Der Morgen begrüßte uns strahlend schön. Geschlafen hatten wir wunderbarst. Ich schlafe nirgends so gern und so gut wie auf einem Boot. Dieses leichte Geschuckel, das Geklacker der Master, dort empfinde ich sogar frühmorgendliche Würmerpickergeschnatter nicht als störend. Wir frühstücken - noch - ganz gut. Das mit dem Brot auf Booten, noch dazu in Proff-Brot-Land - ich erörterte es bereits letztes Jahr.... Aber irgendwas iss ja immer. Bootsurlaub ist nur selten mit Gourmetfreuden verbunden.
Wir beginnen zunächst mit kleiner Auffrischung der Eemkeschen Knotenkunde vom Vortag. Schließlich wollen wir gleich auslaufen und es wird ernst. Eemke streicht derweil mitsamt Gattin und seinen felligen Riesenhunden die Segel und lacht sich kaputt über uns und unsere Übungen, reckt aber dennoch anerkennend die Daumen. Ist doch schön, wenn er sieht, dass wir auf ihn hören. Sehr elegant und ohne jede Hektik legen wir schließlich ab, Herr Wetterwille wird beruhigt sein, wenn er uns gesehen hat. Zunächst geht es über die (zum Glück) offene Schleuse von Terherne zum Sneeker Meer. Hach. Ach. Mr. Blue Sky hat schon ganze Arbeit geleistet, Wolken beiseite geschoben und die Sonne gelockt. Das Sneeker Meer liegt strahlend blau und glitzernd vor uns. Erste heftige Glücksmomente machen sich breit. Wir fahren nur so vor Spaß ein bißchen kreuz, ein bißchen quer und machen dann erstmal einen auf Adam und Eva. Schließlich wollen wir die Anlegemanöver nochmal üben. Bei wesentlich besseren Bedingungen.
Manche Dinge aber auch nicht. Holland ist ja unbestritten die geilste Stadt der Welt, aber was man anscheinend in der geilsten Stadt nicht so braucht, ist eine Fliegenklatsche. Unsere Limanda ist bestens ausgestattet, auch noch besser als die Agnes vom letzten Jahr, aber was fehlt: eine Fliegenklatsche. Und wir wissen, dass man die braucht. Wir wollen schließlich möglichst viel Zeit im Outback verbringen und ich bin auch gut bevorratet: Nelkenöl ( die ganze Flasche ging drauf in den 14 Tagen), Paral und Anti-Brumm, Citronella-Kerzen im Doppel-Dutzend, alles da. Aber manchmal muss man eben auch klatschen. Wir beschliessen, nach der Adam und Eva Runde nach Joure zu fahren. Das kennen wir aus dem letzten Jahr und dort kann man auch ganz prima einkaufen. So ein bißchen Platz ist noch für Vorräte und was man hat, hat man. Und außerdem gibbet dort Hema und Kruidvat und den Heyns sein Albert. Einer wird doch wohl noch ne Fliegenklatsche im Sortiment haben. Dachten wir so. In unserem jugendlichen Leichtsinn.
Mit leichtem Bedauern verlassen wir Adam und Eva und machen uns auf den Weg nach Douwe-Egberts-City. Mein Pfadfinder-Sinn funktioniert gut, die Karte brauchen wir fast gar nicht bemühen. Wir finden den Kanal auch so. Schön wie eh und je. Aber voll. Sowohl der Kanal als auch die unterwegs gesichteten Marrekrites. Viele kleine Schalüppchen unterwegs, leider auch viele Segler. Das ist immer so semi-optimal, wenn die in den schmalen Kanälen auch noch kreuzen üben. Und noch dämlicher, wenn man als Segler im Kanal ein Kind auf einem Wassertier hinter sich her zieht und dafür mitten in der Kurve einer Fahrrinne dümpelt und alles zurechtzuppelt. Manche Leute.... Echt.
Wir erreichen Joure und schleichen hinter einem Kanuten her, der bis in den Hafen paddelt. Mehr als ??? fällt mir da auch nicht ein. Aber bitte. Die Kade am Kanal ist knüppelvoll, kein Zentimeter Platz. Auf der Wiese ist Camping-Holland pur. Tische, Stühle, Sonnenschirme, das halbe Boots-Inventar haben die Aqua-Camper an Land gehievt. Der Passantenhaven ist auch voll, aber ein paar Boxen sind noch frei. Ein Schlaubi rennt am Ufer auf und ab und kräht, welche Boxen angeblich reserviert seien. Dabei wissen wir aus dem letzten Jahr, dass dem im Passantenhaven so nicht ist. ich hoffe, er bezog sich auf die Länge des Schiffes, ansonsten möge er mit seinem Gekrähe in Meck-Pomm Urlaub machen und nicht in Holland Vorurteile gegen Deutsche bestätigen. Der Gatte wird zum ersten und einzigen Male während des Urlaubs nervös, er hat die Maße des schweren Kolosses noch nicht so ganz verinnerlicht. Aber ich kann über das Boot turnenderweise gut sehen und er liegt super im Kurs. ( Vielleicht war er ja auch nervös, weil ich auf dem manövrierenden Boot rumturnte und hat das bloß nicht zugegeben....weiß man's?) Schließlich bekommen wir noch seemannschaftliche Hilfe eines anderen Deutschen und sind so in NullkommaNix perfekt festgemacht. Nur schweineheiß ist es im Hafen. Aber immerhin sind in Joure die Sanitäranlagen eins A. Wir können also duschen und werden das am besten noch auf Vorrat tun. Das "Bad" der Limanda ist zwar auch um Klassen besser als das letztjährige und wir haben sogar warmes Wasser, aber für eine Dusche ist auch auf diesem Boot kein Platz. Zumal ich Wasser aus dem Tank eh nicht traue.
Wir machen uns auf in die Stadt, aufgrund der Wärme werden nur die avisierten Geschäfte angesteuert, ausführlich gebummelt sind wir in Joure ja im letzten Jahr bereits. Und was soll ich sagen? Keine Fliegenklatsche, nirgends. Nicht bei Albert Heyn, nicht bei Kruidvat und auch nicht in so einem Haushaltswaren-Kramladen. Wir essen im gleichen Eetcafe wie letztes Jahr zu Abend und geben uns für den Rest des Abends noch Hafenkino. Ist auch wirklich viel los. Aber Bootsleute gehen ja früh ins Bett, von daher nur von netter Stimmung zu berichten. Und eine ganze Wasservögel-Familie beehrte uns, die uns in ihrer Art, geschlossen und unbeirrt durcheinander schnatternd ziemlich heftig an eine benachbarte Großfamilie erinnerte.....
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