En Jammer met het weer
So schön wie die erste Woche war, so mies begann die zweite. Zum Glück nur wettertechnisch. Hatten wir in der ersten Woche nachts gerade mal ein Bettlaken zum Zudecken ertragen können, mussten wir am Wochenende schon mit Kuscheldecke upgraden und der Schlafsack lugte schon um die Ecke.
An und für sich war es unklug, bei dem Wetter und vor allem bei der Prognose unseren Heimathafen zu verlassen, weil wir kaum irgendwo bei Sturm so gut liegen wie in der eigenen Box. Aber nach den vielen Hafenwochenenden wollten wir schon gerne noch ein bißchen touren. Wir vertrauten darauf, dass wir die "Lieblingsorte und ein bißchen was Neues Tour" ordentlich geplant hatten. (was dann auch so war)
Wir legten Montags bei böiger Windstärke 4 ab, fuhren aber nur die Kanalrunde bis nach Woudsend. Das kurze Stück Heeger Meer Fahrt war spannend genug. Anvisiert hatten wir einen Platz an der Marrekrite im Kanal mit Blick auf die "Skyline" und Brücke, den wir tatsächlich ergattern konnten. Wirklich schön, ein toller Blick.
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Wolken können se, die Friesen |
Dienstags bekamen wir dann dort Besuch aus der Heimat. Nachbars hatten nach zigmaliger Verschiebung tatsächlich ihre schon lange geplante Bootscharterwoche während unseres Urlaubs und starteten quasi mit der Besichtigung der Aquamarijn. Auch hier der Fehler im eigentlich. Denn eigentlich wollten wir im Mai mit ihnen zusammen ein langes Wochenende auf unserem Boot verbringen - so blieb es in diesem Jahr bei diesem Kurzbesuch. Wie ja auch alle anderen geplanten Besuche ausnahmslos ausfielen. Ob wir sie wohl jemals werden nachholen können?
Von Woudsend fuhren wir bei viel Regen und Wind über's Slotener Meer nach Balk. Balk hat seit letztem Jahr endlich einen richtigen Passantenhaven, so dass man diesem schönen, aber etwas abseits gelegenen Ort auch mit dem Boot einen Besuch abstatten und sogar über Nacht bleiben kann. Vorher musste man schon ziemlich Glück haben, um dort einen der sehr raren Übernachtungsplätze zu ergattern und dafür ist der Umweg schon ziemlich groß. Ich hatte den Passantenhaven in diesem Internetz studiert und war mir ziemlich sicher, er würde uns ein guter Hafen während des für Mittwoch angesagten Sturms sein. Ich behielt Recht. Zum Glück. Denn auch die dringenden Warnungen vorher behielten Recht. Es war wirklich hardcore Sturm.
Aber wir hatten einen feinen Platz im neu erbauten Jachthavenquartier, lagen gut und sicher und dank der exorbitant guten Lasso-Künste unseres jungen Stegnachbar auch sicher vertäut*. Am Nachmittag des Sturmtags wurde es dann etwas heller, ruhiger und freundlicher, so dass wir tatsächlich ein kleines bißchen durch die schöne Gracht und die dortigen Geschäfte wandeln konnten.
Von Balk aus fuhren wir dann über Sloten ins Brandemeer und von dort über Haringssloot und den Follegasloot zur Marchjepole. DAS musste einfach sein. Das Wetter war endlich wieder auf unserer Seite und wir hatten einen feinen Tag an unserer Lieblingsinsel, die wir fast ganz für uns alleine hatten. Keine trinkwütigen Sauerländer in Sicht diesmal.
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Insel mit "Leihbücherei", Strand und tollem Blick. Braucht man mehr? |
Von der Marchjepole aus ging es über Echtenerbrug "rüber" auf die andere, uns unbekannte Seite. Ein Stück weit fuhren wir über den vielbefahrenen Jonkerskanal, einfach nur um zu gucken. Naja. So ungefähr muss der Dortmund/ Ems Kanal von der Wasserseite aus aussehen. Da wir nicht weiter wollten, wendeten wir, fanden und befuhren den Fluss Tjonger. So weit wie wir kamen mit unserer Aquamarijn, Irgendwann beginnt dort die Torfroute und dort sind die festen Brücken für uns zu niedrig. Die Fahrt auf dem Tjonger gefiel uns gut, sehr idyllisch, sehr einsam und landschaftlich ein etwas anderes Bild als "drüben" in Friesland. Wir fanden dort eine feine Marrekrite und verbrachten eine ruhige, wenn auch regnerische Nacht. Am nächsten Tag war das Wetter sehr wechselhaft und wir warteten länger als geplant, bis wir die Leinen lösten.
Der erste Teil führte uns die Engelenfahrt entlang bis Heerenveen. Sehr schöne Strecke, dort war uns auch das Wetter noch gewogen. Heerenveen selbst lockte uns nicht. In die Stadt rein kamen wir mit der Aquamarijn nicht (feste Brücken!) , die außerhalb gelegenen Häfen wirkten zwar okay, aber was sollten wir dann da? Die Umgebung selbst war dort nicht sehr einladend. Die Heerenveen Umfahrung selbst war auch nur so ging so. Sehr enge Kanäle, vollgestopft mit Booten, schmale Brücken und natürlich einige nicht ganz so kundige Bootsfahrer, mit denen wir in der Durchquerungskolonne waren. Also weiter bis oder kurz vor Akkrum, so der Plan. Akkrum kannten wir nur von der Autodurchfahrt auf dem Weg zu unserem alten Lieblings-Vercharterer. Das würde sich auch dieses Jahr nicht ändern, aber das wussten wir zum Zeitpunkt der Ortsquerung Heeerenveen noch nicht. Die Fahrt auf dem Kanal Heerenveen/ Akkrum war wenig reizvoll. Sehr langweilige Landschaft, viel Industrie, keine Idylle, nichts, was reizt. Nicht einmal das Elefantenrennen mit der Eisenbahn konnten wir gewinnen.....
Kurz vor Akkrum setzte Regen ein, windig war es dazu und die Sicht war ziemlich bescheiden. Wir verspürten wenig Lust, uns durch die unbekannte und durchquerungstechnisch nicht ganz einfache Stadt bei diesem Wetter zu schlängeln. Spontan beschlossen wir, bis auf Sneeker Meer durchzufahren. Irgendwie wollten wir wieder zurück in "unseren", schönen Teil Frieslands. Der Weg führte uns durch die Terkaplester Poelen, wo wir auch vorher noch nie waren. Obwohl wir wenig sehen konnten, die Navigation dadurch ziemlich anstrengend war, fanden wir es sehr sehr schön. Gerne wären wir einfach da geblieben, wussten aber, dass dort diverse Untiefen lauern, auch an den Marrekriten. Das musste bei dem Wetter nun auch echt nicht sein. Das Wetter wurde so gruselig, dass wir echt Mühe hatten, in der sehr schlecht betonnten Fahrrinne zu bleiben und mussten zu zweit aufmerksam gucken. Keine Chance, mal eben die Karte oder die App zu konsultieren. Also durch die Brücke von Heerenzijl, wo wir noch einen eigenartigen Walzer eines dieser kleinen, in diesem Sommer dauernd auftauchenden Charterboote, die wie ein englisches Narrowboat aussehen, beobachteten. Irgendwann hatten die sich aber auch ausgewalzert und wir waren wieder zurück. In unserem Revier und hatten direkt Heimatgefühle. Erleichterte Heimatgefühle. Auf dem Meer selbst war es stürmisch, so fuhren wir durch und legten uns halbwegs windgeschützt an "unseren" Gewittersteiger. Nach soviel kolumbinischen Routen war uns erstmal nach einem Ruhetag und wir verbrachten wir einen ruhigen Sonntag an diesem Steiger, der uns schon so oft einen feinen Rückzug geboten und uns gut aufgenommen hatte. Danach waren wir dann bereit für einen schönen Abschluss dieses Urlaubs.
*Mittlerweile hab ich das mit den Pollern und Seil drumlegen bzw. manchmal auch werfen relativ gut raus, aber in Balk klappte es einfach nicht. Zu weit weg, der Poller, beim Anlegen hatten wir ihn nicht gebraucht und auch nicht kriegen können. Wegen des Sturms wollten wir uns gerne aber auch achtern mit einer Doppelspring absichern. Klappte und klappte nicht. Auch das nette Mädel vom Steg nebenan übte vergeblich. Bis ihr Freund wiederkam und mal eben nonchalant drüben das Seil um den Poller warf. Und netterweise zu uns kam und dassselbe für uns tat. Ja, die jungen Niederländer. Die lernen das noch vor Fahrradfahren....
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