Donnerstag, 15. September 2016

Mr. Bojangle und der Brötchen-Lieferservice im Tjeuker Meer

Außerdem noch: Deine Jugend - meine Jugend !

Wir bleiben nicht lange alleine an unserem Anleger, dessen inseliges Hinterland sich als Zauberwald entpuppt, aber es hält sich im Rahmen. Vor uns liegt nun eine echte Boarncruiser, quais aus der Rolls-Royce Werft der friese Meren. Das Boot heißt genialerweise Mr. Bojangle, was mich auf die Idee bringt, wir könnten unser Boot, so wir denn mal eins haben, ja Mr. Blue Sky nennen. Oder besser, Mrs. Blue Sky, denn eigentlich sollten Boote ja abergläubigerweise weibliche Namen haben. Mr. Bojangle jedenfalls ist auch mit allem technischen Schnick-Schnack ausgestattet, inclusive Flugdrohne und gleich drei lebenden Hush-Puppies. Aber auch deren Lärm hält sich in Grenzen.





Wir nehmen jedenfalls gepflegt und stilecht den Sundowner und beschauen uns das Treiben auf dem Meer. Je später der Nachmittag, desto leerer das Meer und desto frequentierter der für Schnellboote reservierte Bereich. Alles da, was des rasenden Motorsportlers Herz begehrt. Wasserski-Boote, Jet-Ski und Rennboote mit hinterhergezogenen Reifen. Kommt uns sehr bekannt vor. Und macht ordentlich Lärm. Aber bitte, zumindest der Gatte darf sich nicht beschweren. Zum einen würde er zu gerne mitmischen, zum anderen ist es seine Jugend, die er sich da begucken kann. Man bekommt eben alles im Leben zurück.




Einstweilen bekommen wir aber erstmal ein sehr moralisches Angebot. Ein kleines Motorboot nähert sich uns, ein Vater mit seinen Kindern erklärt uns, dass sie vom "Spar" in Echtenerbrug kommen und Brötchen-Lieferservice für den nächsten Morgen anbieten. Das nenne ich doch mal Service. Und einen super-tollen Ferienjob. Da wird man direkt neidisch, was die friese Meren so an Nebenjobs zu bieten haben, Skippertrainer für Pensionäre, Brötchenlieferant für Schulkinder... schon cool irgendwie. Wir ordern begeistert. 1,50 für den Lieferservice ist echt nicht viel, das runde ich auch sehr gerne nochmal auf.

Wir bleiben den ganzen Abend bis zum wunderfeinen Sonnenuntergang auf unserer flying bridge und schauen Tjeuker-Meer-Kino. Mittlerweile hat noch ein Boot am Nachbarsteg angelegt. Ein Segelboot mit sechs Jugendlichen an Bord. Vier Jungs, zwei Mädels, die auch erstmal kreischend freudig baden gehen und dann den Rest des Abends dort feiernd verbringen. Aber bitte, zumindest ich darf mich nicht beschweren. Ist es doch meine Jugend, die ich mir da begucken kann. Man bekommt eben alles im Leben zurück. Und nur so by the way: Meine Jugend gewinnt. Nicht in Dezibel, aber in Punkto Ausdauer. Und irgendwie ist es toll, dass es noch Jugendliche gibt, die ihre freie Zeit genauso verbringen wie wir damals. Schön war es. Und schön ist es auch wohl heute noch.



Der nächste Morgen beginnt mit einem wunderschönen Sonnenaufgang, den ich zufällig schon sehe. Leute, schöner kann man echt nirgendwo aufs Klo gehen. Iss einfach so. Wir bleiben aber noch ein kleines bißchen in unserer kuscheligen, engen Koje und werden dann schließlich vom Brötchenservice geweckt. Halb neun, wie versprochen, sind sie da, die beiden Kinder mit der Wundertüte. Und fahren schnell weiter zum nächsten Anleger. So kann ein Tag beginnen. Lass ich mir gefallen. Übernachten im Outback und dann frische Brötchen auffem Tisch - das kann nur Holland. Naja, vielleicht noch eine gut geführte Safari Lodge jenseits von Afrika.


Der Blick vom Thron - Bullauge im Schiffs-Klo 


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