Mittwoch, 12. Oktober 2022

Mit dem Boot von Balk über Sloten bis ins Sneeker Meer

Weiter geht es mit dem Bootstörn im Sommerurlaub 2022 

Von Balk über Sloten bis ins Sneeker Meer 

Nach den großartigen Tagen in Balk und Umgebung war die erste Woche des Urlaubs Geschichte. Der Captain war gut erholt und ganz der Ruhebewahrer. Das war auch mehr als gut so, denn die Fahrt durch Sloten hatte einen fetten Aufreger in petto. Ich spoilerte bereits. 

Wir brachen bei gutem Wetter relativ früh in Balk auf.  Auf dem Sloter Meer war es noch kabbelig, aber kein Vergleich mehr mit dem Weg vom Gaastmeer.  Es waren viele der Segler unterwegs, die besonders gerne in der Fahrrinne kreuzen. Warum auch nicht. Dafür ist die Fahrrinne ja schließlich da. Ironie off. Worüber wir nicht nachgedacht hatten: Es war ein Sonntag. Ein Sonn-tag im Wortsinne, dazu mit viel Wind. Klar, da ist alles auf dem Wasser, was schwimmen kann. Tja, nun waren wir unterwegs. Würde schon gehen. 

Brückenkino 

Auf der Sloter-Vaart wurde es noch voller. Noch kleinere Jollen übten dort das Kreuzen, vor allem in den Hafeneinfahrten. Macht Sinn. Die Anlegeplätze waren gesteckt voll, wenig Platz zum Manövrieren. Wir freuten uns auf die Brücke. Nicht. An der Brücke angekommen war es aber stautechnisch ok. Die Brücke ging sogar gerade auf. Leider für die entgegenkommende Richtung. Von dort kamen so viele Boote, dass unsere Richtung nicht mehr dran kam. Also warten und im Becken vor der Brücke dümpeln. Nicht schlimm. Die Ecke ist recht windgeschützt, das ist nicht so schwierig. Hinter uns kam noch eine große Motoryacht, deren Crew ebenfalls wusste, was sie tat und mehrere Sloepen. (friesisch für Schaluppe) 

Fein. Diesmal hatten wir eher keine Lust auf Brückenkino. Alles dümpelte und wartete. Die nächste Brückenöffnung kommt bestimmt. Sie kam und unsere Seite bekam als erstes grün. Wir fuhren zuerst, der Captain gab genug Gas, um den Betrieb nicht aufzuhalten. Ich stand vorne, das Brückengeld abgezählt in der Hand. Der Brückenwärter kam raus mit seinem Klompen an der Angel. Aber - es gelang mir nicht, den Klompen aufzufangen. Komisch, das hab ich doch schon zigmal gemacht. Ich schaute zum Brückenwärter hoch und wunderte mich. Der gute Mann schaute gar nicht zu mir oder seinem Klompen. Klar, dass ich ihn nicht fangen kann, wenn der Klompen ganz woanders hin geworfen wird. Aber wo guckt der Brückenwärter hin und warum? Er warf den Klompen nochmal, diesmal klappte es. 

Gefährliches Brücken-Manöver 

Ich hangelte mich wieder hoch zum Captain und da sah ich es. Wo der Brückenwärter hingeguckt hatte. Mit uns unter der Brücke war noch ein Boot. Eine der Sloepen, die hinter uns gedümpelt hatten. Mit viel Gas überholten sie uns von rechts während des Brückenmanövers. Überholen! Unter der Brücke! In unserem toten Winkel. Dem totesten Winkel, den man so haben kann auf dem Boot. Der Captain realisierte das Ganze erst, als wir durch die Brücke waren und bekam nachträglich noch einen echten Schrecken. Um das zu verdeutlichen: 

Brücke von Sloten
Archivbild: besagte Brücke von Sloten vor der Durchfahrt.  

Die Brückendurchfahrt ist schmal. Auf dem Foto sieht man gut, wie eng sie ist. Da passen zwei Boote kaum nebeneinander. Zumal das ein absolutes No-Go ist. Ein verbotenes No-Go. Aber die Wasser-Polizei kann halt nicht überall sein. Bei der Sloter Brücke manövriert der Captain ziemlich weit links, damit das balancierende Crew-Mitglied die Klompen-Aktion gut hinkriegt. Bugstrahlruder ist also an. Hätte der Captain während des Manövers das Boot nur wenige Zentimeter nach rechts bewegt - es gäbe eine Sloep weniger. Und eine Crew weniger natürlich auch. Die Sloep wäre zwischen uns und der Brückenmauer gnadenlos zerquetscht worden.  Wir sind zwar nicht die größte Yacht unterwegs, aber wir sind 10 x 3 Meter schwimmender Stahl. Und Stahl gewinnt immer. Uns wäre nichts passiert, aber wie gesagt..... Will man das? Nein, will man nicht. 

Was die Crew der Sloep damit bezweckte, ist unklar (um das Lieblingswort deutscher Medienschaffender zu bemühen) Wollten sie nur das Brückengeld sparen? Für 3 Öcken so ein riskantes Manöver fahren? Mutprobe erwachsener Männer? Möglicherweise. Dem Gejohle und Abklatschen der wirklich nicht mehr jugendlichen Crew nach zu urteilen vermutlich. Wir waren absolut  bedient und ziemlich sauer nach diesem Manöver. Welch ein Glück, dass der Captain immer sehr ruhig fährt und wir auch schon viel Erfahrung mit Brückendurchfahrten haben. Ich hab schon Boote unter Brücken schlingern sehen, da hätte ich keine Sloep daneben sehen wollen. 

Wir waren jedenfalls so geschockt, dass wir den Rest der schönen Route auf der Sloter Vaart und durch das Brandemar gar nicht mehr genießen konnten. Gefühlt schnell waren wir auf dem Princess Margriet Kanal, dem Hauptkanal Frieslands. Es war nach wie vor viel los, vor allem viel Berufsverkehr war noch unterwegs. 

Berufsverkehr auf dem Princess Margriet Kanal

Der Rest der Fahrt verlief unspektakulär. Allerdings war dieser Teil der Strecke gefühlt lang. Wir hatten das gar nicht mehr so in Erinnerung. Lag vielleicht auch daran, dass uns die Freude am Bootfahren für den Tag gründlich vergällt war. Selbst jetzt noch, Wochen später, reg ich mich beim Schreiben schon wieder darüber auf. So besoffen kann man doch am Sonntagtagmorgen noch gar nicht oder nicht mehr sein. So ein Leichtsinn. Unfassbar. Allerdings hat dieses wenig seemannschaftliche Benehmen auf dem Wasser oder in den Häfen seit Big C generell merklich zugenommen. Wenn Abenteuer in ferne Länder entfallen, muss man eben anscheinend zuhause gucken, was geht. Oder so.     

Am Sneeker Meer 

Am Nachmittag erreichten wir das Sneeker Meer und gönnten uns noch eine Runde durch die schönen Nebenkanäle. Überall an den Marrekriten war es recht voll, hatten wir uns schon gedacht. Noch waren viele Sonntags-Ausflügler mit voller Ausrüstung da. Aber die extra Runde brachte das gewünschte Ergebnis. Die Ausflügler brachen nach und nach auf und machten Platz. 

Heißluftballons von der Marrekrite aus gesehen
Viel Verkehr herrschte auch in der Luft. Die Punkte sind alles Heißluftballons. 

der Gewittersteiger

Wir konnten uns an den Steiger legen, der uns schon nach so manch aufregender Fahrt eine Zuflucht war, den von uns so genannten Gewittersteiger. Wenn es das gäbe, würden wir für diesen Steiger schon eine Ehrennadel bekommen. Da uns die aber keiner verleihen wollte, gönnten wir uns als erstes den Anlegeschluck. Den hatten wir uns nach diesem Tag mehr als redlich verdient. 

Anlegeschluck

Und hier geht es weiter: Nach einer ruhigen erholsamen Nacht waren wir bereit. Für die Weiterfahrt in das Feenreich der Alde Feanen  

1 Kommentar:

  1. Das ist uns auch schon öfter passiert. Ganz schlimm ist es auch auf dem Haarinxmakanaal. Da sind wir mal gefahren, als da noch die vielen Baustellen waren. Kurz vor der Brücke hat uns ein Berufsschiff überholt und so eine Welle gemacht, dass wir kurz angetitscht sind. War nur eine kleine Beule, aber trotzdem sehr ärgerlich. Und ich hab mich so erschrocken. Die ziehen sich da auch nichts von an. Der hat die Schiffshupe tröten lassen und weg war er.

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