Schöne Momente in 2020? Die gab es?
Ja, es war ein schlimmes Jahr. Ein annus horribilis wie aus dem Lehrbuch.
Dieses Jahr hat uns allen viel genommen. Auch die Bootssaison ist davon nicht verschont geblieben.
Erst durften wir nicht aufs Wasser, obwohl wir gekonnt hätten.
Dann hätten wir aufs Wasser gedurft, konnten aber nicht mehr.
Schließlich endete die Saison so, wie sie begonnen hatte:
Wir hätten gekonnt, durften aber nicht mehr.
Beklagt habe ich das bereits an anderer Stelle, die Unlogik, die Ungerechtigkeit dahinter.
An der Kröte schlucke und kaue ich auch immer noch. Weiter weg als auf dem Wasser kann man ja wohl von allem nicht sein. Die Zeit auf dem Boot und auf dem Wasser waren die einzigen Zeiten, in denen ich in keinster Weise gefährdet war, während das sonst bei mir so weiß Gott gezwungenermaßen nicht der Fall ist.
Auch geschrieben habe ich wenig in den letzten Monaten. Das ist all dem, was war, zum Opfer gefallen. Wie immer, wenn Zeit knapp ist, ist Blogzeit die, die eingespart werden kann. Aber - dennoch will ich 2020 nicht auch noch erlauben, dass es blogtechnisch nicht zu mehr als einer ewigen Suada gereicht hat und schon mal gar nicht, dass dieses Logbuch im Januar beim Bericht über die Boot stehen bleibt.
Was ich immer geschrieben habe in den letzten Monaten, waren die Antworten auf die Fragen im 5 Jahres-Journal, welches mir die Trixe vor einigen Jahren schenkte.
Letztens war folgende Frage zu beantworten: "Was ist Dein größter Traum?"
Im letzten Jahr antwortete ich naiv und hoffnungsfroh: "Dass alles so bleibt, wie es ist!"
Ratet, was ich dieses Jahr schrieb? Richtig. "Dass alles wieder so wird, wie es war!" Diese Antwort hat mich selber bestürzt. Wie traurig ist das? Aber es ist die Wahrheit. Ich will mein, unser aller Leben zurück! Immer noch und noch immer und noch mehr als im Frühjahr. Und die Befürchtung, dass dieser Traum unrealisierbarer wird als meine allererste Antwort* auf diese Frage - das wiederum hätte ich mir nie träumen lassen. Nie, nicht in meinen wildesten Albträumen.
(*Ein Boot war die Antwort im Jahr 2018. Und das hielt ich für unrealisierbar. Dass ein Boot leichter zu kriegen ist als die Gelegenheit es zu nutzen..... Ich kann es immer noch nicht fassen.)
Ja, das Jahr hat uns viel genommen, das Jahr hat uns viel, zuviel abverlangt. Was es uns nicht genommen hat, sind Freundschaft, Familie, Zusammenhalt, Hilfe. Und unsere Zuflucht. Auch wenn die Verfügbarkeit fragil war/ist.
Schöne Momente in 2020? Die gab es? Ja, die gab es.
Und davon will ich hier erzählen. Denn - von all den schweren Dingen kann ich noch nicht erzählen. Wenn ich überhaupt schon wieder was erzählen kann, dann hiervon. Von der Hoffnung, der Ruhe und der Stärke, die hiermit verbunden ist. In diesem Blog für unsere Aquamarijn und das, was sie für uns ist. In diesem Jahr war sie spät, aber nicht zu spät für uns da. Den ganzen Winter über hatte ich mir den Moment ausgemalt, in dem wir endlich wieder in Friesland sein würden, in dem wir unser Boot in Empfang nehmen können. Dass wir so lange darauf würden warten müssen.....
Der Moment, als wir endlich von der Autobahn abfuhren, über die erste Brücke an der Follegasleat fuhren, als wir endlich im Jachthafen ankamen und vor allem, als wir im Winterlager endlich unser Boot wieder hatten - diese Momente waren dann nicht nur Momente der reinen Freude. Sondern auch Momente der Erkenntnis, wie fragil alles war und ist.
Das Boot ist viel für uns, aber in diesem Jahr war es vor allem unsere Zuflucht.
Der Ort, an dem wir mal durchatmen, mal wieder wir sein konnten.
Wir waren selten da, zu selten. Und wenn wir da waren, mussten wir auch meistens da bleiben. Gefahren sind wir monatelang nicht. Dennoch war es schön, sie zu haben.
Unser Marijntje, unsere Zuflucht. Unsere Aquamarijn, das selbstverständlich wunderfeinste Boot der Welt.
Die Aquamarijn, frisch aus dem Winterschlaf erweckt im noch sehr leeren Hafen, fast 2 Monate später als geplant |
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