Sonntag, 30. Oktober 2022

Fahrradtouren im Nationalpark Alde Feanen

Earnewald hat viele Vorzüge. Ich berichtete. Dazu gehört vor allem auch, dass Earnewald ein großartiger Ausgangspunkt ist für 

Amerikanische Windmühle im Nationalpark
American Windmill 
Fahrradtouren in den Alde Feanen 

Earnewald mit seinem vorgelagerten Princenhof liegt mitten im Nationalpark. Direkt am Passantenhafen gibt es auch die erste von zahlreichen Pontjes (Fahrradfähren) in den Alde Feanen. Man kann somit in alle Richtungen starten. Es gibt auch zwei Marrekrite Steiger im Nationalpark, von denen aus Fahrradtouren möglich sind. Der eine - gut gelegen am lange Sloot - ist aber immer, wirklich immer voll. Der andere liegt ungünstiger am Hooidamsloot, ziemlich am Parkausgang und ist ehrlich gesagt nicht mehr so der Schönste.       

Die Pontjes - Fahrradfähren 

Im letzten Sommer haben wir die große Pontjes-Tour gemacht, die einen weiten Bogen bis zum Pikmar und über Grou führt. Jeder der mehr als 30 km dieser Tour war wunderschön, wir wollten sie dennoch nicht wiederholen in diesem Jahr. Das Wetter, immer wieder Regen war nicht so ganz nach mehr als 30 km und diversen Fähren. Man braucht dafür viel Zeit. Wir entschieden uns für zwei kleinere Touren. 


Fahrradfähre über den princess Margriet Kanal
Das Dropjes-Pontje - eine leckere Fahrt

Mit dem Dropjes-Pontje nach Warten 


Die erste Tour führte uns über den Princess Margriet Kanal (PMK)  zunächst nach Warten. Von Earnewald aus fährt man am Kanal entlang bis zum "Dropjes-Pontje". So genannt, weil die immer gut gelaunten Fährmänner und Frauen eine Runde Drops ausgeben. Die Fahrt dauert nämlich etwas länger. Das Pontje führt über den Princess Margriet Kanal bis zum Yachthafen von Warten. Kann man sich den auch direkt angucken. Warten selbst ist ganz nett, Mitte September waren dort allerdings die Bürgersteige sämtlich hochgeklappt. So war es die interessanteste Entdeckung, dass es von dort aus nur noch knappe 8 Fahrradkilometer bis Leeuwarden sind.  Immer wieder erstaunlich, wie sehr man in den Niederlanden Strecken mit dem Fahrrad abkürzen kann. Sparten wir uns aber auf für das nächste Mal. In Warten erwischte uns ein erster kleiner Regenschauer, die Wolken wurden schwärzer und kamen näher. So blieben wir auf der kürzeren Route. Feldwege führen bis zur Autobahnbrücke über den PMK. Spannend. Die Fahrradroute führt genau neben der Autobahn her. Das hat schon was.

Brücke von Warten
Das beschauliche Warten 

Fahrradweg neben der Autobahn
Fahrradweg neben der Autobahn
Princess Margriet Kanal von oben
Der Princess Margriet Kanal von oben 


Wieder auf der anderen, unseren Seite des PMK angekommen, kann man von dort aus komplett am PMK entlang zurück nach Earnewald radeln. Sehr schön. Auch schön, dass ich davon ein Archivbild zeigen kann: 

Fahrradweg am Princess Margriet Kanal




Fotografieren war an dem Tag nämlich nicht. Diese eine große schwarze 
nass bis auf die Socken
unheilvolle Wolke kam bedrohlich näher. Wir traten heftig in die Pedale, gaben alles. Die Wolke beschwörend, nicht genau über unseren Köpfen zu platzen. Hätte fast geklappt. Aber 2 km vor Earnewald konnte die Wolke dann nicht mehr und entleerte sich mit Wumms über uns. Jeder Niagara Shower wäre neidisch.  



Durch das Vogelschutzgebiet - eine der schönsten Fahrradrouten Frieslands 

Am nächsten Tag waren wir wieder trocken und nahmen unverdrossen das nächste Pontje. Diesmal das direkt in Earnewald und fuhren den Hooidamssloot entlang durch das Vogelschutzgebiet. Eine der schönsten Fahrradwege Frieslands. Auf der großen Pontjestour  hatten wir einen Teil davon bereits gesehen. Diesmal nahmen wir uns auch die Zeit, auf die Aussichtsplattform an der großen Vogelhütte zu steigen. Toller Blick! 


Vogelschutzgebiet von oben
Ausblick von der Vogelschutzhütte 
 
Storchenwiese Alde Feanen
Pssst - der soll uns besser nicht sehen.... 

Von Oudega kriegt man nie genug   

Von dort fuhren wir ein Stück in die Turfroute rein bis nach Oudega. Nicht "unser" Oudega, das andere Oudega. Das ganz andere Oudega. Irgendwann gehe ich dem Geheimnis der Oudegas noch auf den Grund. Der Nachbarort von Heeg heißt Oudega, auf der anderen Seite des Heeger Meers, hinter dem Gaasterland gibt es auch ein Oudega. Und eben auf der Turfroute Richtung Drachten noch ein Oudega. Dieses durchkreuzten wir an diesem Tag, es war allerdings wie in Warten. Die kleinen Weiler Frieslands liegen direkt nach der Saison im Winterschlaf.

Brücke bei de Veenhoop
Brücke vor Oudega 

Nicht schlimm, picknickten wir eben ganz mondriaan-mässig am Kanal. Da die Runde nicht die größte war, nahmen wir auch nicht das Pontje zurück, sondern fuhren außen rum zurück. Wenn man etwas sucht, findet man dort einen - nicht ausgeschilderten - versteckten Fahrradweg durch einen kleinen Wald und am Badestrand Earnewalds entlang. Wir drehten noch eine Runde durch die Skutjes-Werft und zum Abschluss gab es ein leckeres Eis an den Buchstaben. Love Fryslan. Aber sowas von.   

Mondriaan im Naturschutzgebiet
Mondriaan Bank 

Earnewald direkt am Wasser
Versteckte Ecken in Earnewald 


Love Fryslan Buchstaben
große Frieslandliebe 

Im nächsten Eintrag findet Ihr die Fahrt von Earnewald zurück nach Sneek über die landschaftlich schöne Strecke der Krumme Ie  

Donnerstag, 27. Oktober 2022

Schöne Tage in Earnewald

Schön und heiß war es an der Marrekrite-Insel in den Alde Feanen. Für die nächsten Tage nun waren Gewitter, Stürme und immer wieder ergiebiger Regen angesagt. Klar, die Natur hatte es dringend nötig. Wir jetzt eher nicht so. Aber ein bißchen Bewegung wäre fein. Am besten per pedales. Nächster Plan:  

Schöne Tage in Earnewald


Bei dem erwarteten Wetter sind Hafentage immer eine gute Idee. Der Nationalpark der alde Feanen ist schon an sich ein gutes Ziel in stürmischen Zeiten, noch einmal mehr der anvisierte 
Passantenhafen in Earnewald. Zum Start umrundeten wir zunächst "unsere" Insel. Warum manövrieren im engen Kanal, wenn eine Insel-Rundfahrt auch seinen Reiz hat. Weiter ging es den ganzen Folkertssleat entlang bis zum Sanemar, einem kleinen See, auf dem auch einige Marrekrite-Inseln locken. 

Marrekrite in Alde Feanen
So viele schöne Marrekriten unterwegs 

Das Sanemar versteckt den Eingang des märchenhaften Kanals nach Earnewald. Wir sind diese Strecke schon etliche Male gefahren, trotzdem zögern wir jedes Mal und fragen uns, ob das so richtig ist. So versteckt liegt der Kanal, so eng und verwunschen wirkt er. Schnell öffnet sich aber die Wasserstraße und gibt den Blick auf den schönen Ort frei. Der Kanal endet in einer Art Sackgasse, einem großen aufgestauten Hafenbecken. Earnewald liegt an keinem offenen Gewässer, aber dieses große Hafenbecken gibt dem Ort einen erstaunlich maritimen Flair. 

Kanal nach Earnewald
Suchspiel: Wer findet die Einfahrt des Kanals nach Earnewald? 


Kanal nach Earnewald
Glück gehabt. Den richtigen Kanal gefunden. So langsam kommt Earnewald in Sicht.  


Der Passantenhafen in Earnewald 

Der Passantenhafen liegt geschützt mitten im Ort. Er ist relativ klein und in der Hauptsaison war er in diesem Jahr wohl des öfteren mehr als gesteckt voll. Ausweichplätze gibt es noch gegenüber am Besucherzentrum, diese aber zumeist ohne Landstromanschluss. Der Passantenhafen hat wie in Balk fast ausschließlich Boxen, es gibt nur sehr wenige Kadenplätze. Die Einfahrt ist großzügig, der Platz zwischen den Boxen auch. Trotzdem kann man sich darauf verlassen, dass das Hafenkino - Programm ebenso großzügig ausfällt. Das Wasser im Hafen ist dauernd in Bewegung ob des vielen Schiffsverkehrs.  

Passantenhafen Earnewald
maritimes Flair im Passantenhafen Earnewald 

Da ist schon so mancher quer durch die Boxen oder den Hafen gedriftet. Wir wurden auch in diesem Jahr nicht enttäuscht. Schon alleine, weil anscheinend nicht jeder lesen kann. Obwohl er dann im Vorteil wäre. Es stehen große Schilder überall, welcher Bereich für welche Schiffsgröße geeignet ist. Und danach wird auch bezahlt. Wir z.B. gehören in den Bereich D. Klar könnten wir uns in den Bereich A legen, in die wesentlich größeren Boxen. Aber dann zahlen wir auch für Kategorie A bis 15 Meter und nicht für die Kategorie D bis 10 Meter. Da hat sich schon mancher gewundert, der es sich leicht machen wollte. Wir hatten jedenfalls freie Auswahl in unserem Bereich und nahmen eine innen liegende Box, die uns von unserem Deck trotzdem beste Aussicht bot. 

Bucket List Earnewald 

Bucket List Earnewald

Die Hafenmeister in Earnewald kommen rum, man kann aber auch im Hafenbüro bzw. am Automaten bezahlen. Das Hafenbüro ist im VVV, dem Fremdenverkehrsbüro beheimatet. Die Damen dort sind außerordentlich freundlich und hilfsbereit. Was immer man wissen möchte, was immer man plant, sie helfen gerne und kenntnisreich. In diesem Jahr nahmen wir uns die Bucket List für Earnewald mit und unsere prompt auftauchenden Fragen wurden alle beantwortet. Das meiste kannten wir schon, vieles von der Bucket List war bereits abgearbeitet, allem voran das Foto mit dem süßen Otter, dem Wahrzeichen von Earnewald. 


#Otterbeeld
Bucket-List to do: Selfie mit dem Otter ✔ 

Hafenmeister in Earnewald
Die Hafenmeister von Earnewald 


Neu für uns war das Innere der Reformkirche mit einem Skutjes (Plattbodenschiff) Bug als Kanzel. Passt natürlich. In Earnewald ist eine große Skutjes Werft samt angeschlossenem Museum. Dann gibt es noch das Besucherzentrum, welches alles Wissenswerte zum Nationalpark erklärt, wir waren aber auch noch nicht drin. Man will sich ja noch was aufsparen für die nächsten Jahre. Dafür freuten wir uns, dass die LoveFrylan Letter auch wieder zu Besuch waren. 

Ein Skutje als Kanzel in Earnewald
Ein Skutje als Kanzel 

Love Fryslan Letter


Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomie in Earnewald

Souvenir Earnewald
Die Infrastruktur in Earnewald, dem einzigen richtigen Ort in den Alde Feanen, ist ansonsten klein, aber ausreichend. Es gibt eine Tankstelle, auch für Boote. Drei Restaurants, eine Frittenbude und eine prima Eisdiele. Und eine Pizzeria, die etwas versteckt liegt. Diese probierten wir in diesem Jahr aus und waren begeistert. Das Restaurant ist klein, aber sehr beliebt. Auch in der Nachsaison geht da ohne Reservieren gar nichts.

Dem Souvenirshop an der Tanke bin ich auch in diesem Jahr wieder zum Opfer gefallen. Ich steh halt auf Seerosen, mach was dran. Daneben gibt es shoppingtechnisch noch einen Supermarkt. Das Attribut "super" verdient er aber nur für seine sehr freundlichen Mitarbeiter. Die Auswahl ist schmal, man bekommt das Nötigste. Plus eine leckere Auswahl regionaler Produkte örtlicher Bauernhöfe: Käse, Wurst, Honig, Kuchen, Schnaps. Das Nötigste, wie gesagt..... 

Regen und Mondscheinfahrt 

Wie vorhergesagt, bekamen wir einiges an Regen ab in Earnewald. Machte aber nix, der Wind stand gut. Wir konnten auf unserer Aussichtsplattform bleiben und genossen die kühlende Brise. Entschädigt wurden wir mit einer wunderschönen Vollmondnacht, in der wir dem ortsansässigen Ausflugsschiff, der Marprincess winken konnten. Sie ging an diesem Abend auf Mondscheinfahrt durch den Nationalpark. Bestimmt schön, vielleicht fahren wir da mal mit. Diesmal begnügten wir uns mit dem Anblick von unserem Boot aus. Zum Glück gab es auch Regenpausen, die wir für ergiebige Fahrradtouren nutzten. Davon wird der nächste Eintrag handeln. 

Regentag in Earnewald
Auch bei Regen schön. Earnewald 

Zuviel Wasser in Earnewald
Übung im Hafen von Earnewald. Oder so. So voll kann das Hafenbecken ja kaum gewesen sein.  


Ausflugsschiff Marprinces in Earnewald
Gute Fahrt, schöne Marprinses 



Die Sonne sieht alles, was wir tun. Aber der Mond kennt unsere Geheimnisse 

Funfact: Für uns gab es noch eine spezielle Sehenswürdigkeit. Zum allerersten Mal begegnete uns eine Namensvetterin. Im Passantenhafen lag doch glatt noch eine Aquamarijn. Oups. Aber selbstverständlich ist unsere Aquamarijn die Wertvollste überhaupt. Für uns. 

Bootsname Aquamarijn
Noch eine Aquamarijn! Na sowas 

Und hier geht es weiter: Mit dem Boot von Earnewald nach Sneek 

Ein Jahr später waren wir wieder da. Diesmal mit unserem Bootshund


 

Sonntag, 23. Oktober 2022

Vom Sneeker Meer in das Feenreich der Alde Feanen

 Die Nacht am Lieblingssteiger war ruhig und wir am nächsten Tag bereit für die nächste Etappe.  Das ungute Erlebnis des Vortags beim Brückenmanöver hat zwar Eindruck hinterlassen, aber mehr auch nicht. Nachdem ich darüber geschlafen hatte, war auch ich geneigt, dem Captain beizupflichten: Wäre was passiert, wäre das ganz alleine deren Schuld gewesen. Es hätte nie in unserer Macht gestanden, da verhindernd einzugreifen. Idioten gibt es immer und überall. Leider wahr. Und leider seit den Big C Jahren auch vermehrt auf dem Wasser. 

Das nächste Ziel: Das geliebte Feenreich, die Alde Feanen 

In diesem Jahr waren wir noch nicht in diesem wunderschönen Naturschutzgebiet hoch im Norden gewesen. Das geht natürlich gar nicht. Es gilt nicht nur, dass ein Jahr ohne Nordsee kein gutes Jahr ist, auch ein Jahr ohne alde Feanen darf nicht mehr sein. 

Wir starteten vom Sneeker Meer aus und nahmen die direkte Route über den Princess Margriet Kanal. Geht zwar auch landschaftlich schöner, das wollten wir uns aber für den Rückweg aufheben. Die Fahrt verlief ohne große Aufreger. Wenn man davon absieht, dass jenes Segelboot, welches im Gaastmeer für ergiebiges Hafenkino gesorgt hatte, kurz nach der Schleuse von Terherne unseren Weg kreuzte. Zum Glück nach der Schleuse. Da legte der Gatte aber den Hebel auf den Tisch. Dieses Boot und Brücke voraus - nee, lass mal. 

Brücke auf dem Princess Margriet Kanal

Die weitere Strecke bringt Abwechslung nur bei Grou. Ansonsten sehr viel Landwirtschaft am und auf dem Wasser. Entlang des Ufers des PMK sah man entsprechend auch immer wieder Zeichen des unverändert anhaltenden Bauernprotests in den Niederlanden.

Heuernte Abtransport über das Wasser
Ohne Wassertransportmittel geht auch in der Landwirtschaft gar nichts in Friesland 

Bauernprotest in den Niederlanden
Bauernprotest in den Niederlanden 

Die umgedrehte Flagge - Bauernprotest in den Niederlanden
Auch an den Wasserstrassen: Die Flagge steht Kopf, der Protest ist allgegenwärtig 

Nach nicht ganz dreistündiger Fahrt kamen die ersten Anzeichen des Feenreichs in Sicht. Die alde Feanen sind einer der offiziellen Nationalparks der Niederlande und stehen unter besonderem Schutz. Der Nationalpark ist eine 2000 Hektar große Moorlandschaft und beherbergt über hundert Vogelarten, darunter auch den seltenen Seeadler und ganz viele Störche. Sein Wappentier ist der Otter, Bekanntschaft mit ihm schlossen wir auch bereits. 


Der Nationalpark ist durchzogen von unzähligen Kanälen und kleineren Seen, bietet dazu vielfältige Wander- und Radfahr-Möglichkeiten. Er ist ganzjährig zugänglich, allerdings nicht überall zu jeder Zeit. Das hängt von den Vogel-Zügen ab. In den Alde Feanen gibt es unzählige Marrekriten, eine schöner als die andere. Wir bogen über einen der Hauptkanäle ein und fuhren einen extra großen Umweg zu der  anvisierten Marrekrite Insel, wo wir zwei Nächte blieben. Und erstmalig unseren "Niagara-Camp-Shower" ( ich hab mir den Namen nicht ausgedacht, ich kann nichts dafür....) in Betrieb nahmen. Gar nicht mal so schlecht. Hätte kühler sein dürfen. Die von uns ausgesuchte Insel ist eine der größten in den Alde Feanen, so verteilen sich die dort liegenden Boote ziemlich gut. Über die Insel ziehen sich kleine Wege, wo man in Ruhe eine Runde laufen kann. 

Camp Shower auf dem Boot
Der Captain bereitet das Bad vor 

Outdoor Dusche
Schöner duschen auf der Marrekrite Insel mit Aussicht 


Steg an der Marrekrite
Der Captain ist bereit zum Ausgang 

Spazierweg auf der Marrekrite Insel
Spazierweg auf der Marrekrite Insel

Wir genießen diese Art von Bootsurlaub sehr. Das hat sich definitiv verändert, seitdem wir unser eigenes Boot haben. Als wir noch charterten, war immer so ein "once in a lifetime" Gefühl beim Bootsurlaub dabei. Wir hatten nur wenige Tage im Jahr, die wir auf dem Wasser verbringen konnten. Da will man natürlich soviel Zeit wie möglich mit Boot fahren verbringen, soviel wie möglich sehen. Nun ist es anders. Wir haben viel Zeit auf dem Wasser. Zeit für alles. Für das, was uns gut tut. Zeit für Zeit. Dieses dringende Gefühl, soviel wie möglich in ein paar Tage zu packen, ist weg. Nun ist das Boot für uns unser Zuhause auf dem Wasser. Das Zuhause, das wir immer dabei haben. Es ist so schön, die Orte und die Gegenden in aller Ruhe erkunden zu können. Klar, wir könnten größere Touren fahren. Werden wir auch. Aber für dies Jahr war es der Plan, die ganze zweite Woche in den friedlichen alde Feanen zu verbringen. Zu Wasser und zu Land. Denn auch der Hauptort der Alde Feanen, Earnewald möchte schließlich noch besucht werden.               



Und hier geht es weiter: Schöne Tage in Earnewald. Alles Wissenswerte zum Ort und Passantenhafen 

Mittwoch, 12. Oktober 2022

Mit dem Boot von Balk über Sloten bis ins Sneeker Meer

Weiter geht es mit dem Bootstörn im Sommerurlaub 2022 

Von Balk über Sloten bis ins Sneeker Meer 

Nach den großartigen Tagen in Balk und Umgebung war die erste Woche des Urlaubs Geschichte. Der Captain war gut erholt und ganz der Ruhebewahrer. Das war auch mehr als gut so, denn die Fahrt durch Sloten hatte einen fetten Aufreger in petto. Ich spoilerte bereits. 

Wir brachen bei gutem Wetter relativ früh in Balk auf.  Auf dem Sloter Meer war es noch kabbelig, aber kein Vergleich mehr mit dem Weg vom Gaastmeer.  Es waren viele der Segler unterwegs, die besonders gerne in der Fahrrinne kreuzen. Warum auch nicht. Dafür ist die Fahrrinne ja schließlich da. Ironie off. Worüber wir nicht nachgedacht hatten: Es war ein Sonntag. Ein Sonn-tag im Wortsinne, dazu mit viel Wind. Klar, da ist alles auf dem Wasser, was schwimmen kann. Tja, nun waren wir unterwegs. Würde schon gehen. 

Brückenkino 

Auf der Sloter-Vaart wurde es noch voller. Noch kleinere Jollen übten dort das Kreuzen, vor allem in den Hafeneinfahrten. Macht Sinn. Die Anlegeplätze waren gesteckt voll, wenig Platz zum Manövrieren. Wir freuten uns auf die Brücke. Nicht. An der Brücke angekommen war es aber stautechnisch ok. Die Brücke ging sogar gerade auf. Leider für die entgegenkommende Richtung. Von dort kamen so viele Boote, dass unsere Richtung nicht mehr dran kam. Also warten und im Becken vor der Brücke dümpeln. Nicht schlimm. Die Ecke ist recht windgeschützt, das ist nicht so schwierig. Hinter uns kam noch eine große Motoryacht, deren Crew ebenfalls wusste, was sie tat und mehrere Sloepen. (friesisch für Schaluppe) 

Fein. Diesmal hatten wir eher keine Lust auf Brückenkino. Alles dümpelte und wartete. Die nächste Brückenöffnung kommt bestimmt. Sie kam und unsere Seite bekam als erstes grün. Wir fuhren zuerst, der Captain gab genug Gas, um den Betrieb nicht aufzuhalten. Ich stand vorne, das Brückengeld abgezählt in der Hand. Der Brückenwärter kam raus mit seinem Klompen an der Angel. Aber - es gelang mir nicht, den Klompen aufzufangen. Komisch, das hab ich doch schon zigmal gemacht. Ich schaute zum Brückenwärter hoch und wunderte mich. Der gute Mann schaute gar nicht zu mir oder seinem Klompen. Klar, dass ich ihn nicht fangen kann, wenn der Klompen ganz woanders hin geworfen wird. Aber wo guckt der Brückenwärter hin und warum? Er warf den Klompen nochmal, diesmal klappte es. 

Gefährliches Brücken-Manöver 

Ich hangelte mich wieder hoch zum Captain und da sah ich es. Wo der Brückenwärter hingeguckt hatte. Mit uns unter der Brücke war noch ein Boot. Eine der Sloepen, die hinter uns gedümpelt hatten. Mit viel Gas überholten sie uns von rechts während des Brückenmanövers. Überholen! Unter der Brücke! In unserem toten Winkel. Dem totesten Winkel, den man so haben kann auf dem Boot. Der Captain realisierte das Ganze erst, als wir durch die Brücke waren und bekam nachträglich noch einen echten Schrecken. Um das zu verdeutlichen: 

Brücke von Sloten
Archivbild: besagte Brücke von Sloten vor der Durchfahrt.  

Die Brückendurchfahrt ist schmal. Auf dem Foto sieht man gut, wie eng sie ist. Da passen zwei Boote kaum nebeneinander. Zumal das ein absolutes No-Go ist. Ein verbotenes No-Go. Aber die Wasser-Polizei kann halt nicht überall sein. Bei der Sloter Brücke manövriert der Captain ziemlich weit links, damit das balancierende Crew-Mitglied die Klompen-Aktion gut hinkriegt. Bugstrahlruder ist also an. Hätte der Captain während des Manövers das Boot nur wenige Zentimeter nach rechts bewegt - es gäbe eine Sloep weniger. Und eine Crew weniger natürlich auch. Die Sloep wäre zwischen uns und der Brückenmauer gnadenlos zerquetscht worden.  Wir sind zwar nicht die größte Yacht unterwegs, aber wir sind 10 x 3 Meter schwimmender Stahl. Und Stahl gewinnt immer. Uns wäre nichts passiert, aber wie gesagt..... Will man das? Nein, will man nicht. 

Was die Crew der Sloep damit bezweckte, ist unklar (um das Lieblingswort deutscher Medienschaffender zu bemühen) Wollten sie nur das Brückengeld sparen? Für 3 Öcken so ein riskantes Manöver fahren? Mutprobe erwachsener Männer? Möglicherweise. Dem Gejohle und Abklatschen der wirklich nicht mehr jugendlichen Crew nach zu urteilen vermutlich. Wir waren absolut  bedient und ziemlich sauer nach diesem Manöver. Welch ein Glück, dass der Captain immer sehr ruhig fährt und wir auch schon viel Erfahrung mit Brückendurchfahrten haben. Ich hab schon Boote unter Brücken schlingern sehen, da hätte ich keine Sloep daneben sehen wollen. 

Wir waren jedenfalls so geschockt, dass wir den Rest der schönen Route auf der Sloter Vaart und durch das Brandemar gar nicht mehr genießen konnten. Gefühlt schnell waren wir auf dem Princess Margriet Kanal, dem Hauptkanal Frieslands. Es war nach wie vor viel los, vor allem viel Berufsverkehr war noch unterwegs. 

Berufsverkehr auf dem Princess Margriet Kanal

Der Rest der Fahrt verlief unspektakulär. Allerdings war dieser Teil der Strecke gefühlt lang. Wir hatten das gar nicht mehr so in Erinnerung. Lag vielleicht auch daran, dass uns die Freude am Bootfahren für den Tag gründlich vergällt war. Selbst jetzt noch, Wochen später, reg ich mich beim Schreiben schon wieder darüber auf. So besoffen kann man doch am Sonntagtagmorgen noch gar nicht oder nicht mehr sein. So ein Leichtsinn. Unfassbar. Allerdings hat dieses wenig seemannschaftliche Benehmen auf dem Wasser oder in den Häfen seit Big C generell merklich zugenommen. Wenn Abenteuer in ferne Länder entfallen, muss man eben anscheinend zuhause gucken, was geht. Oder so.     

Am Sneeker Meer 

Am Nachmittag erreichten wir das Sneeker Meer und gönnten uns noch eine Runde durch die schönen Nebenkanäle. Überall an den Marrekriten war es recht voll, hatten wir uns schon gedacht. Noch waren viele Sonntags-Ausflügler mit voller Ausrüstung da. Aber die extra Runde brachte das gewünschte Ergebnis. Die Ausflügler brachen nach und nach auf und machten Platz. 

Heißluftballons von der Marrekrite aus gesehen
Viel Verkehr herrschte auch in der Luft. Die Punkte sind alles Heißluftballons. 

der Gewittersteiger

Wir konnten uns an den Steiger legen, der uns schon nach so manch aufregender Fahrt eine Zuflucht war, den von uns so genannten Gewittersteiger. Wenn es das gäbe, würden wir für diesen Steiger schon eine Ehrennadel bekommen. Da uns die aber keiner verleihen wollte, gönnten wir uns als erstes den Anlegeschluck. Den hatten wir uns nach diesem Tag mehr als redlich verdient. 

Anlegeschluck

Und hier geht es weiter: Nach einer ruhigen erholsamen Nacht waren wir bereit. Für die Weiterfahrt in das Feenreich der Alde Feanen  

Montag, 10. Oktober 2022

Fahrradtour durch das Gaasterland

Die Fahrradtour nach Sloten war sehr schön, aber nur der Auftakt. Die Highlight-Tour kam erst noch.  

Einmal kreuz und quer durch das Gaasterland - bis zu einem verwunschenen See 

In den Wäldern des Gaasterlandes liegt versteckt ein wunderschöner See. So versteckt, so verwunschen, dass er nicht mal einen eigenen Namen hat. Er liegt im Naturschutzgebiet Wyldemerk und wird halt der See im Wyldemerk genannt. Ich hatte nur durch Zufall davon gelesen. Man kann auch mit einem Boot  dorthin, maximale Bootsgröße dafür ist allerdings eine kleine Sloep (friesisch für Schaluppe, ein sehr typisches Boot in Friesland für Tagestouren) Unsere Alternative war das Fahrrad. Wir stellten uns mit Hilfe der Fietsknooppunte eine Route zusammen, bei wir auf der Hälfte der Strecke an diesem See eine schöne Pause machen konnten. 

Mit dem Fahrrad durch das Gaasterland

FAhrradweg im Gaasterland

Die Route führte uns zunächst ein gutes Stück die Luts entlang. Auch da haben wir mit der Aquamarijn keine Chance, aber sehen wollten wir den Fluss, von dem so viele schwärmen, schon gerne. Der Fahrradweg führt ein gutes Stück genau neben dem Fluss. Die Luts wird nachher ganz schmal und man sieht auch, dass sie teils begradigt und in eine Wanne gelegt wurde. Hat ein bißchen was von Themenfahrt im Vergnügungspark. 

die Luts , ein Fluss in Friesland



Fahrradweg entlang der Luts

begradigte Luts

Irgendwann mussten wir die Luts verlassen und fuhren tief in den Wald hinein. Der Wald wirkt dort sehr urtümlich, die Fahrradwege werden sehr schmal, bisweilen abenteuerlich bei Gegenverkehr. Zumal sie in viele Kurven führen. Es fehlen nur die Steigungen, sonst könnte man gut von Serpentinen sprechen. An diesem Tag war es gut warm, wir genossen die schattige Möglichkeit sehr. Und idyllisch war es. Wenn es auch bisweilen Fragen aufwies..... 

Bremer Wyldernis Fahrradroute
Bremer Wildnis? Haben wir uns verfahren? 

Und dann tauchte er auf. Der See. Man muss ein bißchen suchen, er ist nicht extra ausgeschildert. Aus Gründen vermutlich. An den Wochenenden ist er wohl gut frequentiert, vor allem Einheimische nutzen diese bei Touristen eher unbekannte Bademöglichkeit. Wir hatten den See an diesem Tag fast für uns alleine und fanden auf einer Lichtung einen wunderbaren Rastplatz. Andere Radelnde sahen wir erst später, als wir den See weiter umrundeten. Der See wirkt wirklich verwunschen, wie aus der Zeit gefallen. Mitten im Wald, Baumumstanden, nur an wenigen Ufern kommt man bis ans Wasser. 

See im naturschutzgebiet Wyldemerk

Am See der Wyldemerk

Von der Wyldedemerk aus fuhren wir weiter durch Waldwege, durchquerten ein Heidegebiet, bewunderten viele der schönen friesischen Pferde. Das letzte Stück Weg führte schließlich an einer Art Hofladen Boulevard vorbei zurück nach Balk. Allgegenwärtig auch hier im übrigen die "Holland steht Kopf Flagge". 

Heidegebiet im Gaasterland ohne Heide
die Heide blühte nicht. Dafür viele wilde Blumen. Auch schön  

Pferde in Friesland

Hofladen Strasse in Friesland
der Captain wartet immer geduldig, bis ich alle Fotos gemacht habe. Bedankt Euch bei ihm 

Alles in allem gehört diese Fahrradtour zu den schönsten, die wir je gemacht haben. Und wir haben viele schöne gemacht. Ich könnte mich nicht entscheiden, welche die schönste ist. Aber diese hier ist  ganz weit oben in unserem privaten Ranking und wird definitiv irgendwann genauso wiederholt. Der See ist auch ein echter Geheimtipp, also nicht weitersagen. Psst. Selbst langjährige Friesland-Urlauber hatten da noch nie von gehört.     

Und hier geht es weiter: Mit dem Boot von Balk über Sloten bis in Sneeker Meer. Leider mit sehr gefährlichem Brückenmanöver in Sloten !