Sonntag, 20. Oktober 2019

Der Sommer ist vorbei - Winterstalling

Die Farbe des Sommers war aquamarin

Der Sommer ist vorbei. Untrügliche Zeichen verweisen auf den Herbst:
die ersten Boote fallen auf die Straße. Mit dem Sommer endet auch die Boots-Saison. Nix mit Wake me up when September ends, hier eher das genaue Gegenteil. Wenigstens eine von uns darf Winterschlaf halten.

Ein letztes Mal für dieses Jahr machten wir uns Freitagabends auf ins gelobte Narnia-Land, ließen uns ein letztes Mal von 6 anständigen Windstärken in den Schlaf schaukeln und genossen einen letzten Kaffee mit Heimathafen-Kino. Schon in der geschenkten Woche hatten wir weitestgehend klar Schiff gemacht und unser Marijntje für den Winterschlaf vorbereitet.

Viel war also nicht mehr zu tun, der Wassertank musste noch restgeleert, die Koje ausgeräumt, das Decks-Mobiliar verstaut und der Kühlschrank abgetaut werden. Die Aquamarijn verbringt den Winter dort, wo sie schon der Vorbesitzer zur Ruhe legte, in einer riesigen beheizten Halle. Werterhaltend und nervenschonend. Aus-und Einwasser-Arbeiten beschränken sich so für uns auf ein erträgliches to-do. Die Halle ist im überwiegend maritim ausgerichteten Gewerbegebiet Narnias. Welches im übrigen dreimal so groß ist wie der Rest des Ortes. Ganz spannend dort. Werft an Werft an Halle an Boots-Bedarf an Boots-Reparier-Betrieb an BootsLackiererei an Werft. Alles, was man braucht in NL als Bootsbesitzer findet sich dort. In unserem Winterstalling sind auch etliche andere Boote aus unserem Yachthafen, das Marijntje wird sich also hoffentlich nicht allzu einsam fühlen ohne uns.

Schweren Herzens brachen wir auf zu unserer letzten Bootsfahrt für diese Saison. Es war eigentlich sogar schön, nochmal zu fahren. Wettertechnisch ging es, nur auf dem Heeger Meer war es erstaunlich kabbelig. Im Hafen hatten wir eigentlich den Eindruck, dass der Sturm nachgelassen hätte. Aber nun, steckste nicht drin. Bis zum Winterlager mussten wir leider auch nur viermal um die Ecke, dann übergaben wir unser Marijnte dem sehr netten und kompetenten Winterstalling-Beauftragten.

Winterlager


Blick zurück
Klar, wir sind ein bißchen traurig und wehmütig. Der Winter ist lang. Aber der nächste Sommer kommt bestimmt und mit ihm eine Saison, die auch für uns diesmal dann richtig lang sein wird. In die Wehmut mischt sich aber auch Dankbarkeit und Erleichterung. Dankbar sind wir für das, was uns die Aquamarijn schon in dieser Saison gegeben hat, dankbar dafür, dass wir diese Entscheidung getroffen haben. Erleichtert, weil es sich eben erwies, dass es die richtige Entscheidung war und vor allem der Kauf ein Glücksgriff gewesen war. Klar, wir hatten Baustellen in der KYB Phase, es werden sich auch wieder neue auftun. Aber der Captain beobachtet den Markt interessiert weiter und ist sich sehr sicher, alles richtig gemacht gemacht.

Auch wenn ich es immer noch surreal finde, das jetzt am Ende der Saison so zu schreiben. Ich sehe uns immer noch auf der Ardeche sitzen, wie wir uns freuten, so früh im Jahr schon die Saison zu beginnen, wie wir auf der Ardeche über die Maybe sprachen und doch so gar keine Ahnung hatten, wie alles kommen würde, wie wir schon gar nicht daran glaubten, dass wir die Saison echt so spät und vor allem auf eigenem Kiel beenden würden.

Umso größer die Vorfreude. Der Ausblick verheißt Gutes. Wie es aussieht, werden Schwager und Schwägerin mit ihrem Segelboot nachziehen, so dass wir bald eine richtige kleine Flotille in Narnia haben. Segeln zwischendurch ist auch eine schöner Ausblick. Oder die Männer gehen segeln und die Damen an den Strand. Auch 'ne feine Option. Wir freuen uns. Über das, was war und auf das, was kommt.

Die Farbe unserer Sommer bleibt aquamarin. Die schönste Farbe der Welt. 

Aquamarijn
Die Farbe unserer Sommer 


Freitag, 18. Oktober 2019

Lekker allein an Bord

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub. Unverhofft kommt nicht oft, aber diesmal in Form einer letzten geschenkten Woche an Bord. Getreu dem Motto "Wer viel arbeitet, hat auch viel frei" forderte ich die vor und nach dem September-Urlaub gemachten Überstunden sofort wieder ein. Der Ruhebewahrer hatte nicht ganz so viel Glück, er musste nach dem Wochenende nochmal für zwei Tage anne Schüppe. Konnte sich aber immerhin ins Team Brückentag einbuchen und auch noch ein paar letzte schöne Tage an Bord verbringen.

Am ersten Wochenende hatten wir Besuch an Bord. Die Wahlfamilie war bei anderen Freunden in deren Mobilheim in Lemmer und alle zusammen kamen zur Bootsbesichtigung und Narnia-Rundgang. Wir waren stolz, der Besuch begeistert, die Lemmeraner haben auch viel maritime Erfahrung und waren durchweg der Meinung, dass wir alles richtig gemacht haben.


Zwei Tage war ich danach lekker allein an Bord und fast allein im Hafen. Sicher nicht jedermanns
Sache, aber mir hat es gefallen. Je mehr nichts, desto besser und die Ruhe hat mir sehr gut getan. Die Nächte wurden mir präsentiert von schaukeligen 7 Windstärken, die Tage von wechselhaftem Aprilwetter. Da wechselhaft aber auch bedeutete, dass zwischendurch die Sonne strahlend schien, während es zuhause mehr als grottig war, ging das so in Ordnung.

Meine Tage alleine verbrachte ich mit Hafenkino, lesen, Podcasten und jaha - tatsächlich des Abends auch mit Fernsehen. Am Wochenende hatten wir bereits kein Bootsfahrwetter mehr und so nahmen wir doch tatsächlich das letzte unerforschte Spielzeug an Bord, die sich selbst ausrichtende Satelliten-Anlage in Betrieb. Ein bißchen müssen wir da noch an den Einstellungen fummeln, denn eingespeichert sind zwar dröfzigtausend deutschsprachige Sender, aber kein einziger aus NL. Kann ja nicht sein, dass ich zuhause NL-TV gucke, an Bord aber nicht. Geht gar nicht. Wobei Fernsehen an Bord ja auch nicht unsere größte Priorität ist.


Was ich noch tat an diesen Tagen, war spazierengehen. Ja, ich. Ich bin gelaufen. In der Not frisst der Teufel Fliegen und Lauf-Faule latschen los. Jede Ecke in und um Heeg habe ich erkundet, neue Ecken gefunden, alte und neue Aussichten genossen und richtig Freude dran gehabt. Aber es war dann auch schön, als der Captain wieder mit an Bord war.

Heeger Impressionen 


Gemeinsam erkundeten wir noch eine uns bis dato unbekannte Ijsselmeer-Ecke und fuhren nach
Workum. Von dieser Stadt kannten wir bis dato nur die Workumer Trekvaart und eine ausgesprochen häßliche Eisenbahnbrücke, die wir auf dem Weg zur Trekvaart glücklicherweise links hatten liegen lassen können. Aber der Ort gefiel uns außerordentlich gut, wir waren angenehm überrascht. Wir werden dort auf jeden Fall nochmal hinfahren. Dann aber mit der Aquamarijn. Brunnen Nr. 8 konnten wir auf diese Art auch direkt abhaken. Und ja - es ist Kunst. Es kann nicht weg. Tada:

die 3 Löwen von Workum  


in Workum, um Workum, um Workum herum 

Richtig richtig toll war es dann noch am Workumer Ijsselmeerstrand, wo sich an einem richtig stürmischen Oktobermeer-Tag Hunderte von Kite-Surfern tummelten und teilweise unfassbar schnell richtig übers Wasser flogen. Ein tolles Spektakel.


Wir schlugen uns dort ein wenig durch die Botanik und entdeckten feine kleine Buchten, denen wir sicher im nächsten Sommer unsere Aufwartung machen werden. Das wird allerfeinstes See-Kino. Ich bleibe dabei: Das Ijsselmeer ist die größte Wieder-Entdeckung der SommerTouren. Es ist wirklich toll, das Boot so nah am Ijsselmeer zu haben. Narnia ist zwar vielleicht nicht in allen Punkten die beste Wahl für einen Motorboot-Heimathafen, aber gerade für Tage, an denen man ein Ziel wünscht für 4 Räder ist das Ijsselmeer ideal.

Workum Strand Kite Surfer

Wir blieben dann auch die komplette Woche im Hafen, das Wetter war nicht ganz so golden wie wir es uns gewünscht hätten. Aber dafür hatten wir einen tollen Sommer. Man muss ja nichts provozieren und auf den letzten Metern der Saison mit Ach und Krach raus. Und so war es auch schön. Gemütlich, kuschelig, erholsam und beglückend.     

Kanal Balk
Moon over Canal Street
Anm. d. Red. Zur Ansicht der Videos doppelt klicken oder zweimal langsam hintereinander auf die Play Taste. je nach Browser. Und das Ijsselmeer-Video ist erst im Vollbildmodus richtig toll, dann sieht man einen Surfer richtig fliegen.