Donnerstag, 8. September 2016

Bootsübernahme in Terherne

Nach dem Check-Out ist vor dem großen Einkauf, einen Super-Jumbo hatten wir schon am Vortag entdeckt. Schließlich wollen wir uns geschickt bevorraten, der Plan ist ja, soviel wie möglich draußen auf den Meeren zu bleiben und nicht dauernd mit dem Boot in einem engen Hafen rum zu manövrieren, um Vorräte aufzustocken. Also ran an die Buletten. Leider merkte man im Supermarkt deutlich, dass dieser mehr auf die großen Plattboden-Crews, die in Harlingen starten, ausgerichtet war und alles eher in Riesen-Mengen verkaufte. Das war letztes Jahr in Lemmer geschickter, da war der Supermarkt eher auf kleine Portionen ausgerichtet, die sich auch in einem kleinen Kreuzer gut verstauen lassen. Das schreckliche Unglück vom Vortag war natürlich an dem Morgen noch allzu präsent, auch im Supermarkt hörte man von nichts anderem. Auch uns beschäftigte das noch sehr und da mich auch dort die Verkäuferin zunächst als Holländerin identifizierte, war der Einkauf auch verbunden mit Gesprächen darüber.

Zunächst einmal empfing uns dann Terherne mit Regen. Sehr viel Regen. Auf der Fahrt ging es noch so halbwegs, unterwegs begrüßten wir freudig schon Brücken und Kanäle, die wir im letzten Jahr vom Boot aus kennenlernten und auch sicher dieses Jahr wieder beglücken würden. Bei Ankunft in Terherne aber öffneten sich dann alle Schleusen, nicht nur die sowieso immer offen stehende. Aber egal, wir waren ja auf schlechtes Wetter durchaus eingerichtet und besichtigten also erstmal das Dorf, das noch wesentlich kleiner war als vermutet. Terherne wirbt für sich als Kameleon-Dorf, Kameleon ist ein Boot aus einer Kindergeschichte und in Terherne wird diese Geschichte en miniature nachgestellt. Tjanun. Da sind wir dann wohl doch nicht so ganz die Zielgruppe. Der Captain konnte dem Ort mal so gar nichts abgewinnen, ich zog mit viel gutem Willen den Vergleich zum dänischen Rorvik. Wir gingen schließlich zum Lunch in das einzige geöffnete Restaurant, trotz Nervosität bekam ich meinen Uitsmijter dann doch noch runter. Lag wahrscheinlich an dem Captain Obviously, der das ganze Restaurant mit seinem "Sachverstand" und seiner "Erfahrung" unterhielt. Um sich anschließend mit Sohn und Freund in ein maximal minimiertes Segelboot zu zwängen und dem ganzen Restaurant eine ganz wunderfeine Showeinlage unter der Brücke zu liefern. Leute gibbet.....
Danach ab zur feinen, gepflegten Marina Kaap Hoorn, wo sich der Wetterwille Plein befindet und der Steg, wo die Bootsübergaben stattfinden.




Wir waren eine halbe Stunde vor der Zeit da, aber es herrschte ein Riesen-Bohei dort. Die Eheleute Wetterwille hatten aber alles im Griff, gut organisiert der ganze Ablauf. Dafür, dass der nächste Captain Obviously des Tages sich ausgerechnet den Zeitpunkt der montäglichen Bootsübergabe aussuchte (absichtlich, wie er dummstrunzstolz verkündete, denn so könne man ja sicher sein, jemanden anzutreffen), um sich nach Chartermöglichkeiten für Sommer 2017 zu erkundigen, können die Wetterwilles ja auch nichts. Und auch nichts für die Seniorentruppe, die eins der größten Flagschiffe der Flotte gecharteret hatte und nun meinte, zum einen direkt drei der vier verfügbaren Handkarren zu belegen und diese zum anderen noch mitten auf den Steg zu platzieren, so dass keiner mehr vorbei kam. Leute gibbet......Rücksichtslosigkeit ist erstaunlicherweise steigerbar. An dieser Stelle Glückwunsch an die mit uns eincheckende Familie, deren ca. 10jährige Tochter während des Einräum-Vorgangs wesentlich verständiger war als diese Seniorentruppe und mit mir einen hoch professionellen Handkarrentanz rund um die Stolpersteine der Senioren vollführte. Gut gemacht, Mädel. Hob meine Laune beträchtlich.

Trotz alledem waren wir flugs eingecheckt, konnten unser Boot in immer noch strömendem Regen in Beschlag nehmen und bekamen auch eine rasche, routinierte Einweisung. Probefahrt machten wir nicht, denn - wir hatten für den Tag noch ein Skippertraining gebucht. Dazu im nächsten Eintrag mehr. Vielleicht noch ein paar Worte zum Vercharterer. Wir waren ja mit Tacozijl im letzten Jahr ganz und gar nicht unzufrieden, aber wir wollten eben in diesem Jahr gerne ein richtiges holländisches Stahlschiff, vor allem eines, was unserer Vorstellung von einem eigenen Boot näher kam. Tacozijl hat da nur Boote, die für zwei einfach zu groß sind und da wir in diesem Jahr nicht last minute buchten, sondern sehr frühzeitig, gab die Bootsauswahl schließlich den Ausschlag. Die Limanda schien uns sehr geeignet, es einmal mit so einem schweren Schiff zu probieren und so war es dann auch.




Eine Kollegin hatte ebenfalls im letzten Jahr schon einmal bei Wetterwille gechartert und hatte nur Gutes zu berichten, auch die diversen Berichte im Netz bestätigten das. Auch wir können zu all den positiven Berichten nur zustimmend nicken. Die Wetterwilles sind sehr gut organisiert, sehr freundlich und haben an alles gedacht. Man bekommt eine große Tasche mit allem möglichem Lese-und Kartenmaterial für unterwegs, nicht nur die Boots-Almanachs und Karten, die gesetzlich vorgeschrieben sind. Am besten gefiel mir ein kleines Buch mit Luftaufnahmen der Orte und Häfen, das half uns sehr bei der Orientierung unterwegs. War leider schon vergriffen und nicht mehr käuflich zu erwerben. Die Boote der Wetterwilles sind ausnahmslos sehr gepflegt und gut ausgestattet, wir durften am Abreisetag netterweise noch Alternativen für nächstes Jahr besichtigen. Auch unterwegs hörten wir von hartgesottenen Seebären, die sich auskannten, dass unser Boot einen außerordentlich guten Eindruck für ein Charterboot mache und wir haben uns auch immer sicher gefühlt. Am besten fand ich ja die vielen, richtig dicken Fender, mit denen die Firma nicht geizte. Machte für mich die Anlegemaöver wesentlich entspannter, da hat man echt nicht am falschen Ende gespart. Selbst der Marrekrite Wimpel wehte schon, aber wir nahmen natürlich unseren eigenen, der später noch Gesellschaft von unserem neu erworbenen Friesen-Wimpel bekam.



An Bord erwartete uns dann noch eine Flasche Rosé-Wein, mit einem Kärtchen "We know, you have the choice. Thanks für choosing us". Sehr gerne, Familie Wetterwille. Und jederzeit wieder.

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