Der Urlaub lässt sich in der Rückschau in drei Phasen aufteilen. Die erste Phase war heiß und mückige, die zweite gesellig, die dritte stürmisch. Und einen Epilog gab es auch noch. Vorausgegangen war diesem Urlaub der Entschluss, keine neue Route zu entdecken, sondern "nur" zu gondeln und auch Tage einzubauen, die einzig und allein der Erholung dienen. Ursprünglich - als wir noch nichts von unserem Marijntje wussten - überlegten wir für den Spätsommer, uns aus unserer Komfortzone friese Meren rauszubewegen und die angrenzende Provinz Overijssel zu erkunden. Das legten wir aus mehreren Gründen schnell ad acta. Zum einen müssen wir nichts über's Knie brechen und haben ja definitiv viel viel Zeit, Neues zu erkunden. Gefühlsmässig sind wir immer noch in der KYB Phase und möchten einfach unser Boot ( ach, alleine, das zu schreiben - unser Boot - sagte ich schon? ok ok ok schon gut ) aus dem Effeff kennen und handhaben können. Das geht nun mal am besten, wenn wir uns nur auf bekannte Gefilde begeben. Zum anderen hatte sich zu unserer Freude Besuch angekündigt mitten im Urlaub. Schwager und Schwägerin würden für die gesellige Phase Sorge tragen. Außerdem: - es gab noch einiges an Arbeit, was diesen Sommer erledigt sein sollte.
GoedeMorgenCoffie |
Phase 1 : Heiß und mückig
Ende August, der Sommer hatte sich eindrücklich zurück gemeldet. Das Barometer klopfte an der 30 Grad Marke, es war windstill wie selten und uns war heiß. Richtig heiß. Aber zum Glück waren wir ja schon auf dem Wasser. Relativ schnell erledigten wir ein paar Einkäufe, füllten den Wasservorrat auf, beseitigten die schlimmsten "Spinnen- und Vogel-Poep-Stellen" , wie es so malerisch auf holländisch heißt und lösten die Leinen. Ab auf's Heeger Meer, an diesem Tag vor lauter Segeln kaum zu sehen, schnell ab ins Gaastmeer, kurzer Blick: alles voll, richtig voll. Blöd. Also weiter in die Oudegaaster Brekken, in denen wir erst neulich ein so wunderfeines "Das Leben ist gut Wochenende" verbrachten. Die Marrekrite vom letzten Mal war bereits voll, zwei weitere ebenfalls, aber an der kleinen Insel mitten in den Brekken wartete noch ein idyllisches Plätzchen auf uns.
Festgemacht. Badeklamotten an. erstmal zwei Tage nichts tun und ausruhen. Soweit der Plan. Ging auch zum größten Teil auf. Wir hatten idyllische Ausblicke, ein bißchen Marrekrite-Kino, hündischen Zulauf und gingen sogar vom Boot aus schwimmen. Auch dies zu verbuchen in der Kategorie KYB. Zunächst gelang es uns nämlich nicht, die Badeleiter der Aquamarijn auszuklappen, der Ruhebewahrer verstand zwar das System, fand es aber unbedienbar. Schließlich schnappten wir uns eine Leine, der Gatte bastelte einen Leinen-Steg und ging von Land aus ins Wasser. Vom Wasser aus schließlich gelang es ihm dann, den wahrscheinlich schon Jahrzehnte nicht mehr gelösten Mechanismus der Badeleiter zu bedienen und so konnten wir die Leine wieder einholen und richtig schön vom Boot aus schwimmen. Ein Träumchen. Ich wäre wahrscheinlich eh nicht via Leine wieder an Land gekommen und würde vermutlich bis heute da rum paddeln. Gut, dass ich da noch nicht wusste, dass ich ein paar Tage später doch noch turnerische Höchstleistungen vollbringen musste.
Weniger traumhaft war dann eine tierische Begegnung der anderen Art. Monstermücken, die mich an ein lang vergangenes erlittenes Mückentrauma an der französischen Atlantikküste erinnerten. Dort begab es sich an einem Ort mit dem eigenartigen Namen Mimizan-Plage, dass pünktlich mit Einbruch der Dämmerung heuschreckengroße Viecher aus dem Nichts auftauchten, einen Riesen-Lärm veranstalteten und sich auf jeden stürzten, der sich in dieser Zeit draußen aufhielt. Mit Vorliebe verfingen sie sich in den Haaren der Urlauber, mich hat es damals eine ganze güldene Strähne meiner Haarpracht gekostet. Die Viecher waren nicht anders rauszukriegen, als einfach abschneiden.
Ganz so schlimm war es an den Oudegaaster Brekken nicht, aber schon beeindruckend. Der Gatte hat mir erst gar nicht geglaubt, als wir in der Dämmerung ein veritabel lautes Summen hörten. Später hörten wir bei uns im Hafen, dass auch andere erstmal Ausschau nach einem Hubschrauber hielten. Ich kannte das Geräusch, ich wusste sofort, das sind Trilliarden von Mücken. Großen Mücken. (Die Brekken sind anscheinend ein Ort, an dem der Gatte erstmal in Frage stellt, was ich an skurrilen Theorien aus der Natur aus dem Hut zaubere. siehe die Kuh-Wettervorhersage). Anders als damals an der Atlantikküste hielten sich diese Mücken fern von Menschen, sie kamen uns kaum zu nahe , aber unheimlich war es schon. Erst recht, als wir uns dann ins Bootsinnere verzogen, alles natürlich gut abgedichtet, alle Mückengitter und Netze im Einsatz und dann Licht anmachten. Sofort war ein sagenhaftes Getrappel zu hören, es hörte sich an
Sieht schön aus, aber der Schein trügt |
Der ergatterte Platz war trotz der gegebenen Kletter-Schwierigkeiten Premium. Freie Wahl zwischen
Hafenkino |
Schleusenkino |
Vrouwtje grüßt späte Seefahrer |
Hallo Limanda, kennst Du uns noch? |
Aber vor allem genossen wir das Ijsselmeer an den heißen Tagen am schönen Strand von Stavoren. Es war dort allerdings so heiß, dass wir es bei ergiebigem Schwimmen beließen und das Sonnenbad lieber bei leichter Brise und bestem Programm auf unserem Boot nahmen. Aber das Schwimmen war toll. Wenn ich eins in diesem Jahr wiederentdeckt habe, dann ist es das. Wie unglaublich beglückend Schwimmen im Ijsselmeer doch ist. Ich hatte es fast vergessen. Einfach sensationell. Du weisst zwar theoretisch, dass das Ijsselmeer ein See ist, aber da der See - bzw. Meerblick bis zum Horizont reicht, vergisst Du es. Du schwimmst also im Meer, aber das Wasser ist dank der flachen Tiefen schön warm und vor allem nicht salzig. Stundenlang kann man das machen. Schwimmen, plantschen, einfach nur im Wasser sitzen. Ein großer Traum. Und für uns, die wir nun soviel Zeit an Bord verbringen können, wie es die Freizeit hergibt, ein Traum, den wir nun ganz oft träumen können.
Weniger traumhaft dafür die Rückfahrt. Eigentlich war es schön an diesem Tag. Bei Windstille
Es war ein strahlender Sonnentag. Das Dunkle sind die Fliegen.... |
Unser Boot sah aus - man macht sich kein Bild. Dabei hatten wir in Stavoren noch eine Putzstunde eingelegt. Aber nun wieder - überall tote Mücken, grüne Flecken von diesen Piss-Drecks-Kack-Fliegen - und wir erwarteten doch Besuch. Also früh abgedreht, ab in den Heimathafen und erstmal das Gröbste runtergeschrubbt. Blieb trotzdem unter dem Motto: Dieses Boot wurde frisch geputzt, schade, dass Sie es nicht gesehen haben.
Die eigentlich sehr schöne Marrekrite vor Ijlst |
FAQs und Antworten rund um alles, was für Bootsurlaub in Stavoren wichtig ist, findet Ihr hier