte gar nicht erst bis zu Agnes' Box und parken zwischen. In einer irgendwie echt kabbeligen Ersatzbox. Nach der Kaffeepause ist der Weg dann frei und wir parken nochmal um. ich bin begeistert. Nicht. Und komme auf die Idee, an Land zu bleiben und zum Steg zu laufen, um von dort aus dann das Boot direkt in die Box zu ziehen. Das klappt wider Erwarten außerordentlich gut und wir liegen ziemlich schnell ziemlich gut im Zielort. Und traurig. Denn das war wohl unsere letzte Fahrt. Das Wetter ist einfach zu schlecht, um noch einmal raus zu fahren und am nächsten Tag müssen wir uns ja von der guten alten Agnes verabschieden.

Heimweg über den PMK 
Statt dessen also Dusche. Die Sanitäranlagen bei Tacozijl sind immerhin die besten der ganzen Reise. Und dann nehmen wir doch glatt - das Auto! und fahren mit diesem nach Lemmer. Dort ist erstaunlich wenig los, wir hätten glatt dort im Hauptkanal anlegen können. Ein bißchen Gestromere durch die Geschäfte, ein leckeres Abschiedsessen im Eetcafe, wo wir auch am ersten Tag begannen und sehen auf dem Abschieds-Rundgang doch glatt noch unser Traumboot - eine ABIM. Wirklich, wirklich richtig schön diese Boote. Die können was. Auf der Agnes gibt es das letzte Anlegebier und den letzten Genever. Die Nacht wird kurz.

Unser Fazit: Mag sein, dass Bootleben die teuerste Art ist, unbequem zu leben. Aber - Wir waren glücklich in diesen Tagen. Und wir hatten das Gefühl, ganz, ganz weit weg und vor allem ganz lange so weit weg gewesen zu sein. Ja, wir würden es immer wieder tun. Nein - wir werden es immer wieder tun. Als Erstes setz ich mir einen Poller in der Garten und übe Seilwerfen vom ersten Stock ! Das muss doch zu lernen sein.

Mittwoch, 30. September 2015

Joure - Langweerder Wielen

Wir sind gut bevorratet und genießen erstmal ein für unsere Verhältnisse fulminantes Frühstück. Sogar Lachs haben wir uns gegönnt. Bomfationös! Wenn wir nach den Tagen der Entwöhnung nicht schon nach 2 Scheiben Brot so satt gewesen wären... Wir können also in unseren Endspurt starten. Vorher aber machen wir uns noch auf zu einem kleinen Stadtbummel. Wir brauchen noch ein paar Souvenirs für die Homesitter und außerdem haben unsere vorher schon etwas ramponierten Bootsschuhe arg gelitten. Vielleicht kriegen wir ja im Ausverkauf noch welche und was man hat, hat man. Zuhause treibt man sowas doch eher schlecht auf. Sollte man ausnutzen, wenn man in einer Stadt ist, die auf Wassersport eingerichtet ist. Der nette Schuhverkäufer ordnet uns alsdann auch sofort in die richtige Kategorie ein, man sieht es uns also langsam an. Wir sehen halt aus wie alle anderen Bootsfahrer. Wetterfeste Jacke, kurze Hose, feste Schuhe, ich sogar in Boots. Eleganz, die begeistert.  Außerdem unrasiert und fern der Heimat. Wobei mir der Seebären-Look des Gatten außerordentlich gefällt. Mission Bootsschuhe klappt prima, der Gatte reiht sich sogar ein in die Riege berühmter Sketchers Lobender... Na dann, der nächste Urlaub kann jetzt schon kommen.


Langweerder Wielen 
Zurück in Hafen regnet es erstmal wieder kräftigst, wir warten einfach ab. Aber dann fahren wir bei doch relativ wenig Wind weiter, eine Zitterpartie ereilt vor allem mich vor und unter einer nur 2,80 m hohen Brücke. Also ich hätte ja lieber gewartet, aber nein - der Ruhebewahrer bewahrt Ruhe und steuert ungerührt die Agnes dadurch. 20 cm sind echt wenig - und was, wenn dank des Regens der Wasserstand höher gewesen wäre? Dafür müsse es enorm viel regnen und so viel sei das nun auch wieder nicht gewesen - so der Recht behaltende Bescheid des Gatten. Na dann. Die nächste Brücke ist höher - sie führt unter einer Autobahn her und wir erriechen die Langweerder Wielen. Diese sind vor allem nicht besonders tief, besonderes Augenmerk gilt also dem Tiefenmesser. Die Landschaft wirkt idyllisch, das auftauchende Langweer eher nicht so. Angeblich hat dieser kleine Ort einen berühmten Passantenhafen, warum berühmt, weiß keiner so ganz genau. Aber er betitelt sich in den diversen VVV-Publikationen so. uns gefällt es nicht. Es wirkt sehr gequetscht und eingeengt und darauf haben wir an unserem letzten Abend außerhalb von Lemmer absolut keine Lust. Wir suchen schon mal den Jan's Sleat, der uns morgen ins Koevorder Meer bringen soll. Wieder eine knappe Brückenunterquerung, direkt dahinter ein Marrekrite Anleger. Dieser aber relativ voll.


Marrekrite Anleger in den Langweerder Wielen 


Plattbodenschiff in den Wiesen. Sieht zumindest so aus 

Wir wünschen uns noch einmal "richtiges" Outback. Echt lieber Tomatensuppe aus der Dose mit Melba Toast statt Hafen und Patat. Wir suchen weiter. Marrekrite Anleger Nr. 2 ist eher für Fortgeschrittene. Nur Balken ohne Steg. Heisst Lasso werfen. Mit der Agnes und bei aufkommendem Sturm eher nur eine mittelgute Idee. Wir drehen also, nochmal unter der Brücke her und besichtigen Marrekrite Anleger Nr. 3. Dieser dann ist richtig wunderbar, dolles Panorama und das Beste: Wir sind ganz alleine dort und werden es auch bleiben. Die Anlegewiese ist etwas arg niedrig, das macht das Anlegen etwas schwieriger, aber klappt letzten Endes doch ganz gut. Der Wind ist ziemlich stark am Nachmittag, die Agnes schaukelt ganz gut. Der Gatte setzt zur Vorsicht einen dritten Fender an die Anlegeseite, wir seilieren und genießen dann - einfach Ruhe. Bißchen Sonnenbaden ist noch drin, von ferne sehen wir immer wieder Segel hinter den Wiesen , es ist einfach nur schön. Und so beruhigend. Es ist zugegeben auch in den Yachthäfen schön, auch das hat was. Der Gatte mag das noch einen Tacken lieber als ich, kann man da doch in Ruhe Boote begucken und mit anderen Skippern ins Gespräch kommen. Ich mag das "Outback" am liebsten, die Ungestörtheit, diesen sagenhaften Luxus von alleine sein. Denn es ist es schon so, so eingebunden in familiäre Strukturen, wie wir nun mal sind, sind solche Momente sehr rar und dadurch ein besonders großer Balsam für die Seele.

Dienstag, 29. September 2015

Sneeker Meer - Joure

Wir werden geweckt. Zum einen von dem jungen Mädel, welches zur Familie auf dem Segelboot gehört. Die Kleine macht einen Morgenspaziergang auf dem Steg und späht neugierig in unsere Koje. Zum Glück spielen wir gerade nicht Club der toten Dichter und können sie freundlich grüßen. Gegen ihre geäußerten Hungergefühle können wir aber auch nicht viel tun. Es gibt Melba Toast zum Frühstück und keinen Rockn'Roll im Fahrstuhl - what else in the Outback. Aber ihre Mama kann Anscheinend. Glück gehabt, die kleine Maus. Bevor die junge Familie wieder in See sticht, hebt ihr Vater sie hoch und zeigt ihr strahlend den Morgenhimmel. Ein schönes Bild. Eins von vielen, welches wir mit nach Hause nehmen werden.

Sneeker Meer nach dem Gewitter 



Weniger dafür die Bilder und vor allem Geräusche der diversen Bagger, die hoch im friesischen Kurs zu stehen scheinen. Denn es ist echt mal wieder ein Bagger, diesmal auf einer nahegelegenen Wiese, der uns zum anderen weckt. Wir brechen auf über 's Sneeker Meer und fahren blöderweise eine beabsichtigte Extra-Runde, um unsere heutige relativ kurze Route etwas zu verlängern. Diese führt in erster Linie aber nur dazu, uns zu verwirren, denn die spärlich gesetzten Wegmarken sind auch noch alle gleich. Das Problem mit den Poldern hatten wir ja schon letzte Tage, nur fanden wir da den Kanal, den wir heute brauchen, aber eben heute nicht finden. Halt noch eine Extra-Runde, wir peilen nochmal die Eva-Insel an und orientieren uns halt daran, wo diese im Vergleich zu uns so liegen muss. Diese quasi Kompass-Technik klappt schließlich, ich verspüre so ein wenig Unlust über diese Art der Navigation. Ich bin zwar erklärter Navi-Gegner und bilde mir auch was ein auf mein Pfadfinder-Gen und mein Kartenlese-Vermögen - aber was soll man lesen, wenn da eben nichts, aber auch so gar nichts steht. Die Nummerierung der Bojen auf dem Sneeker Meer ist gelinde gesagt ausbaufähig und nur so mit Kompass klappt eben auch nur mittel, wenn man nicht nur eine Richtung, sondern einen bestimmten Kanal sucht. Schließlich finden wir uns aber zurecht und der Kanal nach Joure ist wirklich schön. Und leer heute. Den Abzweig nach Joure finden wir ohne Probleme, denn - Oh Wunder - ein Schild beschildert die Joustersluis. Tut auch not, der Abzweig ist so eng, dass man ihn sonst ohne weiteres nicht nehmen würde. Die Schleuse steht offen, ist aber relativ eng und der Ruhebewahrer macht seinem Namen wieder alle Ehre. Mit Bedacht also dadurch, wir sehen erste jourische Villen. In Joure selbst ist es enorm wuselig am Kanal, ich insistiere bereits, besser umzudrehen, aber der Gatte bleibt mutig und navigiert sich durch den Kanal. Wir finden den Passantenhafen, sieht gut aus und dieser auch gar nicht voll. Wir suchen uns eine Box und navigieren ziemlich geschickt rein. Ich schaffe es, mit dem Seil um den Poller zu kommen und wir können in Ruhe anlegen.


Passantenhafen Joure zentral gelegen 
Der Hafenmeister macht Pause und das wohl länger. Wir machen uns auf zu einem ersten Gang durch die Stadt. Joure ist die Stadt, aus welcher die berühmte holländische Kaffeehändler Familie Douwe Egberts kommt. Douwe Egberts gehörte immer schon zu meinen Lieblingskaffees, von daher quasi ein Pflichtbesuch. Ansonsten ist es eine holländische Kleinstadt wie viele. Ganz nett, aber den weltbewegenden Unterschied zu - sagen wir s'Heerenberg - sehen wir jetzt nicht so ganz. Macht aber nichts. Nach Tagen im Outback ist es völlig ungewohnt, in einer Stadt unterwegs zu sein, sei sie auch noch so klein. Wir trinken erstmal lecker Kaffee, fein Cookie dazu und füllen uns bei Albert Heyn en lecker Tassje mit - vor allem Brot und frischem Aufschnitt. Zurück im Hafen entrichten wir das nicht allzu hohe Liegegeld beim sehr freundlichen Hafenmeister und kommen dann zum absoluten Höhepunkt des Tages: Den für einen Passantenhafen erstaunlich guten Sanitäranlagen und der seit Tagen entbehrten ausgiebigen Dusche. Wobei - ich rieche sowieso mittlerweile penetrant nach Nelkenöl. Abends gönnen wir uns einen exorbitanten Burger im Eetcafe und finden es alles in allem ganz schön in Joure. Durchaus empfehlenswert für ein - wie der Holländer sagt - Tussendoortje zwischen all den Tagen und Nächten im Outback.



Kanal Joure vor Douwe Egberts 


Douwe Egberts Laden der Gründungsväter Joure 

Montag, 28. September 2015

Exkurs - Bootsurlaub: ein paar praktische Tipps

Bleiben wir heute bei den Exkursen, in ungeordneter Reihenfolge noch ein paar praktische Tipps zum Bootsleben. Was wir eben so als nützlich empfanden und ich unterwegs so notierte:

- Gute Bevorratung. Gerade, wenn man etliche Nächte außerhalb der "Zivilisation" verbringen möchte. Auch die Supermärkte in den Wassersportorten sind darauf eingestellt und es gibt ein gutes Angebot an haltbaren Lebensmittel und vieles auch in kleinen Packungsgrößen. Der Stauraum ist eben sehr begrenzt, kleine Wasserflaschen z.B. sind sinnvoller als große.

-rutschfeste Schuhe! Am besten wirklich ausgewiesene Bootsschuhe. Es ist oft genug nass an Deck und man muss bei den Manövern einen sicheren Stand haben, wenn man auf einem manövrierenden Boot mit Seilen und Fendern rumhantiert. Ist echt nicht zu unterschätzen. Ich z.B. konnte das auch bei gutem Wetter nicht barfuss, da habe ich mich echt unsicher gefühlt.

- Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung. Nie wahrer als auf einem Boot. Eine richtig gute Regenjacke ist eine wirklich gute Investition. Gebt dafür ruhig Geld aus.

- Lange Hosen sind überbewertet. Aber sowas von. Und absolut unpraktisch auf einem Boot. Die Hosenbeine werden immer nass ! Und wenn es von der Gischt ist. Macht so gar keinen Sinn. Gute kurze Hose, feste Schuhe und warme Oberteile, am besten wasserfeste sind optimal. Man friert an den Waden nicht - für Euch getestet. ( Wussten wir vorher auch nicht und hatten jeder nur eine kurze Hose mit. Diese standen dann aber auch am Ende des Urlaubs von alleine.... )

- Strom. Man sollte darauf achten, dass das Boot ein Landstromkabel hat, mit dem man sich in den Yachthäfen Strom besorgen kann. Die bootseigene Batterie hat immer nur 12 Volt, das reicht zwar für die Kühlbox und die bootseigene Elektrik, aber man kann halt keine Akkus aufladen oder andere Geräte betreiben. Nur ganz luxuriöse Boote haben eine Misch-Elektrik. Und wenn man mehrere Tage hintereinander im Outback ist, ist es zumindest beruhigend, wenn so ein Handy-Akku wieder aufgeladen werden kann.

- Wasser. Die Frischwassertanks fassen meist so um die 200 bis 250 Liter. Das ist eine Menge und man kommt da lange mit hin. Aber ein paar Flaschen stilles Mineralwasser sind doch ganz angenehm, vor allem zum Zähneputzen. Ich möchte nicht wissen, was sich im Laufe der Jahre in solchen Tanks alles ablagert. Da ist es mir doch lieber, man nimmt das nur zum Abspülen.

- Hygiene. Klar, man hat eine Toilette an Bord, auch fliessend Wasser, die meisten auch eine Dusche. Aber es ist doch sehr beengt und für eine ergiebige Dusche reicht das eher nicht. Ich hatte uns vorher ausgiebig mit Einmal-Tüchern bevorratet. Sowohl mit denen zum "kleinen Hausputz" zwischendurch als auch mit Einmal-Waschlappen, über die wir gerade in den Nächten im Outback wirklich sehr froh waren und die uns immer ein frisches Gefühl zwischendurch gaben. Und gerade, wenn man mit Seilen im Brackwasser hantiert und man sich so ein bißchen usselig fühlt: Es gibt von Sagrotan auch Einmal-Desinfektions-Waschlappen, die fand ich ganz segensreich.

- Pappbecher. Ja gut, ist nicht umweltfreundlich. Aber trotzdem praktisch unterwegs. Teller kann man schon mal stapeln und halt nur 1 x am Tag die Mühe des Abwaschs an Bord auf sich nehmen, aber Gläser eher nicht.

- Brillenbändchen und Käppis. Sehen affig aus. Zugegeben. Aber nur an Land. Auf See sind sie nur eins: praktisch und äußerst sinnvoll.

- Schlafsäcke. Man muss bei Charterbooten sein eigenes Bettzeug mitbringen. Wir hatten uns vorher entschieden, Schlafsäcke zu nehmen und fanden diese Entscheidung super. Die Dinger sind kuschelig und halten garantiert auch bei Nächten um 10 Grad und kälter warm. Denn de facto ist es nicht viel anders als in einem Wohnwagen oder einem Zelt. Und wenn mal Feuchtigkeit durch die Persenning reinkriecht, ist es innen im Schlafsack immer noch muckelig trocken. Uneingeschränkte Empfehlung.

- Kleingeld sollte man vorher sammeln. Man muss bei vielen Brücken und Schleusen Brug-Geld und Sluis-Geld zahlen. Dazu lässt der Brückenwart einen kleinen Holzschuh an einer Leine herunter und man legt das passende Geld hinein. Mit einem 5 Euro Schein kommt man da nicht weit, Zeit um auf Rückgeld zu warten, ist da nicht. Außerdem braucht man in vielen Häfen Kleingeld für Duschen, heißes Wasser, Strom und Wasser-Auftankung.

- Liegegeld in den Häfen. Ist nicht so teuer. Meistens so zwischen 1 Euro und 1,50 pro Meter und dann nochmal pro Person.

- W-Lan/ Internet. Manche Häfen bieten WLan Netze an, die man kostenlos nutzen kann. Bei manchen muss man nach einer gewissen Gratis-Zeit zahlen oder man hat nur begrenzte MB während einer Stunde. In manchen Orten gibt es freies Netz, den sogenannten Friesland Hotspot. Ebenso in diverse Kneipen und Restaurants. Meistens könnte man über NL-KPN ins Netz, müsste dann dort aber ein Konto freischalten. Soll relativ teuer sein, hörte ich. Ausprobiert haben wir es nicht. Uns hat es gereicht, wenn wir zwischendurch mal den Buienradar nachschauen konnten.

- Wettervorhersage. Am besten der erwähnte Buienradar.nl. Denn dieser informiert auch über Windstärken, Windrichtungen und zu erwartende Böen.

- VVVs. Die Fremdenverkehrsbüros. kennt jeder Holland-Urlauber. Finden sich in jeder Stadt und haben immer jede Menge Informationen parat, auch in gedruckter Form. Die Faltblätter werdeen allerdings auch meist in den Häfen angeboten.

- Mücken. Ja, kann ein Problem sein. Gerade an den Stellen, wo die Stege direkt an den Ufer-Schilf angrenzen. Wir hatten Paral dabei, haben es aber zum Glück nur einmal nutzen müssen. Zur Vorbeugung: das erwähnte Nelkenöl. Riecht furchtbar (wie eine Zahnarztpraxis) hält aber Mücken recht zuverlässig fern. Wer das zu grauenvoll findet: Was auch ganz gut hilft, ist "Anti-Brumm". Gibt es in deutschen Apotheken, ist nicht ganz billig, aber tausendmal besser als das andere Anti-Mücken-Zeug. Da nicht am falschen Ende sparen.

- Taschenlampen. Sollte man dabei haben. Zum einen, um im Outback Strom zu sparen. Zum anderen, weil es ungewohnt dunkel ist, so ohne Straßenbeleuchtung und weit weg von allem. Wir hatten nachts immer eine griffbereit und außerdem für die Standzeiten und zum Lesen noch eine faltbare Campinglampe von Tchibo dabei, die war wirklich großartig.

Soweit zu den Dingen, die uns als praktisch auffielen. Wer weitere Fragen hat, immer gerne.

Exkurs - Bootsurlaub: Ein paar generelle Anmerkungen

Zwischendurch mal ein kleiner Exkurs mit generellen Anmerkungen zu Fragen, die wir uns vorher stellten und auf die wir nun die Antwort kennen.

In den Niederland ist Segel/ Yachtsport nichts Elitäres. Dort ein Boot zu haben und mit diesem in der Gegend rumzuschippern gehört zum Alltag. Die Niederlande verfügen auch über mindestens genauso viele Wasserwege wie über Landwege. Mit einem Boot - und sei es nur eine kleine Segeljolle oder ein motorisiertes Schalüppchen kommt man in wunderschöne Ecken, oft genug auch in Landschaften, wo man nur übers Wasser hinkommt. In den Yacht- oder Stadthäfen kann man maritime Geselligkeit genießen, an den zahlreichen "einfachen" Anlegestellen, die von der Marrekrite ( s. Logbuch  Eintrag vom 25.09.15) den Luxus von Ungestörtheit und Einsamkeit, Eins-Sein mit der Natur genießen. Macht man sich auf in einem größeren Boot, ist das in den Niederlanden einfach nur eine andere Form des so beliebten Campings, nämlich kurz Aqua-Camping.

Aqua Camping in Holland 
Vor allem Friesland, die nördlichste Provinz der Niederlande (Holland ist übrigens auch "nur" eine Provinz der Niederlande und wird einzig im deutschen Sprachgebrauch oft mit dem ganzen Land gleichgesetzt ) hat sich dem Wassersport und auch dem Wasser-Tourismus verschrieben. Es gibt viele Anbieter, bei denen man ein Boot chartern kann. Bis zu einer Länge von 15 Metern und gedrosseltem Motor, der eine Geschwindigkeit von 20 km/h erlaubt (mehr ist auf den Kanälen im Regelfall eh nicht erlaubt) sogar ohne Boots-Führerschein. Der Vercharterer weist dann vor der Fahrt ein und gibt einen Schnellkurs, der reichen soll. Ich persönlich bin da skeptisch und würde echt nicht mit auf ein Boot gehen, wo keiner so richtig Ahnung hat. Wassersportler unter sich sind zwar in der Regel hilfsbereit und helfen auch bei An- und Ablegemanövern - trotzdem. Wir können es uns nicht so recht vorstellen, wie das gehen soll, wenn man kaum bis gar keine Ahnung hat. Wir hatten ein bißchen Ahnung, Bootsführerschein ist vorhanden,  fanden aber trotzdem manche Manöver ganz schön schwierig und ich war durch die Bank weg froh, mit dem Gatten jemanden an meiner Seite zu haben, der wirklich gut Boot fahren kann, sich wirklich gut mit Knoten und Fender-Technik auskennt und weiß, wie man ein Boot fachmännisch festmacht. Es gab trotzdem genug Momente, die man nur unter Hashtag "Jeder blamiert sich, so gut er kann" verbuchen kann. Wind und Wetter in Friesland sind nicht zu unterschätzen. und wir hörten unterwegs auch von genug anderen Bootsurlaubern, dass sie mit soviel kabbeligem Wasser in den friese Meren nicht gerechnet hatten. Das immerhin wusste ich noch aus meinen Mit-Segler-Jahren, wie schnell sich bei Wind in den kleinen Meren Kabbelwasser aufbaut. Und wir sahen unterwegs auch so einige Anlegemanöver, die eher nur so mittel professionell waren und nur durch beherztes Eingreifen anderer sich bereits im Hafen Befindlicher gerettet wurden. Es sieht jedenfalls einfacher aus als es ist. In dem Zusammenhang ein
beliebtes holländisches Sprichwort: Die besten Skipper stehen immer an Land.

Im Passantenhafen Heeg legen auch viele Plattbodenschiffe an 
Ganz klare Empfehlung: Wenigstens einer sollte Ahnung haben und der ist dann auch der Captain, dessen Anweisung Folge geleistet wird. Ohne Wenn und Aber. Um einen holländischen Slogan aufzugreifen: So iss dat en so blijvt dat. Begrijpt dat.  Diese Regel gilt nicht seit jeher ohne Grund. Eine gute Zahl ist sicher, so eine Unternehmung zu viert zu machen. Wenn man es zu zweit machen will - es geht. Aber man sollte nicht unterschätzen, wieviel Arbeit An- und Ablegen ist, die vier vorhandenen Hände werden alle gebraucht. Und zögerlich sollte man auch nicht sein. Wenn man beim Anlegen abspringen kann vom Boot, um festzumachen, dann sollte man das tun. Klappt schon. Komischerweise immer. In manchen Häfen sind allerdings Grundkenntnisse im Lassowerfen auch durchaus von Vorteil.

Wovon der oder die Mitfahrer auch Ahnung haben - oder sich das im Vorfeld aneignen sollte - ist Navigation. Sprich man sollte Wasserkarten lesen können und mit den Infos aus dem Water-Almanach auch etwas anfangen können. Man muss seine Route nicht komplett vorher festlegen, aber ein Tagesplan sollte schon so halbwegs stehen. Sonst landet man nämlich vor geschlossenen Brücken und wartet unter Umständen eine ganze lange Mittagspause des Brückenwarts.

Auch über das Boot, welches man chartert, sollte man sich vorher Gedanken machen. Ein Bugstrahlruder ist nicht nur Luxus, bei den vielen böigen Winden ist das eigentlich in Friesland ein Muss. Ein Stahlschiff ist immer schwerer als ein "modernes" Aluminium-Boot und ein Bugstrahlruder erleichtert den Kampf mit dem Wind ganz ungemein, auch beim An- und Ablegen. Die von mir liebevoll "Friesenfender" getaufte Seereling (ein dickes Tau, welches das Boot umgibt, so wie bei den alten Plattbodenschiffen) ist nicht nur Deko, sondern hat auch ganz praktische Zwecke. Zu bedenken ist weiterhin bei der geplanten Route, welchen Tiefgang das Boot hat, dann welche Höhe ( wegen der Brücken) , nicht alle sind beweglich und manche Routen für Boote mit hohem Aufbau oder Segelboote von daher nicht machbar. Es gibt Boote ab 7 Metern, das würde ich aber auch zu zweit nicht empfehlen. Zum einen ist das Bootsleben dann schon sehr beengt, zum anderen ist man den Elementen dann doch recht ausgeliefert. Wir hatten ein 9 Meter langes Boot und wir fanden diese Länge ganz gut. Entgegen meinen vorherigen Befürchtungen war die Länge gar nicht so schlimm, gut zwei Meter mehr hätten wir auch noch genommen.

Was die Nächte angeht: Außerhalb der Saison (sprich außerhalb der Schulferien NL und NRW ) ist es überhaupt kein Problem, einen freien Platz zu finden. Es sei denn, man wünscht sich einen Premiumplatz in den Hauptkanälen der Städte. Diese Plätze sind eigentlich immer belegt. Aber in den Yachthäfen geht es ganz gut. Es gibt reine Passantenhäfen, die den Durchreisenden vorbehalten sind. Aber auch in den Yachthäfen mit vielen festen Liegeplätzen gibt es immer Passantensteiger. Meist muss man an einem Meldesteiger kurz festmachen und der Hafenmeister weist einen dann ein. In den Passantenhäfen gilt freie Platzwahl, nach dem Motto "Wer zuerst da ist, mahlt zuerst". Man sollte natürlich nicht als 9 Meter Boot einen 15Meter Platz okkupieren, aber ansonsten ist das kein Problem,.Und sollte es mal voll sein - so wie in unserer Lieblings-Marina Hart van Friesland - findet der Hafenmeister sicher trotzdem noch ein lauschiges Plätzchen. Nur manövrieren sollte man dann gut können. Zur Marrekrite habe ich bereits einiges erklärt, auch dort gilt aber an den Stegen, an denen mehrere Boote Platz finden können, aufzuschliessen. Und auch meine Bitte wäre, sich einen entsprechenden Wimpel zu kaufen. Als selbstverständlich sollte man dieses großartiges Angebot ganz sicher nicht nehmen. In der Saison sollte man wohl jedenfalls nicht allzu spät mit der Suche nach einem Übernachtungsplatz beginnen.

Und man sollte sich wirklich gut verstehen, mögen, zu zweit am besten lieben. Man sollte vorher sicher wissen, dass man es schön findet, wenn man so eine Zeit so eng aufeinander hockt und dass man da gut miteinander auskommt. Im besten Fall - so wie bei uns - findet man das beglückend und mag im Anschluss sich gar nicht mehr so gerne aus dieser Zweisamkeit lösen.

Sonntag, 27. September 2015

Pikmar - Earnewald - Sneeker Meer - Grootschur

Tjanun. Knapp daneben ist auch vorbei. Von wegen den Folkertssleat genommen, von wegen Naturschutzgebiet Oude Venen. Hasse Dir gedacht. Doch zunächst werden wir mal wieder von leise klopfenden Regentropfen geweckt und brechen relativ langsam auf. Zunächst erkunden wir die Gegend, in der wir gestern Abend gestrandet sind und stellen fest. Wir sind im Pikmar und von Grou aus mal ganz dezent im Kreis gefahren. Den Folkertssleat haben wir gepflegt liegen gelassen und stellen also heute fest, wir sind noch kurz vor dem Naturschutzgebiet Oude Venen.

Aber auch hier: Et gilt, watt unser Omma imma sachte. Nix so schlecht, datt nix Gutes dabei rauskommt. Denn schön war es dort, sehr sehr schön. Wenn man mal von der Mücken-Invasion absieht, die uns des Nachts heimsuchte. Warum  ausgerechnet dort, bleibt ein Rätsel. Allenfalls erklärbar dadurch, dass es die Nacht feucht UND windstill war, eine seltene und anscheinend sehr mückenfreundliche Kombination. Vor dem Aufbruch gilt also: Erstmal großangelegte Mückenbekämpfungsaktion: Koje ausräumen, Paral-isieren, Nelkenöl verteilen und danach karges Frühstück. Mit Melba Toast und Tee. Das Brot ist echt nicht mehr genießbar, selbst die Pik7 verschmähen es. Kein Witz. Aber gut, es ist Montag und auch daheim beginnt ein Montag mangels Brotmasse mit Melba Toast. Ich wusste schon, warum ich im Lemmerschen Supermarkt rumkrähte, dass ich ohne Melba Toast nicht an Bord gehen würde. Trotzdem finden wir alles ganz wunderbar. Tausche Lärm und Hektik gegen Melba Toast - jederzeit !

Wir fahren zunächst die Strecke zurück zum Folkertsleat Richtung Oude Venen. Es ist schön in diesem Nationalpark, aber mir vielleicht doch einen Tacken, wie soll ich sagen zu hübsch. Idylle zu verkaufen.


Es mäandert zwischen Märchenwald, holländischem Camperglück und deutschem Schrebergarten-Gedingsel. Earnewald reizt uns nicht sehr, wir machen Mittagspäuschen lieber bei Marrekrites. Das Wetter verschlechtert sich kaum merklich, ein bißchen beunruhigt brechen wir auf, für heute haben wir uns schließlich noch so einiges vorgenommen. Über den lange Sleat münden wir ein in den Princess-Margriet-Kanaal, das schlechte Wetter dräut sichtbarer am Horizont. Auf dem Sneeker Meer schließlich kommen wir in echte Sturmausläufer, wir bleiben zur Sicherheit in der offiziellen Fahrrinne und finden relativ schnell den von uns gewünschten Marrekrite-Anleger Grootschur. Jenen, an dem wir schon am Freitag eine so schöne Mittagspause verbrachten. Der Gatte checkt den Wind, dreht die Agnes lieber nochmal und wir legen trotz Wind einigermaßen gekonnt an. Ich schaffe es, punktgenau rauszuspringen und die Agnes  mit zwei Seilen an den Pollern zu fixieren. Natürlich nicht ohne, dass ich das Seil noch einmal ins Wasser schmeisse. Der Gatte justiert nach, zum üben für mich scheint aufgrund des nahenden Unwetters lieber keine Zeit.  Die Fender noch schnell etwas umgebaut, die Persenning so dicht geschlossen wie geht und wirklich - keine Minute später setzt ein Riesenunwetter ein. Es regnet so hart, dass man keine Hand mehr vor Augen sieht, die Agnes schaukelt ganz schön, es donnert und blitzt wie verrückt. Über eine Stunde lang. Aber wir haben gut vertäut, die Agnes hält richtig gut stand. Und schaukeln und sich bewegen soll sie ja. Wie der Gatte immer sagt: Das ist ein Schiff, das muss ein bißchen schwimmen. Allzu bewegungslos festmachen ist ein Anfängerfehler - sagt er - das tut dem Schiff und den Fendern nicht gut. Sagt er. Ich glaube das mal, logisch klingt es. Und außerdem mag ich Schiffsbewegungen. Umso mehr, als wir nach über einer Woche an Bord eh zum Schwanken neigen. sobald wir festen Boden betreten und dieses Gefühl an Bord nachlässt. Die Mär vom Seemansgang ist halt keine, auch das lernen wir.


Ruhe nach dem Gewitter PMK 
Irgendwann lässt es nach, wir werden mit wunderbarem Abendlicht belohnt,  zu uns an den Steg gesellt sich noch ein Segelschiff mit einer jungen Familie, ansonsten sind wir eben - jottwedeh, Janz weit draussen, wie gewünscht und da kann uns so ein Gewitterchen auch nichts anhaben. Abgesehen davon, dass es in der Koje etwas viel feucht geworden ist. Wir entdecken eine undichte Stelle zwischen Gasflaschen-Aufbewahrungsbox, welche zur Vorsicht wohl ein Wasserabfluss-Löchlein hat und der Koje. Blöderweise ist diesmal kein Wasser durch dieses Löchlein abgeflossen, sondern durch unsere anlandige Lage reingeflossen und hat sich einen Weg durch eine wohl schon morsche Holzplanke gesucht. Wir werden es am Ende des Urlaubs dem Vercharterer sagen, der ganz dankbar sein wird, dass wir ein "Leck" gefunden haben, welches nun mal bei älteren Schiffen immer mal auftauchen kann und vielleicht nicht allzu oft lokalisiert wird. Wir trocknen mit vorhandenen Handtüchern, die wir noch übrig haben und es stört eigentlich nicht allzu sehr.

( mehr Fotos von dieser Nacht und dem (Un)Wetter gibt es nicht. Vier Hände auf einem Boot sind schon manchmal zwei zuwenig, um zu fotografieren.....)


       

Samstag, 26. September 2015

Terherne - Jirnsum - Grou - Pikmar

Wir verlassen Terherne über den Princess Margriet Kanaal oder wie der Ruhrie sagt : ab auffe 40 und machen einen kurzen Abstecher zum Traumboot-Bauer de Boarnstream. Diesen lernten wir vor zwei Jahren auf der Boot Düsseldorf kennen und besichtigten damals ein wahrhaftiges Traumschiff. Heute gibt es vom Wasser aus nur wenig zu sehen, aber immerhin der Yachthafen sieht nobel aus. Boarnstream baut schon sehr sehr schöne Schiffe, allerdings unterwegs leider vor allem an der Borniertheit seiner Eigner zu erkennen, die sich prinzipiell zu schön sind, um andere schnöde Freizeitkapitäne auf weniger elitären Kuttern zu grüßen. Tjanun. Boarnstream liegt eh außerhalb unserer Reichweite, wir belassen es also beim Eindruck und legen nicht an.

Jachtwerft Boarnstream 

Jachthafen Jirnsum 


Wir passieren Grou - was wir vom Wasser aus sehen, gleicht einer typischen holländischen Stadt ohne alten kern. Wir legen nicht an, es ist eh Sonntag und es reizt uns nicht allzu sehr. Kurz darauf sehen wir erste Ausläufer des Nationalparks Oude Venen, ein schön gelegenes Restaurant direkt am Kanal mit Betrieb ohne Ende. Wir wollen lieber die Einfahrt über den Folkertssleat nehmen, sieht aber schon auf der Karte kompliziert aus. Wegmarken sind Mangelware. Wir fahren einfach mal da, wo es schön ist. Wir passieren ein traumschönes größeres Gewässer , allerdings mit extremer Betriebsamkeit durch viele kleine Jollen. An einem Kanal finden wir schließlich Platz an einem Marrekrite Anleger. Verdeck hoch und wunderbares Sonnenbad genossen.


Hausboot in Jirnsum 

Hotel Restaurant am Kanal 

Sonnendeck 



Der Platz ist absolut schön und idyllisch und wir beschliessen, dort zu übernachten. Auch wenn wir uns nicht ganz einig sind, wo genau wir jetzt gelandet sind. Aber egal, schön ist es. Sehr schön. Aqua-Camping außerhalb der Zivilisation, keine Strasse,einfach nur Kanal und eine kleine wilde Wieseninsel mittendrin. Nur wir, ein paar weitere Boote und das, was wir dabei haben, Abends gibt es den Klassiker - Nudeln mit Tomatensauce und sonst nur Wellen, Wasservögel - vor allem die mangels besseren Wissens Pik7 genannten Wasservögel haben es mir angetan. Wir genießen die Nacht im Outback sehr. Wann sieht man schon mal, wie dunkel dunkel ist und hört, wie still Stille.
(Wenn man von dem zum Hausboot umgebauten Frachter uns gegenüber absieht, der zwischendurch mal über eine Stunde seinen Motor laufen ließ, um seine Batterien aufzuladen... Und den Männern auf den Booten ringsum, die hingebungsvoll das Deck schrubben. Scheint echt eine globale Manie zu sein: Männer, die zuhause kaum den kleinen Finger rühren, verfallen in Putzwahn, kaum, dass sie irgendwo mit ihrem Boot anlegen... Immer wieder schön )  


Marrekrite Anleger im Pikmar




Freitag, 25. September 2015

Uitwillingerga - Sneeker Meer - Terherne

Auch in Uitwillingerga werden wir von der Sonne wachgeküsst. Zum Morgentee gibt es einen besonderen Hafenkinofilm. Eine Rentnerband hat die Hart-van-Friesland-eigene große Schaluppe (ein ehemaliges, umgebautes schwedisches Rettungsboot, wie wir aus der mitgehörten Einweisung erfahren)  für den Tag gechartert und entert diese unter großem Hallo. Nachdem sich erstmal ein Seil in der Schraube verheddert hat und eine mühsame "Rettungsaktion" mitten im Hafen stattfindet, brechen auch wir dann mal auf.

Zunächst schippern wir ein wenig durch die wunderbaren idyllischen Kanäle rund um Hart van Friesland. Alle können wir leider nicht erkunden, weil der Tiefgang doch recht gering ist und eher geeignet für unser kleines Schalüppschen vom letzten Jahr. Aber schön ist es trotzdem. Die Kanäle wirken leicht verzaubert und ganz schnell wähnt sich man ganz weit weg von allem.

Dann ab ins Sneeker Meer und obwohl es dort heute relativ ruhig ist vom Seegang her, finden wir es unübersichtlich. Mag auch daran liegen, dass wirklich viele Segler unterwegs sind und die Orientierung dort nicht gerade leichter machen. Und es gibt so viele kleine Polder ringsum, wo man eben auch auf den Tiefgang achten muss, dass wir uns zum ersten Mal ver-navigieren und direkt auf dem Kanal Richtung Langweer landen, der doch erst für die letzten Tage geplant ist. Naja, wissen wir schon mal, wo der ist.... ( dachten wir, aber wir sollten da noch eines Besseren belehrt werden ) mein Pfadfinder-Gen funktioniert also auf dem Wasser nicht zwingend immer beim ersten Versuch.


Segelboote auf dem Sneeker Meer, Snitser Mar 


Das Sneeker Meer wird im Laufe des Tages voller als auffe 40 ( die wirste als Ruhrie echt nie los) Aber wir finden einen wunderbaren Marrekrite Platz an der mitten im Sneeker Meer gelegenen EVA- Insel, sowas von herzig und verbringen dort einen wunderbar entspannten Nachmittag bei herrlichstem Sonnenschein.

Marrekrite HerzchenPoller

Angelegt an der Eva Insel, mitten im Sneeker Meer 

Blick auf die Adam Insel, Sneeker Meer 

Insel im Sneeker Meer 

An dieser Stelle die längst überfällige Erklärung zu den schon öfter erwähnten Marrekrite-Anlegestellen. Die Marrekrite ist eine in Friesland ansässige gemeinnützige Vereinigung. Sie unterhält in Friesland 3000 Anlegestellen und Bojen und bietet dem Wasser-Touristen somit die wirklich weltweit einmalige Gelegenheit, unterwegs oder auch über Nacht (bis zu 3 Nächte darf man an einer Anlegestelle bleiben ) in der freien Natur anzulegen und diese zu genießen. Man kann an den VVVs ( Fremdenverkehrs-Informationsstellen, gibt es in fast jedem niederländischen Ort) und in anderen Geschäften sowie vielen Yachthäfen einen Wimpel erwerben und somit diese Vereinigung unterstützen, aber das ist keine Voraussetzung, diese auch nutzen zu dürfen. Aber natürlich haben wir einen Wimpel erworben, wir sind unglaublich begeistert von dieser so geschaffenen Möglichkeit und finden das außerordentlich unterstützenswert. Denn zumindest für uns ist das der  allergrößter Luxus: Einsamkeit, Ungestörtheit und einfach Ruhe. Mehr Informationen auf der Marrekrite Webseite.

der Marrekrite Wimpel 

bei Marrekrite, eine großartige Einrichtung 


Wir fahren jedenfalls weiter über das Sneeker Meer Richtung Terherne und passieren unsere erste Schleuse. Ok, das ist jetzt etwas gestrunzt, denn es ist eine große offene Schleuse, welche nur bei Unwettern und erwarteten hohen Wasserständen im Hinterland benutzt, bzw. geschlossen wird. So Art Delta Werke im Kleinen, will uns scheinen. Aber bitte - Schleuse. Für die Statistik reicht es. "Richtiges" Schleusen sparen wir uns besser für den nächsten Urlaub auf, so scharf bin vor allem ich nicht auf diese Erfahrung. Was wir von Terherne und seinen Yachthäfen am Ufer sehen, reizt uns jetzt eher weniger. Wir finden gegenüberliegend einen wunderschön gelegenen kleinen Yachthafen, allerdings ab von allem städtischen. Stört uns aber nicht. Im Gegensatz zu Hart van Friesland haben wir dort kein W-Lan, aber wenigstens Strom und können unsere Akkus  aufladen. Man kann eben nicht alles haben und irgendwas ist schließlich immer. Wir essen abends im hafeneigenen Restaurant Slibtongetjes und Stofpotje - beides erstaunlich gut. Ansonsten haben wir wieder einen Platz mit Premium-Blick, diesmal auf ergiebiges Schleusenkino. Endlos könnte ich im Bug der Agnes sitzen und das Wasserleben beobachten.

Schleuse bei Terherne, open Sluis 

Berufsschifffahrt auf dem PMK 

Hafenkino abends

das BunBo, das Bungalow Boot 
Träume von und auf dem Boot 

Donnerstag, 24. September 2015

Heeg - Ijlst - Sneek - Uitwillingerga

Wie weggewischt - das schlechte Wetter der letzten Tage. Ein wunderbares Wochenende kündigt sich an. Da scheint der Buienradar, den wir gestern dank des freien Friesland W-Lan in der Heeger City konsultieren konnten, ja recht zu behalten. Ich werde jedenfalls von der Sonne und wie es sich gehört, vom Captain wachgeküsst.

Früher Aufbruch, eine kurze Runde um die Heegemarer Eilanden und ab auf Johan Friso sein Kanal, Von dort auf die Wijde Wijmerts an Schafen und Kühen vorbei nach Ijlst. Vom Wasser aus sehen wir traumhafte Häuser, ach was Anwesen. Allerdings weiß ich nicht, ob es mein Traum wäre, mir direkt am holländischen Kanal eine Hazienda zu bauen. Aber jedem das Seine. Aber sonst - sehr nett.

Abgesehen von dem Typen, der wohl schon als Skipper geboren wurde und uns nach einer Brückendurchfahrt mit einem vorgetäuschten waghalsigen "ich ramm Dich gleich Manöver " zur Eile antreiben wollte. Wir waren ihm wohl zu langsam und er fürchtete, noch einen Brückenschlag länger warten zu müssen. Hatte ich nicht erst am Vortag im Magazin "Watersport in Nederland" die Klage eines altgedienten Seebären über Hochnäsigkeit und Protzbedürfnis von Freizeitkapitänen gelesen? Passt. Blieb zum Glück eine Ausnahme, meist wurde sich allüberall freundlich zugewunken und geholfen. Aber dieser Typ - f.d.h. Und damit ist nicht friss die Hälfte gemeint! Dafür aber f.d.h. only selbst und zwar für the rest of you armselig life. Ätzend. Und peinlich. Deutsche natürlich. War klar. Gut, dass ich auf holländisch zurückgeschrieen hab. Aber egal. Geht gleich wieder.  Eigentlich eh schon zuviele Zeilen über so eine Kackbratze. Dennoch - Friesland lebt vom Wassertourismus und dort auch davon, dass sich keiner so benimmt, als hätte er die Kanäle gekauft!!!!

Glitzerstaub auf den friese Meren 


Aquäductenroute in Friesland Holland 

Einfahrt in Sneek Blick aufs Wassertor 


Wir gleiten über ein weiteres Aquaduct und kommen ziemlich unvermutet in Sneek an. Viel schneller als gedacht stehen wir vor den Vuurturen. Im ersten Moment haben wir uns erschrocken und dachten, wir wären falsch gefahren, im zweiten entdecken wir die sehr kleine Brücke, vor der schon einige warten. Auch diese öffnet sich relativ schnell, Bruggeld st gratis, wie alle Brücken an diesem Tag. Vielleicht eine nette Geste zum Saisonausklang Ende August. Wir wissen es nicht. Sneek wirkt auch vom Wasser aus so wuselig, wie wir es in Erinnerung haben und wir belassen es beim Durchfahren. Sneek haben wir uns im letzten Jahr angeschaut und fanden es allenfalls durchschnittlich. Brauchen wir jetzt nicht zwingend. Wir fahren Richtung Sneeker Meer und finden auch sofort einen Marekrite-Anleger wieder, den wir aus dem letzten Jahr erinnern. Das Wetter ist grandios und wir legen in einem - ehrlich - fast perfekten Manöver erstmal für Kaffeepause und Sonnenbad gepflegt an.

Kurz vor Startereiland 

Marrekrite Anleger im Sneeker Meer 

Entspannung Marrekrite 

Gestärkt und ausgeruht lenken wir unsere Agnes am Spätnachmittag in Richtung Hart van Friesland. In dieser Marina im kleinen Uitwillingerga hatten wir letztes Jahr mit Freunden über den 1 Mai eine Ferienwohnung und erste Erfahrungen auf den friesischen Gewässern mit einem kleinen Schalüppchen gesammelt. Diesmal wollen wir gerne eine Nacht mit dem Boot dort verbringen. Wir halten kurz improvisiert und werden direkt vom Inhaber Tinus freundlich begrüßt. Er erinnert sich so halb und freut sich über unsere offenkundige Begeisterung, wieder dort zu sein. Es ist aber auch wirklich so ein gepflegter, schöner Hafen, regelrecht liebevoll gestaltet und es herrscht die gleiche entspannte, freundliche Atmosphäre wie im letzten Jahr. Wir bekommen einen ganz wunderbaren Platz direkt am "Leuchtturm", mit Premium Blick auf "unsere" alte Wohnung und den vorbeiführenden Kanal. Hart van Friesland ist wirklich Idylle pur und ganz nebenbei, auch einfach grandios gelegen. Eben genau im Herzen Frieslands. Sollten wir je ein eigenes Boot besitzen, wäre dies unser Traum-Dauer-Liegeplatz. Dürfte aber schwierig werden, denn wie unzweifelhaft zu sehen, ist Hart van Friesland bei Eingeweihten trotz der leicht versteckten Lage unverändert beliebt und gebucht. Ich empfehle diesen Hafen zwar uneingeschränkt, aber eigentlich nicht ganz so gerne. Wegen meiner kann er ruhig ein kleiner Geheimtipp bleiben. Wir verbringen jedenfalls einen wunderbar entspannten Abend dort an unserem Leuchtturm.



Der wunderschöne Yachthafen Hart van Friesland 

Unser Boot im hart van Frieseland Uitwillingerga

Leuchtturm im Hart van Friesland, Uitwillingerga 

neuester Trend im Yachthafen scheinen übrigens Fußmatten auf dem Bootssteg zu sein. Ohne Worte.