Freitag, 7. Oktober 2022

Bootstörn Sommer 2022 - zweite Station Balk

 Die zweite Station: Balk 


Wir hatten es noch auf der Insel im Gaastmeer beschlossen: die nächste Route würde uns weg von den offenen Meeren Richtung Binnenland führen. Besser war das. 

Lang und hoch statt kurz und kabbelig: Die Wellenfahrt 


Trotz kleinerer Störungen starteten wir gut ausgeruht von der Insel. Ziel des Tages: Balk. Gut ausgeruht war auch angesagt, die Fahrt war - ich sag mal - interessant. Der Captain sagt zwar zu Recht  "so schlimm war der Wind jetzt auch wieder nicht". Das stimmt zwar und wir sind auch schon einige Male bei noch deutlich mehr Wind über die Meere geschippert. Aber diesmal kam der Wind aus Nordost, was er in Friesland selten tut. Und es war kein stetiger, sondern ein böiger Wind. Die friese Meren können schon bei einer geringen Windstärke erstaunlich kabbelig sein. Das liegt an der nicht so großen Wassertiefe, da bauen sich Wellen schnell und knackig auf. Soweit so bekannt. An diesem Tag kamen die Wellen aber nicht kurz und kabbelig, sondern lang und hoch. Öfter mal was Neues. Gar nicht soooo schwierig zu fahren, aber auch nicht angenehm. Es rollte gut. Unsere Aquamarijn pflügte tapfer und unverdrossen. Allerdings wurde sie sehr nass. Wir kennen es, dass das Wasser über das Unterdeck spritzt und man dort nicht mehr so gut sitzen kann. Aber dass das Wetter bis zum höchsten Punkt schwappt - das hatten wir bisher noch nie. Ich war wirklich froh, dass wir Stavoren gecancelt hatten. 

Funfact:. Die Pollen blieben unbeeindruckt kleben. Man hätte doch denken können, dass soviel Wasserkraft auch da was wegschafft. Aber nix da. Wir waren jedenfalls froh, als wir das Heeger Meer überquert hatten und eine Runde durch ruhigere Kanäle gleiten konnten. Das Wetter war ansonsten gut, blauer Himmel und viel Sonne. Auf dem Sloter Meer wurde es nochmal unruhig, aber schon kein Vergleich mehr mit dem Heeger Meer. Trotzdem schön, in den ruhigen Fluss Luts einzubiegen, der uns nach Balk führte. 

Zuhause ist, wo mein Boot ist

Zuhause ist, wo mein Boot ist - heute der Passantenhafen in Balk 


In Balk angekommen, bekamen wir den Platz im Passantenhaven, den wir wollten. Sprich genau den, der uns schon vor zwei Jahren einen sicheren Hafen in stürmischen Zeiten bot.  Der Passantenhaven in Balk ist relativ neu und sehr gepflegt. Schöne Anlegeplätze, die meisten davon in Boxen. Es gibt auch einige Plätze, wo man nur seitlich anlegen muss, aber gerade bei viel Wind bevorzugen wir es, gut vertäut in einer Box zu liegen. Der Passantenhaven liegt vor der malerischen Kulisse des ebenfalls neu errichteten Jachthavenquartiers. Zur anderen Seite hat man einen guten Ausblick auf die Luts, den Fluss, der Balk durchquert. Der Hafen besteht aus zwei großen Becken, das vom Kanal aus gesehen hinten liegende Becken ist noch einmal windgeschützter. Die Hafenmeister sind sehr freundlich und hilfsbereit, die Sanitäranlagen klein, aber  fein und vor allem sauber. 

Passantenhaven Balk
Box im Passantenhaven Balk 

Das Yachthafenquartier in Balk
Malerische Kulisse in Balk 

Der Weg zum Passantenhaven Balk
Blick auf die Luts 

Balk - noch immer so etwas wie ein Geheimtipp 


Wirklich schön für Balk und uns, dass es jetzt diesen Hafen gibt. Früher war es absolute Glückssache, in dieser Stadt einen Platz zu finden, weil rar gesät. Ein weiteres Problem ist die geringe Wassertiefe der Luts und vor allem die festen Brücken. Mit Segelboot oder auch einer Motoryacht wie der unseren kommt man nicht weit in die Stadt rein. Das hat dazu geführt, dass Balk bis heute noch so etwas wie ein Geheimtipp ist. Ein unterschätzter Ort, der es meiner Meinung nach locker mit seinen Nachbar-Orten aufnehmen kann. Balk ist eine mittelgroße Stadt mit einem breit gefächerten Angebot, sowohl an Gastronomie als auch an Einkaufsmöglichkeiten. Die Innenstadt liegt  gediegen rund um die Luts, vom Passantenhaven aus gut zu Fuß zu erreichen. Balk liegt mitten im Gaasterland, das einzige wirklich waldreiche Gebiet Frieslands. Wir hatten schon viel Gutes gehört von den Fahrradtouren, die man rund um Balk fahren kann. Und genau das hatten wir vor für die nächsten Tage.  Dazu berichte ich separat, weil die traumschönen Routen einen eigenen Eintrag verdienen. 


Balk Stadtmitte bei Nacht
Moon over Balk Street 

Balk - immer einen Besuch wert 



Wir verlängerten unseren Aufenthalt, denn wir bekamen noch Besuch. Der andere Teil der familieneigenen Flotte war von unseren Berichten aus Balk so begeistert, dass sie sich spontan für einen Wochenendausflug entschieden. Wenn man direkt von Heeg aus fährt, schafft man es auch in gut anderthalb Stunden. Es war für die Beiden das erste Mal, dass sie mit ihrem Boot so weit fuhren und woanders übernachteten. Balk war perfekt für diesen Test und wir hatten eine richtig gute Zeit zusammen. Zuhause ist eben da, wo das Boot ist.  Für die nächste Saison freuen wir uns auf mehr gemeinsame Törns. Ganz im Sinne von:    


Lebe Dein Leben 


Seinen Namen hat der Balk übrigens aus der Historie. Der Ort entstand als Handelsplatz im 15ten Jahrhundert. Über den Fluss Luts wurde damals ein Balken gelegt, um den Handel zu erleichtern. An dieser Stelle wurde es immer belebter und so entstand ein ganzer Ort, eben der Ort Balk. Heute erinnert eine Gedenktafel an die Entstehung und gibt einen friendly reminder mit auf den Weg. 

Der Balken von Balk

Lebe Dein Leben.
Gib jedem um Dich herum Liebe. 
Alles andere kann man lernen. 
Lache jeden Tag, das Leben ist kurz.

Die Skutjes-Fähre 


Und noch etwas lernten wir in Balk: Es gibt einen Fährverkehr zwischen Balk und Heeg, mit einem Skutsje. (friesisch für Plattbodenschiff oder Tjalk) In Balk macht man da fleißig Werbung für, in Heeg haben wir das all die Jahre nicht erfahren. Obwohl wir das Boot schon öfter gesehen haben, die schöne Aleida Hendrika. Man lernt halt nie aus.         

Fährverkehr Balk Heeg
Da liegt sie und sagt nichts - die Aleida Hendrika  


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