Montag, 13. Juni 2022

Die Woche, die von alles hatte

Nichts wird so ersehnt wie der Sommer. Und nichts geht so schnell vorbei. 

Ich habe immer noch das Gefühl, wir hätten die Aquamarijn erst gerade zu Wasser gelassen und könnten jetzt so richtig loslegen mit der Saison. Halte ich inne, wird mir klar, die Saison ist schon erschreckende zwei Monate alt. Nur noch wenige Tage -  dann haben wir Sommersonnenwende und die weißen Nächte werden wieder kürzer. 

Kaum etwas wird so ersehnt wie der Urlaub auf dem Wasser. Letzte Woche hatte der Gatte endlich Urlaub und wir wollten jeden Tag nutzen. (Nachdem uns Murphys Nagel schon einen fetten Strich durch den Reifen gemacht und das Himmelfahrtswochenende auf dem Wasser ausfallen musste) 

Es wurde eine Woche, die von alles hatte. Dass der heilige Geist mittlerweile nur noch mit fetten Unwettern wiederauferstehen kann - es scheint das neue Pfingstgesetz zu sein. Der Urlaub begann mit einem noch recht freundlichen Samstag, der Himmel klar, die Sonne wankelmütig, aber meistens da, der Wind vorhanden, aber noch beherrschbar. Wir entschlossen uns zu einer kleinen Segeltour mit Schwager und Schwägerin, bißchen Kanal, bißchen Heeger Meer und abends grillen. Soweit so schön begonnen. 



Für den Sonntag war Regen angesagt. Also Hafentag geplant als Vorbereitung auf einen Wochentörn. Den wir dann nicht begonnen. Zumindest nicht am Montag. Denn: better safe than sorry. Es pladderte wie aus Kübeln, es frischte ordentlich auf, selbst im geschützteren Hafen waren es bis zu 7 Windstärken. Unberechenbar böige Windstärken noch dazu. Etliche Heimkehrer kamen rein, kündigten sich teils vorher schon per Kurznachricht an, keiner schaffte es alleine in seine Box. Nicht einmal die, die im Hafen als sehr versiert gelten. Überall auf den Stegen und teils auf den Nachbarbooten verteilt standen wir und andere Helfer, um die Boote in unsere Boxen zu ziehen. 

Der Tagesplan war gut, aber zunächst blieb es beim Plan 

Dienstags wurde es langsam besser, aber nicht wirklich gut. Einigermaßen zum rausfahren gut war es dann am Mittwoch und wir lösten kurzentschlossen die Leinen. Auf dem Heeger Meer war es immer noch wesentlich kabbeliger als erwartet. Also Spaßrunde durch die Kanäle rund um Woudsend und dann weiter bis ins Sneeker Meer. Der Wind kam vom Ijsselmeer, rund um Sneek war es ruhiger. Zumindest windtechnisch. Betrieb war genug, auffallend viel Berufsschifffahrt. Viel zu gucken also. Wir nächtigten am beliebten Gewittersteiger und genossen unverstellten Blick auf den großen Kanal. Bis es anfing zu regnen. Weltuntergangsmäßig. Dann eben kein Sundown.     


Während die einen noch auf dem Holzweg sind, sind andere schon weiter... 



Lieblings-Steiger 

Soviel zu unverstellter Sicht 

Donnerstag war dafür ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Uns kam die gute Idee, über das ungewohnt kabbelige Sneeker Meer bis zur Heerenzijler Brücke zu reiten. Dort sind die Terkaplester Poelen, ein Naturschutzgebiet. Vor zwei Jahren nahmen wir den Weg dort hindurch als Abkürzung, als wir bei miesestem Wetter aus Heerenveen kamen. Viel sehen konnten wir damals aufgrund des Wetters nicht, aber man konnte erahnen, wie schön es dort ist und diese Poelen waren seitdem auf unserer Bucket-List. Zu Recht, wie sich erwies. Wir fuhren kreuz und quer, sorgfältig die vielen Untiefen meidend und legten uns schließlich windgeschützt an eine Insel. Liegeplatz mit traumhafter Aussicht. Großartig. Nur der Abendspaziergang fiel buchstäblich ins Wasser. Die Wiesen auf der Insel waren derart gut getränkt, dass wir schon nach wenigen Schritten knietief im moorigen Wasser standen. Was soll's. Andere Leute zahlen reichlich Geld für Moorpackungen. Wir nahmen es mit Humor und genossen eine nördliche weiße Nacht wie gemalt. 






Das Licht in diesen langen Juninächten ist oben in Fryslan ganz anders als zu Hause tief im Westen. So weiß, so hell, man kann sich dort draußen in der Natur schon gut vorstellen, wie diese weißen Nächte noch weiter nördlich sich anfühlen. Ich liebe es sehr.   



So sehr, dass wir an dieser schönen Insel noch einen Tag dran hingen. Zumal der Freitag wieder einiges an Nass im Gepäck hatten. Wir fuhren dann am Samstag die ganze Strecke in einem Schlag zurück, aber das war durchaus ok, da es wettertechnisch ein ausgesprochen schöner Tag zum Fahren war. Anlegen im Hafen klappte recht geschmeidig, so dass wir schnell die Dinge in Angriff nehmen konnten, die nach 4 Tagen in der Natur dringend waren: Einkaufen - alle Vorräte waren aufgefuttert. Selbst der Not-Proviant war weg, wir hatten eigentlich anders geplant und wollten wenigstens eine Nacht in einem Hafen sein. Aber wenn es doch draußen so schön ist - dann nimmt man auch mit Dosensuppe und Müsliriegel als letztem Proviant vorlieb. Irgendwas ist eben immer. Nach dem Einkaufen und recht gierigem Essen Programmpunkt 2. Duschen und die spannende Frage: Hat uns die Sonne oder das Moorwasser gebräunt?  

Zum Abschluss gab es üppiges Holland-Gourmet-Menü und einen Spaziergang durch die Heeger Häfen. Ich kann sie heute morgen noch hören, die Möwen. Wie sie meckernd kundtun, dass sie uns vermissen. Wir vermissen sie auch und deshalb geht es Mittwoch schon wieder hin. Das letzte lange Feiertags-Wochenende lockt und anschließend werde ich eine Woche Britta alleine im Hafen testen. 





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