Donnerstag, 28. September 2017

Einmal Nordsee und zurück

der gelebte Traum - Woche eins Bootsurlaub 2017 

Von Friesland bis zum Lauwersmeer/Waddenzee -einmal Nordsee und zurück 

Aufregend war es dieses Jahr. Für meinen Geschmack vielleicht auch ein kleines bißchen zu aufregend. Aber bitte - wir sind ja keine Schönwetter-Bootsmenschen. Muss man ja alles mal mitgemacht haben. Der Start in den Bootsurlaub kam noch relativ harmlos daher. Wir übernahmen am Freitag bei den wie immer perfekt vorbereiteten Wetterwilles in Terherne "unsere" Limanda, starteten erstmal in Ruhe die Aktion "Rückereroberung der alten Dame" und begnügten/vergnügten uns am ersten Abend an Bord mit ausgiebigem Hafenkino. Kegelclubs, junge Familien mit Babys, Spanier mit Wasserfetisch - es rüstete mal wieder alles zum Aufbruch, was man sich denken kann und von dem man sich erst recht nicht denken kann, wie es auf dem Wasser wohl besteht.

De Winpel zijn klaar

De Winpel zijn klaar 


Den ersten Tag nutzten wir zum gemütlichen Eingondeln auf dem Sneekermeer. Erstmal gucken, was es alles so Neues gibt und vor allem den Schwager/Schwägerinnen-Törn Gedächtnisweg nochmal abfahren. Wir wollen uns ja schließlich auskennen.


Am Sonntag dann brachen wir so "richtig" auf. Die Nordsee war unser entferntes Ziel, meine Nordsee. Naja, ok. Natürlich wollten wir nicht auf die Nordsee, aber wenigstens bis dahin. Geplante Route zunächst: Über das Pikmar in das Naturschutzgebiet Alde Feanen - Lits-Lauwersmeer-Route - Lauwersoog. Der Wettergott war mit uns, die Sonne schien, es war viel los. Erste Übernachtung kurz hinter der "Immer-noch-Idylle-te-koop" an einer kleinen Insel mit tollem Ausblick auf regen Schiffsverkehr an diesem schönen Tag. Nur unterbrochen von sich leicht selbst überschätzenden Charterfahrern, die trotz heulender Bug-und Heckstrahlruder einfach kein Anlegemanöver hinkriegen, ohne das Charterboot gepflegt an die Stege zu dongen. Mein Verständnis dafür: Null. Wenn ich kein Boot fahren kann, dann lass ich es. Und Punkt. (Wie diese Spezialisten die Stürme der folgenden Woche gemeistert haben - man will es gar nicht wissen.)


Die Lits-Lauwersmeer-Route 

Im Zauberwald der alde Feanen übernahm Firma Immergrün das Wecken. Die sprechen sich doch mit ihren Kollegen im Pott ab. Anders kann ich es mir nicht erklären. Einsame Insel, Outback, himmlische Ruhe - wer landet an? Richtig. Die Immergrünen. Aber gut - es ist nach wie vor unfassbar großartig, was die Marrekrite so leistet und ich bin immer noch für wenig so dankbar wie dafür.



Über das Burgumer Meer (ganz ok, aber so toll, wie alle sagen? Äh, nö) befuhren wir dann den Fluss Lits, der uns zum Lauwersmeer führen würde. Die Lits-Lauwersmeer-Route ist erst seit wenigen Jahren offen und aufgrund vieler unbeweglicher Brücken nur mit Booten von einer Gesamthöhe bis maximal 2,90 befahrbar. Was aber anscheinend auch nicht jeder weiß, der frohgemut diese Route einschlägt. Wasserkarten lesen können ist klar von Vorteil. Diese Spezialisten konnten dann üben. Wenden auf kleinstem Raum, drehen auf dem Teller, wie der Bootsmann sagt. Wir aber konnten uns klein machen, Mast umlegen, Equipment auf dem Achterdeck und man selber ebenso, denn das Wetter gab es her, dass der/die (Bolle) Maat schön nach vorne auf den Bug konnte während der gemächlichen Lits-Fahrt. Diese Route ist unfassbar und unglaublich wunderschön, es ist, als ob man durch ein Zauberland fährt. Die Weite Frieslands wechselt sich ab mit baumbestandenen Ufern, so dass man zwischenzeitlich das Gefühl hat, mit dem Boot durch eine Allee zu gleiten. Es gibt zahlreiche Marrekriten, eine schöner als die andere. Ich bin mir ziemlich sicher, dies muss das Broederland sein, in dem der verehrte niederländische Musiker und Schriftsteller  Auke Hulst sich erinnert.  Ich konnte gar nicht aufhören, zu gucken und zu staunen. Nur widerwillig übernahm ich ab und an das Ruder, damit auch der Ruhebewahrer mal nach vorne konnte, um das Wunderland ergiebig zu bestaunen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich genau das für den Rest des Urlaubs tun wollen: Die Lits rauf, die Lits wieder runter und jede Nacht an einer der wunderfeinen Marrekriten.




Heldin der Schleuse 

Es ging aber nicht nach mir. Nach knapp zwei glücklichen Stunden auf der Lits war feddich mit schönschreiben und wir waren in den Dokkumer Nieuwe Zijlen, dem Wasserweg, den ich vorab in zig Filmchen in diesem Internetz erkundet hatte. Backbord tauchte ein Schild auf "Dokkum", Steuerbord eins, welches nach Lauwersoog wies. "Dokkum ist bestimmt ganz, ganz schön" versuchte ich schmeichelnd dem Gatten eine Planänderung schmackhaft zu machen, aber et half allet nüscht. Der Captain sprach ein Machtwort und steuerte zielbewusst die mächtige Schleuse an, die uns vom gelobten Meer trennte. Alexander bei Wetterwilles hatte noch frohgemut gemeint, dass die Schleusen zwischen Lauwersmeer und Friesland eigentlich offen stünden, aber nada. Sluis staat niet open und nach kurzem, nicht ganz so abgeklärtem Wartemanöver fuhren wir dann in dieses Ding ein.



Das war genau das, wovor ich immer richtig Schiss hatte. Zu zweit schleusen. Der Captain wusste vorher auch nur theoretisch, wie es geht und ich war früher mit meiner Segler-Clique zwar öfter dabei, aber damals mit sechs Mann an Bord bestand meine Aufgabe immer nur darin, gut auszusehen und nicht im Wege zu stehen. Das konnte ich. Aber nun - alleine die Seile legen und ziehen. Ganz toll. Aber - zugegebenermaßen sah die Willem-Lore-Sluis, so heißt das Bauwerk, beeindruckender aus, als sie war. Bis die Tore zugingen und wir - im übrigen - ganz alleine in der riesigen Kammer waren, war ich schon wieder ruhiger. Das Seil lag richtig und der Ausgleich des Wasserstandes erfolgte so gemächlich, dass man es kaum spürte. Geschweige denn sah. Das Mächtigste an dieser Schleuse ist wohl die große Brücke, die zeitgleich gehoben werden muss, aber das musste sie für die niedrige Limanda nicht einmal. Was allerdings wohl zu einer ziemlich beeindruckenden Geräuschkulisse führte, weil über uns LKW und PKW donnerten, während wir in der Kammer schaukelten. Aber nun - alles ging gut. Und ehe wir uns versahen, waren wir auf dem Lauwersmeer. Und nein - wir haben kein Bild von uns in der Schleuse. Aus Gründen. Genauso wie es kaum welche vom Sturm gibt. Aus denselben Gründen. Vier Hände sind einfach wenig auf einem Boot. Aber meinen WA-Status habe ich noch am selben Tag geändert. Auf "Heldin der Schleuse". Und da bleibt er auch erstmal. Man muss auch mal auf sich selber stolz sein dürfen.

Zee => =< Meer


Das Lauwersmeer also. Ebenfalls ganz schön, bißchen kabbelig bereits und derart eigenwillig betonnt, dass wir gar nicht so viel sagen können zu der sagenumwobenen Naturschönheit, denn wir waren vollauf mit Steuern ( der Mann ) und Navigieren (ich) beschäftigt. Schließlich aber tauchte die große Schleuse zur Nordsee (die wir ja leider, leider räusper nicht befahren durften)  und das Sturmwehr, welches sehr an meine heiß geliebten Delta-Werke in Zeeland erinnert, vor uns auf. Lauwersoog, das nördlichste Tor zur Nordsee in NL. Von dort gehen die Fähren zur Insel Schiermonikoog und wir hätten also durchaus einen Nordsee-Strandtag machen können. Machten wir aber nicht - denn 1. frischte das Wetter bereits an diesem Tag eindrücklich auf und wir wollten nicht riskieren, die Rücktour bei richtig schlechtem Wetter zu machen und 2. war der Yachthafen in Lauwersoog zwar sehr gepflegt, der Hafenmeister sehr nett, aber idyllisch geht anders und nachdem  Hägar, der Schreckliche aus Greetsiel uns aus seiner popeligen Joghurtschüssel heraus meinte, den King of Kotelett in Holland geben zu müssen, sehnten wir uns bereits wieder nach tröstlicher Zweisamkeit bei Marrekrites. ( Das mit Hägar erzähl ich vielleicht noch oder auch nicht. Klüger ist es wahrscheinlich, dem weiter keine Bühne zu geben. Aber Greetsiel muss leider jetzt damit leben, dank diesem Muffkopp bei uns das Synonym für gar nicht mal so nett geworden zu sein. Den ganzen Urlaub über hieß es "Der kommt bestimmt aus Greetsiel", wenn sich jemand daneben benahm. Und das tut mir leid für das bestimmt schöne Örtchen und die freundlichen Greetsieler, die es bestimmt auch gibt. Aber ich bin es nicht schuld)  Immerhin - wir schnupperten Nordseehafenatmosphäre, aßen feines Leckerbekje ( Fisch des Tages ) und machten immerhin ein Foto, welches all meine Sehnsüchte perfekt zusammenfasst.





 Weitere Fotos im G+Album Einmal Nordsee und zurück

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