Tut sie auch. Sowohl als Département als auch als Fluss ist bestimmt wunderschön. Aber es gibt noch eine Ardeche, diese mindestens genauso wunderschön. Die Ardeche ist eins der besonders luxuriösen Boote aus der Flotte unseres Lieblings-Vercharteres und wir hatten schon lange ein Auge auf sie geworfen. Als wir beschlossen, dass es nicht immer etwas Schlechtes sein muss, wenn Geschichte sich wiederholt und wir unseren Mai-Urlaub analog dem im letzten Jahr gestalten wollten - eine Woche Boot, eine Woche Noordzee - beschlossen wir auch Gönnung für uns. Eine Woche wollten wir uns die Schöne mal leisten - und haben es nicht bereut. Die Ardeche ist ein wirklich schönes Boot, mit viel Komfort und Annehmlichkeiten und vor allem einer sehr gut funktionierenden Heizung. Nicht ganz unwichtig, denn - es war mal wieder "en Jammer met het weer" . Wir lernten das Boot bei jeder Wetterlage kennen, auch bei etlichen brenzligen Fahrmanövern ( selber schuld, doofe Route ) und schätzen. Wir würden sie auch jederzeit wieder buchen, aber wir wissen jetzt sicher, dass diese Art Boote nicht ganz unseres ist. Wir haben doch lieber einen richtigen Außensteuerstand, eine Achterkajüte und dafür dann innen mehr "echtes" Bootsfeeling. Die Mistral vom letzten Jahr bleibt unser Favorit. Wenn uns mal so etwas wie die Mistral zum Kauf unterkommt, dann fangen wir an zu rechnen. Wenn es eine Sprayhood oder wenigstens ein Bimini hat. Für Fahrspaß von März bis Oktober. Immer gut, wenn man nicht nur weiß, was man sich leisten kann, sondern auch, was man sich leisten will. Wär das auch geklärt.
Zunächst einmal enterten wir aber die Ardeche und direkt nach Übernahme hieß es "Leinen los". Wir waren aus diversen Gründen nicht nur erholungs- sondern auch besonders ruhebedürftig und steuerten sehr zielsicher für die erste Nacht eine unserer Lieblings-Marrekriten an, die wir dann auch prompt exklusiv hatten. Diese Ruhe. Diese Stille. Beim Anlegen stellte aber vor allem ich fest, dass die Ardeche deutlich höher ist als die bisher gebuchten Boote und ich viel tiefer springen musste als gedacht. Und wir hatten im Hafen noch darüber gelacht, dass die Ardeche auch eine einhängbare Leiter besitzt. Nun wussten wir auch wofür.
Am nächsten Tag ging es dann bei mal Regen, mal Sonne einmal quer über Sneeker Meer, schnell gucken, ob alle Lieblingsplätze den Winter gut überstanden haben und dann in die Betonnung des Princess Margriet Kanals. Kurz am Ort der auf ewig unerfüllbar bleibenden Sehnsüchte ( der Werft mit den superschönen Yachten ) ein Goede Dag entgegengerufen, den Ort Grou links liegen gelassen und ab durchs Pikmar zum Kanal des alten Captains. Dort lagerte raumgreifend ein Berufsschiff - danke für Nichts - also auf dem Teller gedreht und ab ins Sanmar. Dort bei Regen einen Anlegeplatz gesucht und eine uns bis dato unbekannte, nach Pfefferminz duftende, super schön angelegte Insel gefunden. Nix so schlecht, dass es nicht irgendwo gut für ist. ( unser Omma, Ihr kennt den Spruch mittlerweile sicher ) Da waren wir nicht zum letzten Mal. Wunderschön dort. Von dort ging es am nächsten Tag weiter durch den Feenwald der Alde Feanen bis nach Earnewald. Dort fanden wir einen ganz feinen Platz im Passantenhafen mit Ausblick
und guckten uns nach so vielen Durchfahrten in den letzten Jahren dann auch mal den Ort an. Ganz nett, die Pommes war auch lecker, aber wir wollten wieder raus. Kennen wir doch so viele schöne Plätze im Feenwald, einer wird ja wohl frei sein für uns. Wäre bestimmt auch so gewesen, aber wir sollten es nicht mehr rausfinden. Denn über uns entlud sich ein Wetter vom Feinsten, Hagel, Gewitter und Regen ohne Ende. Tjanun. Blieben wir halt im geschützen Hafen. So ist es das mit dem Bootsurlaub. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Am nächsten Tag beruhigte sich das Wetter sichtlich und wir nahmen die geplante Route in Angriff. Der van Haarinxmakanal bis nach Franeker durch Leeuwarden wollte erkundet werden. Ich sag es mal so: Schön geht anders. Sehr viel Berufsschifffahrt auf einem relativ engen Kanal. Hängste hinter einem Frachter, hängste hinter einem Frachter. Ausweglos. Die Ortsdurchfahrt Leeuwarden wurde ihrem schlechten Ruf mehr als gerecht. Baustellen überall, Pontonbrücken mit langer Wartezeit, dabei immer im Kielwasser der Frachter schaukelnd und bangend, nicht gegen die Kaimauer gedrückt zu werden. Auch bei den Brücken, unter die wir locker gepasst hätten, mussten wir warten. Frachter !
Sooo nervig, sagte ich schon. In Franeker angekommen, fanden wir einen ortsnahen Platz in einer Gracht, immerhin etwas. Allerdings ohne jeden Service, dafür kostenpflichtig. Franeker selbst ist in erster Linie alt, nicht nur die älteste Universitäts-Stadt der Niederlande, sondern auch alles andere war na ja eben alt. Bis auf das - ja ganz im Ernst - Quidditch Stadion und Jan Hendriks Brunnen-Wolke. Hatten wir immerhin einen weiteren Brunnen unserer Elf-Brunnen-Route zugefügt.
Der Höhe der Ardeche geschuldet, mussten wir einen Großteil des Weges genauso zurücklegen, wie wir gekommen waren, es war tatsächlich noch nerviger als am Vortag. Wir waren sehr erleichtert, als wir in Leeuwarden auf die stande mast Route abbiegen konnten, die dann tatsächlich deutlich schöner war als erwartet. Nur die Marrekriten waren nicht so verlockend. Nachdem man an allen Brücken auf der stande mast den Warteknopf drücken musste, den man nur kriechend erreichen konnte, schenkten wir uns die letzten Brücken und ließen abermals Grou liegen, diesmal Steuerbord und fuhren relativ erschöpft zu einer Marrekrite-Insel im Pikmar, an der wir schon öfter waren. Dort erlebten wir neben den obligatorischen Enten, die genau so gepaart unvermeidlich an jedem Steg, wirklich jedem! auftauchten und für die wundersame Wandlung des Ruhebewahrers in einen Entenflüsterer verantwortlich zeichneten
noch eine andere tierische Überraschung. Am Steg lagen etliche andere Boote, auf einem eine Familie, deren Kinder sehr ergiebig einen großen, aber ersichtlich geduldigen Schäferhund bespielten. Am nächsten Morgen ging es genauso weiter, auf einmal aber sammelte der Vater seine Kinder ein, Leinen los und ab dafür. Es bot sich folgendes Bild:
Ein frühmorgendlicher Spaziergang über die Insel brachte dann Aufklärung. Auf der Rückseite der Insel gab es ein idyllisch gelegenes Wohnboot, wo zumindest der Hund wohnte. Wir hoffen nicht allein.....
Die letzten beiden Tage verbrachten wir mit gemütlichem Rumgondeln Richtung Heimathafen, wir beehrten wieder den Gewittersteiger, schauten kurz am Naturhafen von Joure vorbei und ließen es uns einfach gut gehen. Bei jeder Wetterlage! Darauf nahmen wir dann bei Wetterwilles den Abmusterungsschluck und gingen schweren Herzens von Bord.
Um am Tag zwischen friese Meren und Noordzee Narnia zu finden und ein Projekt anzustoßen, welches noch läuft und (noch) Geheimhaltung unterliegt. Der Arbeitstitel lautet Maja Maybe und wir werden berichten. Daumen werden derweil gerne genommen.