Es wird ernst - Bootsübernahme in Lemmer

Auf vier Rädern ging es nach Lemmer, einem der umtriebigen Ijsselmeer-Wassersportorte und zugleich auch ein geschickter Ausgangsgpunkt für eine Boots-Tour durch die niederländische Provinz Friesland oder wie die Einheimischen bevorzugt sagen: Fryslan. Fryslan mit seinen "Meren" genannten Seen und Kanälen ist ein ideales Revier für Bootsurlaub. Egal ob mit Motor oder unter Segeln bietet es sich auch für den noch nicht so ganz geübten Skipper an. Nun hat der Gatte ja einen Bootsführerschein und beide haben wir schon die ein oder andere, auch gemeinsame Erfahrung mit unterwegs-Sein auf Booten. Aber noch nie so zu zweit und für so lange. Aufs Ijsselmeer wollten wir eh nicht -  aus meinen jugendlichen Mit-Segel-dürfen-Erfahrungen wusste ich noch zu gut, wie kabbelig und gefährlich dieses Meer sein kann. Zu zweit sollte man sich das besser echt nicht antun und so einfach hätten wir das auch gar nicht gedurft. In der Regel braucht man dafür eine extra Erlaubnis vom Vercharterer und muss entsprechende Erfahrung nachweisen.

In Lemmer genossen wir erstmal Lekkerbekje und Pannekoeken am Stadtkanal und sammelten erste Eindrücke - bald würden wir unter diesen Bootsfahrern sein. Die Spannung steigt. Doch erstmal steht Groß-Bevorratung auf dem Tagesplan sowie Lücken-Füllung. Ausgerechnet einen Gürtel hat der schlanke Gatte vergessen und wenn man eins an Bord nicht gebrauchen kann, dann sind das rutschende Buxen - soviel immerhin ist auch uns klar. Und dass man ohne Melba-Toast besser nicht an Bord geht. Mein entsprechendes Gemecker bei der üblichen Suche nach dieser holländischen "Spezialität" ("ohne Melba-Toast geh ich nicht an Bord!") sollte sich im Laufe des Urlaubs noch als durchaus daseinsberechtigt erweisen. Die Geschäfte in Lemmer sind jedenfalls komplett auf Bootsurlauber eingestellt, wir bekamen alles, was unser Herz begehrte und darüber hinaus.

Punkt 16:00 ist Bootsübergabe im Yachthafen Tacozijl in Lemmer. Und nie behält der Buienradar des Grauens Recht, nur heute. Ausgerechnet. Punkt 16:00 Wolkenbruch gigantomanischen Ausmasses. Aber immerhin ist die Pause zwischen zwei Wolkenbrüchen lang genug, um alle Sachen an Bord geschleppt zu bekommen. Unser Boot ist eine Marco Success, gut aufgeteilt, das sehen wir auf den ersten Blick und die "Agnes" passt gut zu uns. Schon älteren Baujahrs, aber zuverlässig. Da schrecken auch kleine Macken hier und da nicht ab. Wie eine in die Jahre gekommene hakelnde Persenning z.B. Aber nichts, was ein geschickter Ruhebewahrer mit ein paar Täukes nicht schnell auf die Kette kriegen und für uns passend machen würde.

Jachthafen Tacozijl Lemmer 

Agnes Tacozijl 

Koje in der Agnes 

Agnes Tacozijl 

Brücke des Grauens in Lemmer 

Tacozijl ist ein recht schön gelegener Yachthafen in Lemmer-binnen direkt am Kanal, der zum ersten fryske Mare führt, den groote Brekken. Allerdings derzeit mit dem Manko versehen, dass direkt am Yachthafen ein neuer Kanal gebaut wird und ausgerechnet die Heimat-Liegeplätze der von dort vercharterten Schiffe direkt am großen Kanal-Bohrer. So ist das. Fährt man nach Friesland auf der Suche nach "je mehr Nichts, desto besser" - wo erwacht man? Neben dem Bagger in der Großbaustelle direkt unter der Brücke. Blöd, aber aufgrund der Wetterlage mögen wir das heute auch nicht mehr ändern. Genießen wir nochmal Landstrom, die wirklich guten Sanitär-Anlagen dort und tanken Wasser auf. Und Schlaf. Frühes Testen der neuen Skandika-Schlafsäcke ist angesagt. Bettzeug muss man nämlich selbst mitbringen bei so einem Urlaub und meine langjährige Camping-Erfahrung sagte mir, dass Schlafsäcke echt die bessere Wahl sind. Gemütlich ist es jedenfalls und warm, wenn nicht sogar zu warm in dieser ersten Nacht. Aber besser so als andersrum.