Dienstag, 21. Juni 2022

Hoher Besuch an Bord

 Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub. So lautet das Gesetz. Oder? 

Der Ruhebewahrer hat in diesem Jahr das große Brückentag-Glückslos gezogen. Aber wenn sonst keiner wollte - bevor er sich schlagen lässt.... iss klar, ne. So beehrten wir nach der Woche, die von alles hatte, nur kurz unser Hauptquartier. Eine Familienfeier und diverse Waschmaschinenlängen waren wir wieder auf dem Weg ins geliebte Friesland. Diesmal sogar mit Begleitung. Der Jurist hatte es auch geschafft und konnte sich für das lange Wochenende loseisen. 

Tatsächlich war die Jugend bisher noch nie mit an Bord. Im ersten Jahr war die Saison nur kurz und Beide zu der Zeit im Ausland. In den Corona-Sommern waren sie immer noch im Ausland, in Vertretung für mich bei meinem Papa oder einfach zu busy. Dazu die sich in beiden Ländern ständig ändernden Regeln zum legalen Grenzübertritt und Aufenthalt. Meistenteils war es auch so, dass immer nur ein Haushalt auf einem Boot sein durfte. Und ein Haushalt sind wir halt nicht mehr. 

Aber jetzt war es soweit, dass zumindest der Älteste schon mit an Bord war. Wir freuten uns darüber sehr. Und auch ihm hat es gut gefallen. Wie die ehrgeizige Jugend so ist, war er seht gestresst und schon nach der ersten Nacht begeistert davon, wie unfassbar gut und tief man auf dem Boot schläft. Sag ich ja. 
Immer auf alles vorbereitet sein 

Der Wettergott hatte nach unserer wilden Urlaubswoche ein Einsehen und gab alles. Während zuhause alles schwitzte und ätzte, genossen wir schlanke maximale 27 Grad, eine stetige leichte Brise und viel Sonne. Schnell war klar; das ist optimales Ijsselmeer Wetter. Am Feiertag nach ergiebigem Frühstück auf die Meere und durch bis Stavoren. Auch dort wieder Glück. Den allerletzten Platz konnten wir ergattern. Der Butt wurde besucht, zum Glück hat er keinen verschlungen. Dem Vrouwtje wurde die Reverenz erwiesen, dem Ijsselmeer sowieso. Mit Strand und schwimmen, so genial. 







Besonderes Entzücken bei kleinen und großen Kindern rief die Schafherde hervor, die auf und um den Deichweg herum graste und sich geduldig streicheln und füttern ließ. Da verblasste selbst das Schleusenkino. 





Gut erholt kehrten wir nach Heeg zurück, schlemmten uns durch die Karte der Oude Vishal und Sonntagabends entließ ich meine Männer braun gebrannt nach Hause. Während ich frohgemut an Bord blieb. Für eine Woche Britta allein an Bord. Weil ich es kann. So genial.  

Was im übrigen auch gut geht: Mit Hund in Stavoren. Auch wenn er sein eigenes Vrouwtje besser fand als das steinerne......  

FAQs und Antworten rund um alles, was für Bootsurlaub in Stavoren wichtig ist, findet Ihr hier 

Montag, 13. Juni 2022

Die Woche, die von alles hatte

Nichts wird so ersehnt wie der Sommer. Und nichts geht so schnell vorbei. 

Ich habe immer noch das Gefühl, wir hätten die Aquamarijn erst gerade zu Wasser gelassen und könnten jetzt so richtig loslegen mit der Saison. Halte ich inne, wird mir klar, die Saison ist schon erschreckende zwei Monate alt. Nur noch wenige Tage -  dann haben wir Sommersonnenwende und die weißen Nächte werden wieder kürzer. 

Kaum etwas wird so ersehnt wie der Urlaub auf dem Wasser. Letzte Woche hatte der Gatte endlich Urlaub und wir wollten jeden Tag nutzen. (Nachdem uns Murphys Nagel schon einen fetten Strich durch den Reifen gemacht und das Himmelfahrtswochenende auf dem Wasser ausfallen musste) 

Es wurde eine Woche, die von alles hatte. Dass der heilige Geist mittlerweile nur noch mit fetten Unwettern wiederauferstehen kann - es scheint das neue Pfingstgesetz zu sein. Der Urlaub begann mit einem noch recht freundlichen Samstag, der Himmel klar, die Sonne wankelmütig, aber meistens da, der Wind vorhanden, aber noch beherrschbar. Wir entschlossen uns zu einer kleinen Segeltour mit Schwager und Schwägerin, bißchen Kanal, bißchen Heeger Meer und abends grillen. Soweit so schön begonnen. 



Für den Sonntag war Regen angesagt. Also Hafentag geplant als Vorbereitung auf einen Wochentörn. Den wir dann nicht begonnen. Zumindest nicht am Montag. Denn: better safe than sorry. Es pladderte wie aus Kübeln, es frischte ordentlich auf, selbst im geschützteren Hafen waren es bis zu 7 Windstärken. Unberechenbar böige Windstärken noch dazu. Etliche Heimkehrer kamen rein, kündigten sich teils vorher schon per Kurznachricht an, keiner schaffte es alleine in seine Box. Nicht einmal die, die im Hafen als sehr versiert gelten. Überall auf den Stegen und teils auf den Nachbarbooten verteilt standen wir und andere Helfer, um die Boote in unsere Boxen zu ziehen. 

Der Tagesplan war gut, aber zunächst blieb es beim Plan 

Dienstags wurde es langsam besser, aber nicht wirklich gut. Einigermaßen zum rausfahren gut war es dann am Mittwoch und wir lösten kurzentschlossen die Leinen. Auf dem Heeger Meer war es immer noch wesentlich kabbeliger als erwartet. Also Spaßrunde durch die Kanäle rund um Woudsend und dann weiter bis ins Sneeker Meer. Der Wind kam vom Ijsselmeer, rund um Sneek war es ruhiger. Zumindest windtechnisch. Betrieb war genug, auffallend viel Berufsschifffahrt. Viel zu gucken also. Wir nächtigten am beliebten Gewittersteiger und genossen unverstellten Blick auf den großen Kanal. Bis es anfing zu regnen. Weltuntergangsmäßig. Dann eben kein Sundown.     


Während die einen noch auf dem Holzweg sind, sind andere schon weiter... 



Lieblings-Steiger 

Soviel zu unverstellter Sicht 

Donnerstag war dafür ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Uns kam die gute Idee, über das ungewohnt kabbelige Sneeker Meer bis zur Heerenzijler Brücke zu reiten. Dort sind die Terkaplester Poelen, ein Naturschutzgebiet. Vor zwei Jahren nahmen wir den Weg dort hindurch als Abkürzung, als wir bei miesestem Wetter aus Heerenveen kamen. Viel sehen konnten wir damals aufgrund des Wetters nicht, aber man konnte erahnen, wie schön es dort ist und diese Poelen waren seitdem auf unserer Bucket-List. Zu Recht, wie sich erwies. Wir fuhren kreuz und quer, sorgfältig die vielen Untiefen meidend und legten uns schließlich windgeschützt an eine Insel. Liegeplatz mit traumhafter Aussicht. Großartig. Nur der Abendspaziergang fiel buchstäblich ins Wasser. Die Wiesen auf der Insel waren derart gut getränkt, dass wir schon nach wenigen Schritten knietief im moorigen Wasser standen. Was soll's. Andere Leute zahlen reichlich Geld für Moorpackungen. Wir nahmen es mit Humor und genossen eine nördliche weiße Nacht wie gemalt. 






Das Licht in diesen langen Juninächten ist oben in Fryslan ganz anders als zu Hause tief im Westen. So weiß, so hell, man kann sich dort draußen in der Natur schon gut vorstellen, wie diese weißen Nächte noch weiter nördlich sich anfühlen. Ich liebe es sehr.   



So sehr, dass wir an dieser schönen Insel noch einen Tag dran hingen. Zumal der Freitag wieder einiges an Nass im Gepäck hatten. Wir fuhren dann am Samstag die ganze Strecke in einem Schlag zurück, aber das war durchaus ok, da es wettertechnisch ein ausgesprochen schöner Tag zum Fahren war. Anlegen im Hafen klappte recht geschmeidig, so dass wir schnell die Dinge in Angriff nehmen konnten, die nach 4 Tagen in der Natur dringend waren: Einkaufen - alle Vorräte waren aufgefuttert. Selbst der Not-Proviant war weg, wir hatten eigentlich anders geplant und wollten wenigstens eine Nacht in einem Hafen sein. Aber wenn es doch draußen so schön ist - dann nimmt man auch mit Dosensuppe und Müsliriegel als letztem Proviant vorlieb. Irgendwas ist eben immer. Nach dem Einkaufen und recht gierigem Essen Programmpunkt 2. Duschen und die spannende Frage: Hat uns die Sonne oder das Moorwasser gebräunt?  

Zum Abschluss gab es üppiges Holland-Gourmet-Menü und einen Spaziergang durch die Heeger Häfen. Ich kann sie heute morgen noch hören, die Möwen. Wie sie meckernd kundtun, dass sie uns vermissen. Wir vermissen sie auch und deshalb geht es Mittwoch schon wieder hin. Das letzte lange Feiertags-Wochenende lockt und anschließend werde ich eine Woche Britta alleine im Hafen testen.