Mit de Fiets / dem Fahrrad unterwegs in den Niederlanden
Die Niederlande haben eine ausgeprägte Fahrradkultur. Soweit so bekannt. Weniger bekannt ist, wie die Niederlande diese Fahrradkultur organisieren und fördern. In den Insta-Stories habe ich in diesem Jahr viel zu unseren Fahrradtouren und auch zu meinen alltäglichen Fahrten während des ganz normalen Alltagslebens ge-postet. Vor allem die Frage nach dem Radwege- und Fietsknooppunten-System kam immer wieder. Deswegen wird das hier ein Erklärbär-Beitrag dazu.
In den Niederlanden bewältigen viele ihren normalen Tagesablauf mit dem Fahrrad. Es ist nicht nur normal, sondern auch deutlich entspannter als in Deutschland. Nirgendwo, selbst in den größten Städten kommt man als Fahrradfahrer in grenzwertige Situationen. Seit es E-Bikes gibt, hat sich der Radius deutlich erweitert. Sehr viele, auch junge Leute benutzen die unterstützenden Bikes. Einfach, weil sie damit deutlich mehr mit dem Rad erledigen können. (Dort guckt keiner schräg oder macht blöde Kommentare von wegen unsportlich oder Omma-Rad. Wobei diese Kommentare in der Regel eh von Leuten kommen, die nach wie vor alles mit dem Auto machen) Aber darum soll es hier nicht gehen. Sondern um:
Das Radwege-System in den Niederlanden - das Netz der Fietsknooppunte
Das Fahrradwege-System in den Niederlanden ist überdurchschnittlich gut ausgebaut. Es gibt fast überall separate Fahrradwege, so gut wie nie muss man sich als Radfahrer die Straße mit dem Auto teilen. In den Großstädten sind die Straßen immer unterteilt in Rad - und Autospur, deutlich voneinander abgetrennt durch Wälle. So kann man ganz entspannt neben dem Verkehr herradeln - und ihn oft genug überholen. Sogar neben einigen Autobahnen führen Radwege her. In den beliebten Kreisverkehren gibt es eigene Spuren für die Radler, die immer schräg entgegen die Autofahr-Richtung gesetzt werden. Man kommt da tatsächlich entspannt und ungefährdet drüber. Auf dem Land gibt es auch meistens Fahrradwege neben den Landstraßen. Gibt es keine direkt neben der Landstraße, kann man sicher sein: Man sieht den Fahrradweg nicht auf den ersten Blick, er ist aber da. Er führt nur anders. Schöner.
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oder durch die Felder. Wie ganz oft lockt ein Picknickplatz |
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Sehr oft auch direkt neben den Wasserwegen entlang |
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Am Strand angekommen. Fahrradparkplätze gibt es. Autoparkplätze natürlich nicht. Gut so. |
Bringt uns zu der Frage: Wie finde ich diese traumschönen Radwege? Wie finde ich die beste Route, um mit dem Fahrrad von A nach B zu kommen. Die Antwort:
Radeln nach Zahlen - das Netz der Fietsknooppunte
Das Radwege-Netz in den Niederlanden ist komplett kartographiert. Zu den Karten gibt es auch eine App, die Fietsknoop-App. Jede Wegmarke, jeder Ort, jede Radweg-Kreuzung hat eine Zahl.
Den Fietsknooppunt, den Fahrradknotenpunkt
Man sucht sich die Route anhand dieser Zahlen.
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Fietsknooppunt-App. Old school |
Die Radwege haben unterwegs kleine Markierungs-Pfeile mit der Zahl des Knotenpunkts drauf, in dessen Richtung man fährt. Hat man einen Knooppunt erreicht, befindet sich dort eine große Karte des Gebiets, in dem man gerade ist. So kann man schnell nochmal nachschauen, welcher Zahl man als nächstes hinterherfährt. Dieses System ist in den ganzen Niederlanden gleich, einzig in Zeeland hat man lange ein anderes System benutzt und gleicht sich erst sukzessive an.
Gerne nehme ich Euch auf eine Beispieltour mit: ich möchte von Heeg aus eine schöne Radtour machen und suche mir eine Strecke auf der Karte aus. Ich will einmal rund um die Aldegaaster Brekken und dabei durch Oudega und Gaastmeer fahren. In Heeg hat der Knooppunt die Zahl 35. Von dort kann ich direkt in Richtung Knooppunt 38, Oudega fahren.
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Immer der 38 nach |
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Schön, dass die 38 mitten im Ort ist und Oudega so eine gute Eisdiele hat. Gestärkt zur 31 |
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Knooppunt 31 erstmal Pause am Strand.
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Jetzt zur 15, dann zur 16. Der See, die Aldegaaster Brekken, ist umrundet!
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Es ist Wasser im Weg. Kein Problem, es gibt überall Fähren für Radfahrer und Fußgänger
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Theoretisch könnte ich jetzt bis zum Ijsselmeer fahren. Ein erstaunlich kurzer Fahrradweg führt querfeldein. Sind fast 10 km weniger als mit dem Auto. Ich fahre aber heute an schönen alten Gehöften vorbei bis zum nächsten Knooppunt 16. Kurz noch der 34 hinterher und zack bin ich in
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Gaastmeer. Das Meer gleichen Namens beehren wir oft mit dem Boot. |
Dort finde ich den Wegweiser zum Knooppunt 35, der genau - mich ruckzuck zurück nach Heeg führt. Ganz entspannte Runde. 25 km auf traumschönen Wegen, kein Stress damit, den Weg zu suchen. Ich kann einfach die Tour genießen. Radeln nach Zahlen eben. Hat man das System einmal verinnnerlicht, geht die Planung ganz schnell und man kann sich entspannt in den Sattel schwingen. Noch entspannter geht es mit den Routen-Vorschlägen der VVVs, der Touristenbüros oder der
Fietsknoop-Webseite. Einfach immer den Zahlen hinterher. Verfährt man sich mal, weil man etwas übersehen hat - nicht schlimm. Der nächste Knooppunt kommt bestimmt. Absolut einfach, absolut genial. Ich danke dem Erfinder und denen, die dieses System aufgesetzt haben. Das muss zunächst eine gigantische Arbeit gewesen sein.
Das Knooppunt-System gibt es übrigens nicht nur für Fahrradfahrer, sondern auch für Wanderer und für Reiter. Manchmal führen diese Wege nebeneinander her, das finde ich immer besonders witzig. Mitten im tiefsten Wald kreuzen sich Wege und dann ist man eine Zeitlang parallel. Die einen auf dem Drahtesel, die anderen hoch zu Roß oder auf Schusters Rappen. Sehr gesellig.
Nachtrag: Was mich besonders freut. Auch in anderen Länder hat es sich mittlerweile rumgesprochen: Dieses System ist nicht zu toppen. Belgien ist ebenfalls komplett Knooppunte-durchkartographiert. Viele deutsche grenznahe Bereiche ebenfalls Und - yabbadabbadu - der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr hat es auch adaptiert. Zumindest die Trassen und einige Routen haben bereits Nummern, Knotenpunkt-Tafeln und Wegmarkierungen. Ich find es großartig.
Kennt Ihr dieses System und habt es auch schon genutzt?
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Karte abfotografiert am Knotenpunkt Recklinghausen auf der Trasse "Allee des Wandels"
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Fahrradtour von Balk nach Sloten: hier klicken für den Bericht
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