Samstag, 24. September 2016

Hauptsache anlegen. Egal wie

Über Nacht haben wir dann doch noch einige wenige Gefährten an unserem Eiland bekommen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kam ein Ehepaar in einem wirklich schönen Schalüppchen, zog sich die Persenning über den Kopf und ward fortan nicht mehr gesehen. Fand ich irgendwie cool.


Und ein ganz, ganz schönes Boot liegt in Sichtweite. Ein sehr gepflegtes Holzvboot, klein, aber wohl sehr komplett. Die laufen gerade schon wieder aus und fahren sehr nahe fröhlich winkend an uns vorbei, sodass ich von meiner Aussichtsbrücke aus gut gucken kann. Großmütig, wie ich nun mal so bin, sage ich zum Ruhebewahrer: "Also, das würde mir für den Anfang auch durchaus schon reichen, auch wenn es klein ist". Der verschluckt sich fast an seinem Morgenkaffee und erklärt mir milde lächelnd, dass dieses Boot wohl teurer sein dürfte als all meine sonstigen Träume zusammen. Tjanun, es war schon immer etwas teurer, einen guten Geschmack zu haben.

Das Heeger Meer ist ein bißchen wellig an dem Tag, wir machen uns so langsam bereit für's Ablegemanöver. Der Urlaub ist zwar über den Berg, aber so einige Tage haben wir noch. Und die sollen absichtlich Tage der Planlosigkeit werden. Wir wollen zwar auf jeden Fall noch bis zum Pikmar, aber gar so weit ist das auch nicht. Wir sind ja jetzt streckenerprobt. Ansonsten möchten wir einfach ein bißchen rumfahren, mal hier schauen, mal dort schauen und bleiben, wo es uns so gerade gefällt. Mit Pausen.



Gute Versorgungslage nach Stavoren 
Erstmal aber muss der Ruhebewahrer Hand anlegen. Nicht im Club der toten Dichter, sondern bei einem richtig großen Charterboot, welches gerade versucht, vor uns anzulegen. Die kommen von einem der ganz großen Vercharterer aus Drachten und haben mal so ganz offensichtlich keinen Plan von dem, was sie tun. Es mööpt das Bugstrahlruder, es quäkt das Heckstrahlruder, oben an Deck steht eine offensichtlich sehr unglückliche Frau mit Seil in der Hand und keinem Plan, was sie damit tun soll und wie es von da hoch oben um den Poller kommen soll. Das Boot titscht mit dem Bug an, es titscht achtern an, der Gatte erbarmt sich und lässt sich das Seil zuwerfen. Also ehrlich, ich dachte ja, wir hätten uns im letzten Jahr blamiert. Aber so planlos war ich nie und schon mal gar nicht bei Top-Wetter. Das Boot sieht auch ziemlich zerdellt aus, vier Ehepaare sind drauf und einige Kinder. Ich habe keine Vorstellung, wie die durch ihren Urlaub kommen wollen, nicht einmal, wie die an dem Morgen überhaupt angelegt hätten, wenn wir nicht da gewesen wären. Aber was weiß ich schon. Ich reihe mich wahrscheinlich ein in die Riege der klugscheissernden Boots-Blogger, die einfach nicht verstehen wollen, dass man auch ohne jede Vorkenntnis ganz prima bootsurlauben kann. Die Drachtener Crew geht jedenfalls erstmal schwimmen, gerne auch in der Fahrrinne. Mit den Blagen, versteht sich.

Kaum sind die versorgt, kommt noch ein Boot aus unserer Lieblingsmarina, Hart van Friesland. Legt zwar ok an, aber - mitten im Weg. Mit nur einem Boot mindestens sieben Anlegeplätze blockieren - muss man auch erstmal können. Wir freuen uns trotzdem, das Boot zu sehen. Vielleicht schauen wir ja nachher mal, wie es in diesem unserem Lieblingshafen, wo wir schon mit den Assigen denkwürdige Tage verbrachten, so ausschaut. Dann können wir ja bei Tinus petzen. Nein, machen wir nicht. Es wird schon einer kommen, der der Crew sagt, dass es so mal gar nicht geht. Nicht unsere Baustelle. Wir wollen jetzt endlich los.  

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