Sonntag, 27. September 2015

Pikmar - Earnewald - Sneeker Meer - Grootschur

Tjanun. Knapp daneben ist auch vorbei. Von wegen den Folkertssleat genommen, von wegen Naturschutzgebiet Oude Venen. Hasse Dir gedacht. Doch zunächst werden wir mal wieder von leise klopfenden Regentropfen geweckt und brechen relativ langsam auf. Zunächst erkunden wir die Gegend, in der wir gestern Abend gestrandet sind und stellen fest. Wir sind im Pikmar und von Grou aus mal ganz dezent im Kreis gefahren. Den Folkertssleat haben wir gepflegt liegen gelassen und stellen also heute fest, wir sind noch kurz vor dem Naturschutzgebiet Oude Venen.

Aber auch hier: Et gilt, watt unser Omma imma sachte. Nix so schlecht, datt nix Gutes dabei rauskommt. Denn schön war es dort, sehr sehr schön. Wenn man mal von der Mücken-Invasion absieht, die uns des Nachts heimsuchte. Warum  ausgerechnet dort, bleibt ein Rätsel. Allenfalls erklärbar dadurch, dass es die Nacht feucht UND windstill war, eine seltene und anscheinend sehr mückenfreundliche Kombination. Vor dem Aufbruch gilt also: Erstmal großangelegte Mückenbekämpfungsaktion: Koje ausräumen, Paral-isieren, Nelkenöl verteilen und danach karges Frühstück. Mit Melba Toast und Tee. Das Brot ist echt nicht mehr genießbar, selbst die Pik7 verschmähen es. Kein Witz. Aber gut, es ist Montag und auch daheim beginnt ein Montag mangels Brotmasse mit Melba Toast. Ich wusste schon, warum ich im Lemmerschen Supermarkt rumkrähte, dass ich ohne Melba Toast nicht an Bord gehen würde. Trotzdem finden wir alles ganz wunderbar. Tausche Lärm und Hektik gegen Melba Toast - jederzeit !

Wir fahren zunächst die Strecke zurück zum Folkertsleat Richtung Oude Venen. Es ist schön in diesem Nationalpark, aber mir vielleicht doch einen Tacken, wie soll ich sagen zu hübsch. Idylle zu verkaufen.


Es mäandert zwischen Märchenwald, holländischem Camperglück und deutschem Schrebergarten-Gedingsel. Earnewald reizt uns nicht sehr, wir machen Mittagspäuschen lieber bei Marrekrites. Das Wetter verschlechtert sich kaum merklich, ein bißchen beunruhigt brechen wir auf, für heute haben wir uns schließlich noch so einiges vorgenommen. Über den lange Sleat münden wir ein in den Princess-Margriet-Kanaal, das schlechte Wetter dräut sichtbarer am Horizont. Auf dem Sneeker Meer schließlich kommen wir in echte Sturmausläufer, wir bleiben zur Sicherheit in der offiziellen Fahrrinne und finden relativ schnell den von uns gewünschten Marrekrite-Anleger Grootschur. Jenen, an dem wir schon am Freitag eine so schöne Mittagspause verbrachten. Der Gatte checkt den Wind, dreht die Agnes lieber nochmal und wir legen trotz Wind einigermaßen gekonnt an. Ich schaffe es, punktgenau rauszuspringen und die Agnes  mit zwei Seilen an den Pollern zu fixieren. Natürlich nicht ohne, dass ich das Seil noch einmal ins Wasser schmeisse. Der Gatte justiert nach, zum üben für mich scheint aufgrund des nahenden Unwetters lieber keine Zeit.  Die Fender noch schnell etwas umgebaut, die Persenning so dicht geschlossen wie geht und wirklich - keine Minute später setzt ein Riesenunwetter ein. Es regnet so hart, dass man keine Hand mehr vor Augen sieht, die Agnes schaukelt ganz schön, es donnert und blitzt wie verrückt. Über eine Stunde lang. Aber wir haben gut vertäut, die Agnes hält richtig gut stand. Und schaukeln und sich bewegen soll sie ja. Wie der Gatte immer sagt: Das ist ein Schiff, das muss ein bißchen schwimmen. Allzu bewegungslos festmachen ist ein Anfängerfehler - sagt er - das tut dem Schiff und den Fendern nicht gut. Sagt er. Ich glaube das mal, logisch klingt es. Und außerdem mag ich Schiffsbewegungen. Umso mehr, als wir nach über einer Woche an Bord eh zum Schwanken neigen. sobald wir festen Boden betreten und dieses Gefühl an Bord nachlässt. Die Mär vom Seemansgang ist halt keine, auch das lernen wir.


Ruhe nach dem Gewitter PMK 
Irgendwann lässt es nach, wir werden mit wunderbarem Abendlicht belohnt,  zu uns an den Steg gesellt sich noch ein Segelschiff mit einer jungen Familie, ansonsten sind wir eben - jottwedeh, Janz weit draussen, wie gewünscht und da kann uns so ein Gewitterchen auch nichts anhaben. Abgesehen davon, dass es in der Koje etwas viel feucht geworden ist. Wir entdecken eine undichte Stelle zwischen Gasflaschen-Aufbewahrungsbox, welche zur Vorsicht wohl ein Wasserabfluss-Löchlein hat und der Koje. Blöderweise ist diesmal kein Wasser durch dieses Löchlein abgeflossen, sondern durch unsere anlandige Lage reingeflossen und hat sich einen Weg durch eine wohl schon morsche Holzplanke gesucht. Wir werden es am Ende des Urlaubs dem Vercharterer sagen, der ganz dankbar sein wird, dass wir ein "Leck" gefunden haben, welches nun mal bei älteren Schiffen immer mal auftauchen kann und vielleicht nicht allzu oft lokalisiert wird. Wir trocknen mit vorhandenen Handtüchern, die wir noch übrig haben und es stört eigentlich nicht allzu sehr.

( mehr Fotos von dieser Nacht und dem (Un)Wetter gibt es nicht. Vier Hände auf einem Boot sind schon manchmal zwei zuwenig, um zu fotografieren.....)


       

4 Kommentare:

  1. Schon beeindruckend so ein Gewitter in freier Natur auf einem Boot. Sollte man mal erlebt haben. Gut vertäut natürlich.

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    1. Das kann ich mir vorstellen, klingt auf jeden Fall spannend!! Aber dieses Abendrot - ein wirklich großartiges Bild mit dem Titel "Die Ruhe nach dem Sturm"! Einfach toll!!

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