Sonntag, 22. Oktober 2023

Irgendwas war immer - Abgesang auf die Saison 2023

All in - es war eine gute Saison. Mehr aber auch nicht. Denn:  

Irgendwas war immer 

Von O (Ostern) bis O (Oktober) verbrachten wir so viel Zeit wie nie auf dem Wasser. Wir sind nach wie vor sehr dankbar über das, was wir haben und lieben diese Art, zu leben. Dennoch fiel ein Satz auffällig häufig in dieser Saison: 

Das hatten wir uns anders vorgestellt 

Mit dem eigenen Boot unterwegs

Es war die erste Saison, in der wir hauptberuflich Captain und Crew waren. Unabhängig von Urlaubszeiten, Wochenenden, Feiertagen. Im Winter träumten wir uns als EndlessSunshine-Sailor ohne Zeitdruck auf große, lange Rundreise. Höher in den Norden wollten wir, auch die angrenzenden Provinzen Overijssel und Flevoland warten schon lange auf uns.

Alleine - siehe oben. Von Anfang an. Die längste Zeit, die wir am Stück geschafft haben, waren drei Wochen. In denen wir aber aufgrund von - genau - 'irgendwas war immer' nur knapp anderthalb Wochen unterwegs sein konnten. Ereignisse, Termine, der unselige Murphy und ja - so blöd wie sich das anhört - das Wetter.  

Der Wind, der Wind, das nervige Kind 

Es war nicht nur die nasseste, es war auch die windigste, stürmischste Saison ever. Das sage nicht nur ich, das sagen alle. Und wir bilden uns das nicht ein. Die Ertragszahlen der großen Windkraftanlage  im Ijsselmeer bestätigen das. Jeden einzelnen Monat der Saison gab es mehr Wind als im ganzen letzten Herbst/ Winter zusammen. Die Tage, an denen wir unter Windstärke 4 kamen, konnte man an einer Hand abzählen. Für Tage mit Windstärke 6 und mehr, also richtige Sturm- bis hin zu Orkantagen hingegen reichen 4 Hände nicht aus. Alles Tage, an denen Freizeit-Schifffahrt nicht ratsam war. Better safe than sorry und so. 

Mit dem Boot zu einsamen Anlegeplätzen

Schlechtes Timing 

kam dazu. Als wir wieder einmal die Heimfahrt in den Pott antraten, sagte ein niederländischer Stegnachbar scherzhaft zu uns: De Duitsers, die harren immer tapfer bei Schlechtwetter aus und fahren nach Hause, wenn das Wetter besser wird. War was dran...... 

Kein Frühling, Nichtsommer und plötzlich alte Weiber 

Vor dem Nichtsommer schafften wir nur eine einzige längere Tour. Zu schönen Marrekrite-Plätzen in den Meren und einem längeren Aufenthalt in Joure. Alles schick und schön - aber es sollte nur der Auftakt sein. Aus diversen Gründen gab es danach nur noch Stippvisiten-Touren. Eine einzige der hellen Nächste verbrachten wir auf den Meren, die auch noch teils verregnet. Auch einen Stavoren-Aufenthalt brachen wir wegen ernster Sturmwarnung ab. Zum Nichtsommer sag ich nichts mehr. Rausreißen sollten es die alten Weiber. Klappte auch. In Teilen. Auch diese Tour mussten wir unterbrechen. Das nördlichste Ziel, welches wir erreichten, waren wiederum die Alde Feanen. Die gesetzt sind und jedes Jahr ein Muss. Dokkum und Co müssen noch warten. Genau wie Overijssel und Flevoland.

Mit Hund auf der Fähre


Sehnsucht ist schließlich ein Notfall 

Hafeneinfahrt Stavoren
In diesem Fall Ijsselmeer-Sehnsucht. Die Stippvisite in Stavoren war uns einfach nicht genug und so wurde der Sehnsuchtsort abermals unser Ziel. Wir hatten noch einmal fast eine ganze herrliche Woche Sommerfeeling pur. Theoretisch hätten wir sogar mehr Zeit gehabt. Aber - hallo Sturmwarnung, Du olle Nervensäge. 

Den letzten längeren Aufenthalt an Bord hatten wir uns auch - genau - anders vorgestellt. Hallo Murphy, Du Dämlack. Wir hatten fast alle Leinen los, der Motor brummte, wir wollten zusammen mit Schwager und Schwägerin eine schöne, sonnige, große Abschiedsrunde drehen. Aber - das Bugstrahlruder meldete frühen Winterschlaf. Für mit ohne war es  - genau - zu windig. Also nur Hafenkino in diesen Tagen. Plus Ausflüge nach Makkum, nach Sneek und ans Wattenmeer. 
Sogar ein Strandtag war noch drin. 


Mit Hund am Strand


 Auf den allerletzten Drücker machen wir noch einen ganz spontanen Abstecher nach Urk. Das gefiel uns so gut, dass es noch einen extra Eintrag bekommen wird. ( Mit irgendwas muss man sich ja über den Winter trösten ;) )   

Hafen von Urk mit Hund


Die letzten Schritte der Saison 


Immerhin - das Bugstrahlruder ist bereits repariert. So waren wir für die Fahrt ins Winterlager gerüstet. Auch da: es war - mal wieder - eine äußerst stürmische Woche, die an den Küsten sogar mit Sturmflut und Orkan endete. Wir konnten am anvisierten Tag ein sturm- und regenfreies Zeitfenster von einigen Stunden nutzen und waren zunächst einfach nur froh, alles gut über die Bühne gebracht zu haben. Die Wehmut kommt dann dies Jahr später.....   




Unser Bootshund  


Bootshund im Element
Auf der Positiv-Seite steht:  Dr. Fussel ist ein prima Bootshund. Das hat viel besser geklappt als erhofft. Er fühlt sich im Wortsinn pudelwohl an Bord, es ist genau seins. Immer nah bei seinen Menschen, immer viel zu gucken und drumherum viel Freiheit und Auslauf. Er liebt alles daran. Es sind eher wir, die dadurch eingeschränkter sind. Auch wenn uns das vorher klar war, es kam die Saison halt obendrauf. Wir können nicht mehr überall anlegen, wir müssen nach genug Auslauf für unseren Leichtmatrosen gucken. Und wir können ihn schwer alleine an Bord lassen. Alleine schon, weil ein abgeschlossenes Boot sich ähnlich wie ein Auto schnell aufheizt. Da Fussel sich bis jetzt auch absolut nicht ans Fahrradfahren gewöhnen lässt, fielen auch gemeinsame Fahrradtouren weg. Das hatte vor allem ich mir deutlich anders vorgestellt. So schön die Touren in NL auch sind, alleine macht das einfach nicht soviel Spaß. 

Dummerweise wissen wir schon jetzt - das nächste Jahr wird nicht besser. Nächstes Jahr ist das Jahr der Rundungen und Jubiläen, nächstes Jahr sind etliche Termine fest gesetzt. Alle natürlich im allerbesten "Irgendwas ist immer Rhythmus"  . Selbst nur drei Wochen am Stück werden schwierig.  

Bootsleben ist die teuerste Art, unbequem zu leben 

Koje Boot Hund
So war es halt. Bzw. so war es halt nicht. Klar, wir hatten sehr schöne Wochen, wir haben alles genossen, was ging. Aber ich gebe auch zu: Aufgrund des oft sehr usseligen Wetters fanden wir häufiger als - genau - wir uns das vorgestellt hatten, dass unser Zuhause auch sehr schön ist. Bootsleben ist und bleibt die teuerste Art, unbequem zu leben. Und ich gebe auch zu: Wenn man flexibel ist, ist das Gefühl ein anderes. Hat man nach anstrengenden Arbeitswochen nochmal eine Woche Urlaub im Oktober, bedauert man vielleicht schlechtes Wetter, ist aber reif für Essen, lesen, schlafen und wieder von vorne.  Ist man flexibel und hat nicht nur den Urlaub auf dem Wasser, bedeutet das Beste eben manchmal der ersten Heimat den Vorrang zu geben.  

Dennoch: Wir lieben unsere Aquamarijn ungebrochen, wir lieben den Hafen, wir lieben Heeg, wir lieben das Leben auf dem Wasser. Mit allen Sonnen- und Schattenseiten. Deswegen lass ich die Saison auch nicht mit diesem Abgesang enden, sondern es wird neben dem Beitrag zur Insel der Seligen aka Urk auch noch einen mit allen Höhepunkten der Saison geben. 

Blue Moon auf dem Wasser

 

Und bei Euch so ? Gab es nur Sonnen- oder auch mal Schattenseiten? Erzählt mal. Welches Fazit zieht Ihr nach dem Sommer?   

Aber natürlich kann das hier so als alleiniger Logbuch-Rückblog nicht so stehen bleiben. Die Höhepunkte komprimiert findet Ihr in diesem Sehnsucht ist ein Notfall Beitrag.